Während manche von uns gespannt zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar blickten, interessieren sich die wahren Fans für den legendären jüdischen Verein Maccabi Wien.
Von René Wachtel
Besser hätte es nicht laufen können. Nachdem die Maccabi-Kampfmannschaft in der vergangenen Saison den Aufstieg in die zweite Wiener Landesliga schaffte, rangiert man nun in der zweithöchsten Spielklasse in Wien im oberen Drittel der Tabelle. Das ist das Ergebnis von langer, harter Arbeit. Und das Verdienst von vielen fleißigen Leuten, die sich dem Fußball verschrieben haben.
Maccabi Wien sieht sich als der Nachfolger der legendären Hakoah Wien, die 1925 sogar österreichischer Fußballmeister wurde. Nach dem „Anschluss“ wurde der Verein aufgelöst, 1970 unter dem Namen Maccabi Wien wiederbelebt und 1995 in seiner heutigen Form neu aufgebaut. Michael Margules, seit 2003 Präsident – und Motor – des Vereins, forciert die intensive Nachwuchsarbeit: Insgesamt spielen, betreut von einem engagierten Trainerteam, mehr als hundert Kinder und Jugendliche in insgesamt zehn Nachwuchsmannschaften von U8 bis U18. Bedauerlicherweise hat der Verein allerdings keinen eigenen Trainingsplatz, weshalb man zwischen dem Sportplatz des SC Elite in Floridsdorf und den Trainingsplätzen hinter dem Ernst-Happel-Stadion im Prater pendeln muss.
Seit die jüngeren Jahrgänge (U8 bis U12) im zweiten Bezirk trainieren können, spielen viele Kinder der nahen Zwi-Perez-Chajes-Schule mit. Das besondere Merkmal an Maccabi Wien ist die Tatsache, dass die Mannschaft und die Fußballsektion für alle zugänglich sind: Um mitspielen zu können, muss man nicht IKG-Mitglied sein. Maccabi ist somit der einzige Verein in ganz Österreich, in dem Vertreter aller Religionen zusammenspielen. Und selbstverständlich sind alle Spieler merklich stolz, als „Maccabäer“ einzulaufen. In der U23-Mannschaft spielen viele Israelis.
Freilich gibt es auch Wünsche. Seit Jahren versucht Maccabi gemeinsam mit der IKG, endlich eine eigene Heimstätte zu bekommen. Es gibt zwar Absichtserklärungen der Stadt Wien für die Adaption eines Platzes beim Happel-Stadion als Restitution für den ehemaligen Hakoah-Platz, jedoch wurde noch keine positive Entscheidung getroffen.
Weil neben Enthusiasmus auch finanzielle Mittel nötig sind und sich die Suche nach Sponsoren erfahrungsgemäß nicht einfach gestaltet, hat Margules neue Ideen für das Marketing entwickelt: So findet einmal im Jahr im Metropol ein Sponsoringkonzert für Maccabi Wien statt. Das nächste derartige Benefizkonzert wird im März über die Bühne gehen.
Und nicht nur weil das österreichische Frauenteam der männlichen Nationalmannschaft einiges vorgelegt hat, bleibt für Maccabi Wien ein weiterer Zukunftswunsch: die Etablierung von Frauen- und Mädchenfußball. Aber bis dorthin ist es wohl noch ein langer Weg.