Überlebenslauf eines alteingesessenen Einwanderers

Einblicke in humorvolle Erinnerungen und in die Familienchronik Felix Dvoraks unter dem passenden Titel Überlebenslauf bringt eine Biographie des Künstlers und Publikumslieblings, die seinen mühsamen Weg bis hin zum Theater und Fernsehen nachzeichnet.
Von Ida Labudovic

Was ist interessanter: Die Kreation eine Torte mit pastellfarbenem Zuckerguss, ein mutiges Treffen mit Hans Moser oder doch ein Dasein nach der Regel „Erkenne dich selbst“? Felix Dvorak führt die Leser in seinen Erinnerungen Überlebenslauf durch die Vergangenheit, wechselt dann zur Gegenwart und schafft so eine dynamische Saga über seine Familie und sein bewegtes Leben.

Als Dvoraks Großvater aus Prag nach Wien kam, wurde ihm geraten, seinen Familiennamen zu germanisieren und sich Hofer zu nennen. Hätte er es gemacht, wäre es vielleicht nie zu einer schriftlichen Begegnung zwischen Felix Dvorak und der Urenkelin des berühmten böhmischen Komponisten Antonin Dvořák gekommen. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Dvoraks direkte Nachfahren des tschechischen Komponisten sind.

Felix Dvoraks Großmutter mütterlicherseits stammte aus einer jüdischen Familie in Lemberg. Großmutter Adelheid war mit einem Familienmitglied aus dem alten italienischen Geschlecht der Braza verheiratet. Felix’ Eltern, Heinrich Dvorak und Adele Braza, die sich in einem Schutzhaus kennengelernt hatten, heirateten 1930 im Steinernen Saal des Wiener Rathauses. Im selben Saal wurden Felix Dvorak Jahrzehnte später das Goldene Ehrenzeichen und die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien überreicht.

Schule und Berufe
Die Dvoraks wohnten in einem typischen Gründerzeithaus in der Wiener Vorstadt in ärmlichen Verhältnissen. Vom Schneider zum Verkäufer, bis zum Lebensmittellieferant, Autolackierer und Grabsteinerzeuger, Felix erlernte vieles und arbeitete in unterschiedlichen Bereichen, aber in keinem dieser Berufe fand er seine Erfüllung. Da er ein guter Zeichner war, wurde ihm angeboten, Konditor zu werden. Seine Gesellenprüfung feierte er mit seinen Eltern: „Den Geschmack des Neuburgers werde ich nie vergessen, denn an diesem Abend hatte ich den ersten Rausch in meinem Leben.“ Sein Lebensrausch begann erst später, mit dem Eintritt ins Bühnen- und Theaterleben.

Treffen mit Moser
Nach einer Vorstellung von Schnitzlers Liebelei im Akademietheater überfiel Felix Dvorak Hans Moser mit Bewunderung. Das war aber nicht das einzige Treffen zwischen den beiden Schauspielern. Als es Felix Dvorak nicht gelingen wollte, im erträumten Job Fuß zu fassen, suchte er Moser verzweifelt in dessen Villa auf und bat ihn um Hilfe. Mosers Replik: „Beiß die Zähn´d z´samm und gib net auf. Du wirst es schon schaffen!“

Familie
Fast vierzig Jahre später saß Felix Dvorak in derselben Villa bei einer Familienfeier, in der inzwischen ein nobles Restaurant betrieben wurde. Er hatte es geschafft, seine Träume zu verwirklichen und auf der Bühne zu reüssieren. Einem ersten Engagement in Gerhard Bronners Kabarettensemble waren Auftritte in fast allen Wiener Theater gefolgt, seinen Durchbruch feierte Felix Dvorak am Theater in der Josefstadt. Mehr als zwanzig Jahre hindurch leitete er erfolgreich das Stadttheater Berndorf und die Komödienspiele Mödling. Und er führte und führt ein Leben als Humanist und Kosmopolit nach den Freimaureridealen: Freiheit, Menschlichkeit und Toleranz.

Felix Dvorak
Überlebenslauf
Amalthea Signum Verlag,
Wien 2011
320 Seiten,
22,95 EUR

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