Über so manche braunen Flecken des europäischen Adels.
Von Andrea Schurian
Nicht einmal ein Jahr saß Edward VIII. (1894–1972), Liebling der Londoner High Society, auf dem Thron, ehe er zugunsten seines jüngeren Bruders George VI., dem Großvater des amtierenden britischen Königs Charles III., abdanken musste. Am 10. Dezember 1936 legte er Krone und Zepter ab – angeblich aus Liebe zur bürgerlichen und zweimal geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson. Historiker bezweifeln das.
Dem britischen Geheimdienst waren nämlich zu diesem Zeitpunkt längst Edwards Kontakte zur englischen faschistischen Bewegung unter dem Aristokraten Oswald Mosley bekannt, ebenso Wallis Simpsons Verbindungen zu Mussolini und Joachim von Ribbentrop. Und ein Report des FBI aus dem Jahr 1941 dokumentiert auf 227 Seiten Edwards unverhohlene Sympathien für den Nationalsozialismus, seine konspirativen Fantasien, ja, seinen Landesverrat.
So hoffte er, dass die deutsche Luftwaffe britische Städte bombardieren und Winston Churchill mit dem Deutschen Großreich Frieden schließen würde. „Das“, sagt die deutsche Historikerin Karina Urbach in der Süddeutschen Zeitung, „war Landesverrat, obwohl Edward damals natürlich schon eine Randfigur war“. Und das könnte auch der wirkliche Grund für seine Abdankung gewesen sein. 1937, im Jahr nach seiner Abdankung, statteten der Herzog und seine Gemahlin nach einem Abstecher nach Berlin auch Adolf Hitler auf dem Obersalzberg einen Besuch ab. Die BBC berichtete, wie „fasziniert vom Führer“ Wallis Simpson gewesen sei, weil Hitler sie mit „königlicher Hoheit“ angesprochen hatte. 1940 meinte Edward – damals britischer Gouverneur auf den Bahamas und England bereits im Krieg – in einem Interview: „Wenn der Krieg vorbei ist und Hitler die Amerikaner zerquetscht hat … übernehmen wir. Sie [das Commonwealth] wollen mich nicht als ihren König, aber ich komme bald als ihr Führer zurück.“ Und weiter: „Es wäre eine Tragödie für die Welt, wenn Hitler gestürzt würde. Er ist der richtige und logische Führer für das deutsche Volk“.
Braunbefleckt ist übrigens auch die Familiengeschichte von Prinz Philip (1921–2021), Duke of Edinburgh, Ehemann von Queen Elizabeth und Vater von König Charles II. Seine Mutter, Alice von Battenberg (1885–1969), war Deutsche, sein Vater, Andreas von Griechenland (1882–1994), entstammte dem deutschen Adelshaus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Nach dem Militärputsch verließ die königliche Familie Griechenland, Philip kam ins Internat Schloss Salem in der Nähe des Bodensees; nach Hitlers Machtübernahme wurde er zuerst nach Frankreich, dann nach England geschickt. Seine vier Schwestern aber blieben in Deutschland; ihre adeligen Ehemänner engagierten sich für die Nazis.
Philip selbst trat der Marine bei und kämpfte während des Zweiten Weltkriegs auf der Seite der Briten gegen die Deutschen. 1947 wurde er britischer Staatsbürger, konvertierte zur anglikanischen Kirche, verzichtete auf seine Titel Prinz von Griechenland und Prinz von Dänemark und nannte sich fortan nach seiner Mutter Battenberg, allerdings in der englischen Version, Mountbatten. Zu seiner Hochzeit mit Prinzessin Elizabeth 1947 war niemand aus seiner deutschen Verwandtschaft eingeladen.