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„Geschichte, die noch Kohle bringt“

Fabian Burstein von Fabian Burstein
25. September 2014
in Archiv
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Ein Abenteuerbericht aus den Abgründen der Popkultur.
VON FABIAN BURSTEIN

Demonstration gegen die Rockgruppe Frei.Wild in Graz

Am 7. November 2013 schrieb der Mannheimer Konzerthallen-Betreiber Christian Lömmersdorf einen Brief an mich. „Lieber Herr Burstein“, stand am Beginn des Schreibens. Damit hatten sich die Nettigkeiten erledigt. „Wenn Sie sich in ihrer sehr fragwürdigen Gruppierung in solchen Positionen sehen, wünschen wir von ganzem Herzen in den kommenden Jahren sehr viel Spaß mit der Bundesrepublik Deutschland – vielleicht wird der Begriff ‚Demokratie‘ noch einmal richtig und vor allem verständlich erklärt (…) Das aktuelle Verhalten empfinden wir persönlich als unprofessionell und negativen Einfluss für Kinder und Jugendliche! Hier sollte eine staatliche Stelle überprüfen, was Sie sich erlauben!“

Was war passiert? Hatte ich Minderheiten beschimpft? Jugendgefährdende Inhalte auf einer Bühne des FORUM zugelassen? Oder das deutsche Grundgesetz und seine demokratischen Säulen kritisiert? Nichts dergleichen.

Ich war in die Schusslinie geraten, weil das FORUM die Vermietung von Christian Lömmersdorfs Liveclub „Alte Seilerei“ an die Südtiroler Rechtsrock- Band Frei.Wild kritisiert hatte. Der Sänger von Frei.Wild, Philipp Burger, spielte einst in der Skinhead- Band Kaiserjäger. Das allein wäre noch kein Grund gewesen, Frei.Wild abzulehnen. Schließlich gehören zum Ausstieg aus der Szene immer zwei: Ein Aussteiger, der sein Gedankengut hinter sich lässt und eine Gesellschaft, die den Mut aufbringt, die berühmte zweite Chance ernsthaft einzuräumen. Die Vergangenheit des Sängers hatte in unserem kritischen Statement keine Rolle gespielt. Für Frei.Wild-Mastermind Philipp Burger wollte ich die oft beteuerte Läuterung trotzdem nicht gelten lassen. „Ich seh es heute gelassen, würd vieles anders machen. Doch was solls, scheißegal, es war geil, so wie es war. Kein Respekt, keine Reue, keine Scheu. Und die Moral der Geschicht: langweilig war es nicht“, singt Burger im Song Mein Leben, meine Geschichte, meine Lehre. Reue sieht anders aus. Auch sonst bevorzugen Frei.Wild relativ unzweideutige Textzeilen. „Die höchsten Leute im Staat beleidigen Völker ganzer Nationen und ihr Trottel wählt sie wieder. Kreuze werden aus Schulen entfernt, aus Respekt vor den andersgläubigen Kindern“, singen sie zum Beispiel, oder „Sie richten über Menschen, ganze Völker sollen sich hassen, nur um Geschichte, die noch Kohle bringt, ja nicht ruhen zu lassen.“

Man muss kein politisch überkorrekter Paranoiker sein, um hier nationalistische und antisemitische Untertöne zu hören. Doch abseits von neonazistischer Runen-Ästhetik und Thor-Steinar-Jacken war es Frei.Wild im Laufe der Jahre gelungen, ihre Parolen als liebenswerten Spleen von naturverbundenen Südtirol- Patrioten zu verkaufen. Daran konnte auch der Ausschluss von der Verleihung des Musikpreises ECHO im Jahr 2013 oder eine Begutachtung durch die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien nichts ändern. Im Gegenteil: Frei.Wild schafften es stets, den Gegenwind in einen medialen Höhenflug umzumünzen. Das mag auch daran liegen, dass hinter Frei.Wild kein indizierter Neonazi- Vertrieb, sondern das unpolitisch anmutenden Label Rookies & Kings steht. Dessen Strategien mit professionellem Merchandising und einem Flagship-Store in der Südtiroler Gemeinde Brixen erinnern eher an Walt Disney als an Rechtsextremismus.

Das Frei.Wild-Package: Kontroversen und ausverkaufte Hallen
Das scheinbar harmlose Gesamt- Package, gepaart mit der Perspektive einer vollen Hütte, hatte offenbar auch den Kollegen von der „Alten Seilerei“ in Mannheim weich gemacht. An eine Gesinnungsentscheidung möchte ich nach dem Austausch mit vielen Mannheimer Kulturakteuren bis heute nicht glauben. Was ich dem Kritisierten und allen anderen Frei.Wild-Gastgebern inklusive dem Wiener Gasometer-Geschäftsführer Muff Sopper bis heute nicht ersparen kann: den Vorwurf einer fast schon renitenten Realitätsverweigerung. So argumentieren die meisten Vermieter gerne mit einer 130-seitigen „Schwarzen Liste“ der Band. Darauf dokumentiert: rechte Symbole und Zahlencodes, mit denen man keinesfalls Zutritt bekommt. Warum aber gerade Frei.Wild so eine Liste aufsetzen müssen, diese neuralgische Frage scheinen die Partner der Band zu verdrängen.

