Ein israelisches Team wird heuer am bedeutendsten Radsportereignis der Welt teilnehmen. Die Tour de France könnte zum Höhepunkt für die neue Profimannschaft werden.
Als vor fünf Jahren Israels Cycling Academy Team gegründet wurde, um den Radsport im Land zu fördern, stand man noch am Start der ersten großen Etappe. Doch der Plan ist aufgegangen, denn seit der Übernahme durch den israelisch-kanadischen Milliardär Sylvan Adams ist die Entwicklung, passend zur Sportart, rasant. Schon 2018 brachte Adams den Start des Giro d’Italia nach Israel: Drei Etappen wurden in Israel durchgeführt, auch als Hommage an den großartigen italienischen Radrennfahrer Gino Bartali, der 700 Juden vor den Nazis rettete (siehe NU 1/2018: „Tribut an einen stillen Helden“). Der nächste entscheidende Schritt folgt in diesem Jahr: Das israelische Team hat eine Lizenz als UCI World Team erhalten, die es den Sportlern erlaubt, beim bedeutendsten Rennen – und dem drittgrößten Sportereignis weltweit – mitzufahren: der Tour de France.
Der Grundstein dafür wurde voriges Jahr gelegt, als das Cycling Academy Team 72 Podestplätze belegte (darunter 30 Saisonsiege) und im UCI-Ranking letztlich auf Platz 19 gereiht wurde. Unter anderem erstrampelte der Belgier Ben Hermans den Sieg bei der Österreich-Radrundfahrt. Für das junge Team ändert sich nun durch die neu erworbene Lizenz viel, unter anderem der Name: Fortan firmieren die Radler unter Israel Start-Up Nation Team. Das wiederum erinnert an den neuen Hauptsponsor, Israel Start-Up Nation Central. Außerdem ging das Team im Bereich Marketing und Produktentwicklung eine Kooperation mit dem Formel-1-Rennstall Williams ein. An den beiden Formel-1-Boliden wird künftig das Logo des israelischen Radteams prangen.
Siege sammeln
Auch personell wurde der israelische Rennstall internationaler und größer. Ähnlich wie beim Profifußball wurden internationale Sportler ins Team geholt: Insgesamt wurden vierzehn neue Radfahrer engagiert – darunter die drei Deutschen André Greipel, Rick Zabel und Nils Pot, wobei Letzterer auch als Kapitän der Mannschaft im Einsatz ist. Als stärkster Bergfahrer gilt der Ire Dan Martin, der 30-jährige Vorarlberger Matthias Brändle steuerte 2019 drei Etappensiege bei.
Anfang des Jahres waren die Israelis bereits in Südamerika unterwegs und nahmen an der Australien-Tour teil, ab März wird der Schwerpunkt nach Europa verlegt, Höhepunkt wird im Juli die Tour de France sein. Schon bei der Kolumbien-Rundfahrt im Februar erreichte Itamar Einhorn als erster Israeli überhaupt einen Podiumsplatz: Er belegte in der zweiten Etappe den dritten Rang. Die Prognose vieler Kommentatoren, das Start-Up Nation Team würde frischen Wind in den Radsport bringen und die World Tour 2020 bereichern, dürfte sich jedenfalls bewahrheiten.