„Feiertagsgruss.at“ ist ein gemeinsamer Festtagskalender der drei abrahamitischen Religionen. Muslime, Christen und Juden geben Einblicke in Riten und Geschichten zu 41 Feiertagen – und zeigen so manche Parallele auf.
Von Mark E. Napadenski
Feiertage sollen bekanntlich gefeiert werden, wie sie fallen. Das gilt nicht nur für Geburtstage oder nationale Festivitäten wie den Nationalfeiertag. Letztere sind an ein bestimmtes Datum gebunden und über das Jahr verteilt. Zu diesen weltlichen Festen kommen hierzulande noch christliche Feiertage, die für alle Bürger des Landes gleichermaßen gelten und an denen die Geschäfte geschlossen bleiben und die Arbeit ruht.
Neben datumsgebundenen Festtagen richten sich andere christliche Feiertage nach den Mondphasen: Ostern zählt dazu, es fällt immer auf den ersten Sonntag nach dem zyklisch bestimmten Vollmond, der am oder nach dem 21. März stattfindet. Generell sorgt der Gregorianische Kalender mit seinen 365 Tagen für eine relative Planungssicherheit, aber es gibt Sonderreglungen: Der Karfreitag ist beispielsweise für evangelische Christen ein besonders heiliger Tag; es wurde lange gefeilscht, ob dieser Tag auch für Nicht-Christen oder nur für Protestanten als Feiertag gelten soll.
Einfach kompliziert
Schließlich wurde der Karfreitag als offizieller Feiertag abgeschafft; evangelische Christen dürfen jedoch einen regulären Urlaubstag konsumieren. Das brachte plötzlich auch andere Religionen ins Feiertagsrennen, denn es sollten gleiche Regeln für alle gelten, das heißt, jeder Arbeitnehmer soll einmal pro Urlaubsjahr einseitig bestimmen dürfen, wann er einen Tag des ihm zustehenden gesetzlichen Urlaubs beanspruchen möchte. Und jetzt wird‘s kompliziert.
Die Religionsgemeinschaften müssen konsensual festlegen, welcher Feiertag im jeweiligen religiösen Kalender so wichtig ist, dass man dafür einen bezahlten Urlaubstag nehmen darf. Im Judentum ist es Jom Kippur. Dieser höchste jüdische Feiertag findet immer im Herbst statt, fällt aber bekanntlich nicht jedes Jahr auf das gleiche Datum. Der jüdische Jahresablauf folgt nämlich einem sogenannten Lunisolarkalender, einer Mischform aus Mond- und Sonnenzyklen. Der muslimische Feiertagskalender wiederum richtet sich ausschließlich nach den Mondphasen. Daher verschiebt sich beispielsweise Ramadan jedes Jahr um zirka elf Tage nach vorne und dauert insgesamt einen Monat.
Liebe Grüße
So summieren sich die frommen Festivitäten also, und viele Leute feiern auch gerne die Feste anderer Religionen. Weil Geselligkeit auch zu religiösem Austausch führt, hat sich das Projekt „feiertagsgruss.at“ etwas einfallen lassen: Via Whatsapp oder E-Mail bekommen Abonnenten am Abend vor jedem Feiertag einer abrahamitischen Religion eine Kurznachricht, in der historische, religiöse und rituelle Aspekte des jeweiligen Festes erläutert werden. Dabei werden Christen in Katholiken, Protestanten und Orthodoxe unterteilt, bei Muslimen wird auch über alevitisches Brauchtum informiert. Und bei den Juden? Ist man sich zumindest bei den Feiertagen einig.
Das Projekt „feiertagsgruss.at“ wurde von acht Organisationen initiiert, um den interreligiösen Austausch zu verstärken: Etwa Vertreterinnen der römisch-katholischen „Kirche im Dialog“ der Erzdiözese Wien, die katholische Jugend, die evangelische Jugend, Mitglieder der griechisch-orthodoxen Metropolis von Austria, die muslimische Jugend, die alevitische Glaubensgemeinschaft, jüdische österreichische HochschülerInnen sowie das „Café Abraham“ bringen gemeinsam Licht in den Feiertagsdschungel. Insgesamt werden mittlerweile 41 Feiertage beleuchtet, um das Verständnis für andere Religionen zu stärken und Einblicke in teils sakrale, teils profane Gebräuche zu geben. Um keiner Religion den Vorrang zu geben, richtet sich „feiertagsgruss.at“ nach dem offiziellen Gregorianischen Kalender und beginnt mit Neujahr am 1. Jänner. Danach kommt der Schabbat, der allwöchentlich von Freitagabend bis Samstagabend dauert und im Judentum als Tag der Ruhe eine besondere Rolle spielt.
Beachtliches Lexikon
Um das Wissen übereinander zu vergrößern, Neugier zu wecken, gegenseitiges Verständnis zu fördern, hat das Projekt „feiertagsgruss.at“ außerdem ein beachtliches Lexikon zu religiösen Terminologien erstellt, von A wie Ablasshandel über I wie Iftar bis Z wie Zedakah. Ein einheitliches Design macht farblich erkenntlich, um welche Religion es sich handelt: die muslimischen Feiertage sind grün, die jüdischen blau und die christlichen sind gelb. Illustriert ist der Feiertagsgruß mit Fotos religiöser Kultobjekte und traditioneller Speisen. Motto: Je mehr wir voneinander wissen, umso besser.