Das FORUM bezog also Stellung. Im Rahmen eines Offenen Briefes formulierten wir die Sorge, dass sich „hier im Rhein-Neckar-Delta eine Szene festsetzt, die für nationalistische, homophobe, rückwärtsgewandte, unter Umständen sogar rechtsradikale Töne steht“. Als Mitunterzeichner konnten wir das „Who is who“ der Mannheimer Kulturszene gewinnen. Dabei profitierte unser Haus von einem kommunalen Schulterschluss, der sich im Bündnis „Mannheim gegen Rechts“ widerspiegelt. In der rund 50 Institutionen umfassenden Vereinigung sind neben der Antifa auch Parteien wie die SPD, Die Grünen und die FDP beziehungsweise überparteiliche Gruppen wie die Freireligiöse Gemeinde, die Naturfreunde, ver. di, pro familia e.V. und unser Träger, der Stadtjugendring Mannheim e.V. als Dach von rund 30 Jugendorganisationen vertreten. Der gesellschaftliche Querschnitt sorgt dafür, dass die Mannheimer bei antifaschistischem Engagement nicht automatisch vom Klischee der „linken Chaoten“ ausgehen. Ein Mechanismus, der für viele Städte Modellcharakter haben könnte.

Frei.Wild und der Opfermythos: Stempel statt Stern
Innerhalb kürzester Zeit hatte die „Alte Seilerei“ das Ur-Prinzip der rechtspopulistischen Verteidigungsrhetorik, die Stilisierung als Opfer einer undemokratischen Jagdgesellschaft, verinnerlicht. Während FPÖ- Chef Heinz-Christian Strache sich und seine Gesinnungsgemeinschaft einst als die „neuen Juden“ sah und Frei.Wild zu harten Gitarrenklängen wieder mal zweideutig lamentierten „Heut gibt es den Stempel, keinen Stern mehr“, musste in unserer Debatte die vielfach diskriminierte Gay Community als Schutzschild herhalten. Indem ich auf die Gefahr von homophoben Tendenzen durch Rechtsrock hingewiesen hatte, hätte ich den Adressat der Kritik dazu genötigt, seine eigene Homosexualität zu thematisieren. „Für mich persönlich ist es mehr als diskriminierend und erniedrigend, meine privat persönlichen sexuellen Eigenschaften so offenzulegen, nur um eine Vermietung zu verteidigen, alleine hierfür sollten Sie sich schon schämen“, stand in dem Brief. Per Google Alert wurde ich etwa zeitgleich über einen Eintrag auf der rechtsextremen Seite „Pi-News“ hingewiesen, in dem ein Blogger uns Frei. Wild-„Bedenkenträger“ als „rote SA von der SED-Mauermörderpartei“ bezeichnete. Auf Anraten szenekundiger Personen erhöhten wir daraufhin die Sicherheitsmaßnahmen für ein Konzert und ein Podiumsdiskussion, die wir als Alternativveranstaltung zum Frei.Wild-Konzert programmiert hatten.

Richtig lehrreich waren die Nachrichten von jugendlichen Frei.Wild-Fans, die sich durch den Vorwurf, einer Rechtsrock-Band anzuhängen, beleidigt fühlten. Die Rückmeldungen zeugten von einer weitreichenden Desensibilisierung für rechtslastige Botschaften. Und für eine diffuse Sehnsucht nach Verwurzelung und Zusammengehörigkeitsgefühl. In diesem Punkt müssen wir Frei.Wild dankbar sein. Nicht einmal die Böhsen Onkelz haben auf so imposante Weise Lücken des politischen, aber auch des humanistischen, Bildungssystems vor Augen geführt. Die Rückfragen, auch von medialer Seite, zwangen mich, meine Bedenken gegenüber Frei.Wild auch wissenschaftlich zu begründen. Rückhalt fand ich dabei in einer Ausgabe der ajs informationen (Medium der Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg, II/2013), in der die Autorin Anne Broden sechs Kriterien für Rechtsextremismus nannte: Rassismus/Antisemitismus; Nationalismus; Autoritarismus; Chauvinismus/ Sozialdarwinismus; Gewalt als legitimes Mittel der Herrschaftsausübung; Verharmlosung, Leugnung oder Rechtfertigung der Shoah. Sobald drei dieser Kriterien bedient werden, spricht die Sozialwissenschaft von einem „geschlossenen rechtsextremen Weltbild“. Bei der Durchsicht der Frei.Wild-Texte hat es bei mir öfter als dreimal geklingelt. Ein guter Grund, die oftmals diplomatische Kritik an Frei.Wild („vielleicht nationalistisch, aber nicht rechtsextrem“) zu überdenken. Frei.Wild sind für mich genauso harmlos wie ein Jörg Haider, der stets den Einfluss einer ominösen „Ostküste“ beschwor. Es sind solche mit einem zynischen Lächeln vorgetragenen Zweideutigkeiten, die rechtes Gedankengut wieder zur gesellschaftlichen Normalität machen. Frei.Wild haben das verstanden. Sie sind damit das popkulturelle Pendant zur FPÖ, dem Front National und dem Vlaams Blok.

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Fabian Burstein

Fabian Burstein

arbeitete viele Jahre als freier Autor, Lektor, Journalist und Kulturschaffender in Wien. Seit 2013 ist er Leiter des FORUM in Mannheim, einer Institution des Stadtjugendrings Mannheim e.V., zu dem auch die KZ-Gedenkstätte Sandhofen gehört.

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