Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Javor: Der deutsche Komiker Hape Kerkeling hat unter dem Namen Horst Schlämmer seinen Anspruch auf den Posten des deutschen Kanzlers angemeldet. Er fordert unter anderem Schönheitsoperationen für alle …
Menasse: Das ist dein Kandidat, Erwin. Nur eine reiche Krankenkasse kann sich leisten, dich grundlegend umzuarbeiten.
Javor: Dann will er die Verkehrssünderdatei auflösen, das Rauchverbot abschaffen und Solarium für alle einführen. Und stell dir vor, bereits 18 Prozent der Deutschen finden ihn attraktiv und wollen ihn wählen.
Menasse: In Kärnten hätte er Chancen auf mehr als die Hälfte der Wähler. Oder ist sein Humor vielleicht doch zu intellektuell für die Leute dort?
Javor: Er hat auch von Österreich abgekupfert und die Herabsetzung des Wahlalters auf 12 Jahre gefordert. Wir hier sind ja schon fast so weit.
Menasse: Wenn das bei uns kommt, müsste Strache neben den Discos auch noch die Ronald-McDonald-Kinderpartys abdecken.
Javor: Aber im Ernst, was sagst du dazu? Wir gründen hier eine Partei mit Wahlversprechen, die ganz auf Österreich zugeschnitten sind. Ich wollte immer schon Bundeskanzler werden.
Menasse: Das kann ich mir vorstellen: Nur damit Muzicant mit dir übers Geld verhandeln muss.
Javor: Bist du bereit für ein österreichisches Wahlprogramm, dem niemand widerstehen kann.
Menasse: Ich schreibe schon die Präambel. „Österreich wird von Javor regiert, alles Recht geht von Dichand aus.“
Javor: Also folgende Programmpunkte sind zwingend. Unbegrenzte Promillezahl beim Autofahren, wenn man nachweisen kann, dass man österreichische Weine getrunken hat.
Menasse: Ich fordere einen Freischuss pro Monat für jeden Polizisten. Aus mit den lästigen Untersuchungen, die nur Geld kosten und am Ende eingestellt werden.
Javor: Ende der unnötigen Medienvielfalt, die alle nur verwirrt. Wir schaffen die Zeitungen ab und finanzieren aus den freiwerdenden Mitteln der Presseförderung den täglichen Gratis-Versand der Kronen Zeitung für alle.
Menasse: Ich fordere weiters das Ende der Schulpflicht. Es kann unseren aufrechten und tüchtigen Lehrern nicht mehr weiter zugemutet werden, dass die Schüler den gut strukturierten Unterricht stören. Also Schulen ohne Schüler ganz nach den Bedürfnissen der Lehrergewerkschaft. Neugebauer kann eine Forderung gar nicht sein.
Javor: Freier Heuriger für alle, Verlegung der Lokale in die Innere Stadt, um unnötige Fahrten zu vermeiden. Das ist unser Beitrag zu einer sauberen Umwelt.
Menasse: Ausg‘steckt wird bei der Kapuzinergruft, im Rathaus …
Javor: Dort ist es doch eh schon umgesetzt …
Menasse: … und in allen Bundesmuseen.
Javor: Im Leopold Museum musst du allerdings aufpassen. Wer weiß, ob die das Geschirr wieder zurückgeben.
Menasse: Wir sollten auch das Pensionsalter herabsetzen, das kommt immer gut.
Javor: Wie soll das gehen? Das liegt doch heute schon unmittelbar nach dem Matura- Alter.
Menasse: Ja, aber auch die ersten Monate nach der Schule können mordsmäßig anstrengend sein.
Javor: Also gut, Hacklerregelung ab dem Pflichtschulalter.
Menasse: Aber wir haben doch vorhin gesagt, dass wir die Schüler aus den Schulen verbannen, weil sie die Lehrer von ihrer Arbeit abhalten.
Javor: Das ist bei uns wie in der großen Politik. Jedes Versprechen kann auch ein Versprecher sein. Oder wie ein großer Mann der heimischen Politik gesagt hat: „Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit.“
Menasse: Und im Übrigen sind wir ohnehin für nichts verantwortlich, weil weder wir noch irgendwer anderer die Folgen unseres Tuns abschätzen können. Da ist die Justizministerin voll auf unserer Seite.
Javor: Sollte es aber ganz haarig werden, behaupten wir, dass wir nur einer Empfehlung von Jörg Haider gefolgt sind, der seinerseits einen Rat von Professor Günther Winkler bekommen hat.
Menasse: Nein, Herr Ober, heute keine Rechnung. In unserem Wahlprogramm steht: „Freier Kaffee für alle.“
* dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich einem selbst – sich mehr auskennt.