Arye Shalicar, Mitarbeiter im Büro des israelischen Ministerpräsidenten, Politologe und Schriftsteller, besuchte mit einer offiziellen israelischen Delegation den Sudan. Ein erster Schritt auf einer hoffnungsvollen Reise.
Von René Wachtel
Israels offizielle Beziehungen zum Sudan sind erst einige Monate alt – eine Folge der „Abraham-Abkommen“, die Mitte September mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain geschlossen wurden. Denn die vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump gestartete Friedensinitiative brachte auch den Sudan und Marokko dazu, diplomatische Beziehungen mit Israel aufzunehmen.
Die erste offizielle Reise in den Sudan absolvierten hochrangige Vertreter des Militärs und der israelischen Zivilregierung. Gesprochen wurde auch über innerstaatliche Probleme des drittgrößten afrikanischen Staates, wie Delegationsteilnehmer Arye Shalicar berichtet: Immer noch ist der Konflikt mit dem Südsudan virulent, Flüchtlingswellen an der Grenze zu Äthiopien machen dem Land ebenfalls zu schaffen. Der Demokratisierungsprozess nach der langjährigen Diktatur Umar Al-Bashirs verläuft schleppend. Auch die Beziehungen zu Israel stecken noch in den Kinderschuhen, sollen aber nach dem Willen der Regierung von Abiy Ahmed intensiviert werden, wie beide Seiten durch die Unterzeichnung eines „Memorandum of Understanding“ bekräftigten. „Der Sudan“, so Shalicar, „ist natürlich am vielfältigen Know-how Israels, etwa in den Bereichen Wassertechnik und Landwirtschaft, interessiert.“ Dass Israel als High-Tech-Land sein technologisches Wissen über Urbarmachung und Kultivierung von Wüstengebieten einbringen könne, finde im Sudan viel Resonanz. Wie wichtig diese Entwicklung aber auch für Israel selbst sei, sei auf dieser Reise allen Delegierten noch einmal bewusst geworden, so Shalicar. „Auch mit den anderen neuen Partnern in der arabisch-muslimischen Welt streben wir einen regen Wirtschaftsaustausch an.“
So wurden sowohl mit den Vereinigten Arabischen Emiraten als auch mit Bahrain schon Wirtschaftsverträge geschlossen, ähnliches bahnt sich mit Marokko an. Und seit es tägliche Direktverbindungen gibt, sind die VAE ein beliebtes Urlaubsziel für israelische Touristen geworden. Shalicar ist der Überzeugung, dass bald noch mehr Länder der arabisch-muslimischen Welt dem Beispiel folgen und die Beziehungen zu Israel normalisieren werden. Als weitere Kandidaten nannte er den Oman und auch Indonesien. Eine Win-win-Situation für alle Länder, für Israel ebenso wie für seine neuen Freunde.