Alle reden von Wahlen, wir auch. Und es stellt sich ganz ernsthaft die Frage, ob wir wirklich Politiker brauchen.
Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Javor: Alle reden von einer neuen Regierung. Ich persönlich brauche keine, ich hab schon die alte nicht gebraucht.
Menasse: Wen wählst du denn, wenn wir jetzt sofort Neuwahlen haben?
Javor: Andere als am 1. Oktober.
Menasse: Das mache ich auch. Wenn das alle so machen, kommt das gleiche Wahlergebnis heraus wie beim letzten Mal.
Javor: Aber es gibt eine herrliche Wählerstromanalyse. Alle Schwarzen wählen rot, die Grünen blau, die Blauen orange, die Orangen schlagen zu und die Roten sind schon wieder verzweifelt. Der Bildschirm wird dem ORF bei der Analyse zu klein werden, und die Farben werden ihm ausgehen. Ein schweres Durcheinander wird sich tun.
Menasse: Für Politologen ist jetzt eine herrliche Zeit. Sie können uns im Fernsehen ununterbrochen erklären, was sie schon vorher in der Zeitung gelesen haben, und uns weismachen, dass ihre falschen Prognosen vom Vortag fast eingetroffen wären. Der Filzmaier zum Beispiel dürfte beim ORF ein Abonnement erworben haben.
Javor: Man nennt das Wahlabo. Ich habe im Übrigen den Verdacht, dass die Politiker heimlich an Werbeagenturen beteiligt sind und mit den künftig vier Mal im Jahr stattfindenden Wahlen ihr karges Gehalt auffetten.
Menasse: Wenn das so ist, fordere ich einen Untersuchungsausschuss über die Werbebranche. Der Rumpold wird Vorsitzender.
Javor: Das wäre allerdings so, als ob man Graf Dracula zum Leiter einer Blutbank machen würde. Untersuchungsausschüsse sind aber jedenfalls eine gute Möglichkeit die Politiker zu beschäftigen, ohne dass sie Schaden anrichten können.
Menasse: Da gäbe es herrliche Möglichkeiten. Van der Bellen befasst sich mit dem Thema Rauchverbot im öffentlichen Raum, Schüssel wird Leiter des Ausschusses für mehr Charme im Zusammenleben und Westenthaler kümmert sich um die gewaltfreie Familie.
Javor: Gusenbauer bekommt den Ausschuss für Mode und Frisur. Und Strache bekommt den Zuschlag für den Arbeitskreis Integration mit tätiger Mithilfe von Stadler, Mölzer und Zanger.
Menasse: Man könnte dann noch einen Untersuchungsausschuss einsetzen, der sich damit befasst, wozu wir eigentlich Politiker brauchen. Ich vermute, dass es ohne sie besser ginge. Den kann Liesl Gehrer leiten, damit es ordentlich streng zugeht.
Javor: Geht dir das auch schon auf die Nerven, dass Schüssel bei seinen Pressekonferenzen vor einer Tafel sitzt, wo „Wir für Österreich“ draufsteht.
Menasse: So ist das. Jeder macht Reklame für die Zeitung, die ihm am Besten gefällt.
Javor: Und welche Zeitungen ordnen wir dann den anderen Politikern zu?
Habsburg kriegt die KRONE, das ist
einfach.
Menasse: Gusenbauer braucht zum
Bundeskanzler noch viel ZEIT, Westenthaler ist schlechter österreichischer STANDARD, Van der Bellen arg in der PRESSE, und Strache hat kein FORMAT.
Javor: Du hast Recht: Unsere Politiker sind nicht gerade ein GEWINN für die Bevölkerung, sie ärgern uns die GANZE WOCHE hindurch und haben alle wenig PROFIL.
Menasse: NU, und was ist mit Präsident Muzicant?
Javor: Dem gehört die ganze GEMEINDE.
* dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich einem selbst – sich mehr auskennt.