Wer möchte schon im Kibbuz schuften, solange uns russisches Gas warmhält? Und was kann der Hund des Bundespräsidenten zum NATO-Beitritt Österreichs beitragen? Ronni Sinai und Nathan Spasić wissen wie immer Bescheid.
Nathan: Ronni, hast du schon deine Koffer gepackt?
Ronni: Willst du denn mit mir verreisen? Also ich für meinen Teil würde gerne daheim im neutralen Österreich bleiben. Zieht es dich vielleicht nach Erez Israel?
Nathan: Nun ja, denkst du, wir werden verschont? Und wenn Putin das Gas abdreht, ist es ohnehin kalt. Oder glaubst du nicht, dass es passiert?
Ronni: Soll er doch. Wenn das mit der Erderwärmung so weitergeht, werden wir eh nicht frieren. Ein österreichisches Unternehmen hat ein Wärmerückgewinnungssystem für Wohnhäuser aus den Abwässern der Bewohner entwickelt. So macht man sich unabhängig von Putins Scheiße!
Nathan: Und abhängig von der eigenen, wenn du so willst. Auch grauslich. Aber nun ernsthaft: Ich muss dir sagen, dass mir das Ganze schon recht große Sorgen macht. Zudem lassen die weltweite Aufrüstung und Forderungen nach Abschaffung der Neutralität den Pazifisten in mir toben. Wie sieht es bei dir aus, möchtest du nach Israel ziehen?
Ronni: Pazifist ist mittlerweile nahezu zum Schimpfwort geworden – wie etwa Gutmensch. Darüber werden wir wohl kaum streiten müssen. Aber als Pazifist nach Israel zu ziehen wäre so, als würde man als Wellnessurlauber ein Dschungelcamp buchen. Ich bin zu alt für solche Abenteuer und außerdem kein Zionist, denn das ist Nationalismus und der bringt nie was Gutes. Dass man sich mit den Palästinensern irgendwann einigen wird können, werde ich wohl nicht mehr erleben. Aber du als junger Mensch mit Idealismus, wie sieht es bei dir damit aus?
Nathan: In Israel leben? Als Europäer möchte ich sehr ungern den Kontinent verlassen. Für das Kibbuzleben sind wir beide mit unserer Arbeitsmoral ohnehin nicht geschaffen. Außerdem gibt es dort genug Juden! Also bleibt nur die Hoffnung auf Frieden in Europa. Was die Einigung mit den Palästinensern angeht, sehe ich leider schwarz. Mit einer Terrorgruppe über Frieden zu sprechen ist in etwa so zielführend wie ein Gespräch über Covid mit irgendwelchen Impfschwurblern.
Ronni: Wobei die Russen ebenso wenig Putin sind wie die Palästinenser die Hamas. Und die Österreicher sind auch nicht korrupt, oder? Und überhaupt, wie kommst du darauf, ich hätte keine Arbeitsmoral? Ich bin vorzeitig in Pension gegangen, weil ich jungen Leuten in meiner Großzügigkeit nicht die Arbeit wegnehmen möchte – Mehrzahl, weil ich für mindestens drei gearbeitet habe! Nu, wie blickst du denn in die Zukunft mit Seuchen, Umweltvergiftung, Teuerung und Krieg? Und wie hältst du es mit den Sanktionen gegen Putin?
Nathan: Stimmt, verallgemeinern sollte man nicht. Sanktionen gegen Putin sind in erster Linie Sanktionen gegen uns selbst, oder nicht? Ich jedenfalls habe mehr Angst vor Hunger, weil uns der ukrainische Weizen ausgeht oder vor dem Erfrieren, als vor irgendwelchen nebulösen Atomdrohungen. Andererseits ist das, was Putin macht, unerträglich. Dabei tatenlos zuzusehen, ist auch keine Option. Krieg mit Russland zu führen wäre jedoch fatal. Wie siehst du das? Sollte man auf amerikanisches Flüssiggas ausweichen? Wie machen das ärmere Länder?
Ronni: Um die schert sich doch eh keiner, hab ich recht? Die Ukraine steht uns halt kulturell und geografisch näher. Die ewige Hungersnot in Teilen Afrikas, wen kümmert die? Ich glaube, es handelt sich bei einigen Rohstoffen gewissermaßen um künstliche Verknappung, ohne mich jetzt in Verschwörungstheorien zu verlieren. Hatten wir ja schon, Stichwort: Ölkrise. Aber ich verspreche dir, du wirst bestimmt nicht Hunger leiden, schlimmstenfalls teile ich mein Brot mit dir, mein Bett zwecks Wärme schon eher weniger, tut mir leid …
Nathan: Dabei habe ich mich schon so darauf gefreut. Ins Bett mit den Russen muss man aber auch nicht zwingend, oder einen Knicks vor Putin machen, wie unsere Ex-Außenministerin. Österreich sollte sich als Mediator sehen, finde ich. Die Diskussion über die Aufhebung der Neutralität ist aber wieder einmal so ein typisch österreichisches Wischiwaschi-Ding. Denn wer A sagt, muss B sagen. Ich denke, dass es keine Aufhebung der Neutralität ohne einen NATO-Beitritt geben kann – alles andere ergibt keinen Sinn. Dann lieber neutral bleiben und damit ein gut funktionierendes Modell fortsetzen. Außerdem denke ich, dass die NATO gleichermaßen davon profitieren würde, wenn Österreich neutral bliebe. Denn bei der Schlagkraft des Bundesheeres wird man wohl zwei Begleit- und Versorgungsflugzeuge für jeden österreichischen Eurofighter brauchen.
Ronni: Aber der Hund vom Van der Bellen wird schon melden bzw. bellen, wenn Österreich überflogen wird, das könnte unser Beitrag zur Luftraumüberwachung sein! Aber das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen… solange es unser vorletztes gibt!