Frischer Wind bei Or Chadasch

Rabbiner Tobias Moss, genannt Rabbi T., freut sich gemeinsam mit seiner Frau Lea auf seine neue Funktion als Rabbiner der Wiener Reformgemeinde Or Chadasch. ©LEA KALISCH

Von Danielle Spera und René Wachtel

Seit 1. September 2024 hat die kleine liberale Gemeinde in Wien, Or Chadasch, einen neuen Rabbiner: Rabbiner Tobias Moss aus den USA. In den letzten fünf Jahren fungierte er als einer der Rabbiner in der Synagoge „Temple Israel Minneapolis“. Diese Synagoge in Minneapolis zählt mehr als 5.000 Mitglieder. Nun wollte er nach eigenen Angaben in einer kleineren Gemeinde tätig sein, daher fiel die Entscheidung auf Wien. Danielle Spera und René Wachtel haben Rabbiner Moss getroffen.

Mit seiner Übersiedlung nach Wien soll ein neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen werden, sagt Rabbiner Moss und strahlt über das ganze Gesicht. Mit dem Wunsch, sich einer Herausforderung außerhalb seines Heimatlandes USA zu stellen, zog er Stellen in Sao Paulo, Singapur und England in Betracht, bevor er sich entschied, die Stelle in Wien anzunehmen. Diese Entscheidung traf Rabbiner Moss gemeinsam mit seiner Frau, denn er ist nicht allein nach Wien gekommen. Seine Frau ist Lea Kalisch, Künstlerin, Sängerin und bekannt als die Kunstfigur Lea, die Rebbezzen (ein Portrait über Lea Kalisch konnten Sie in der Ausgabe 93 von NU lesen). Ihr Vater, Robert Kalisch, stammt aus Wien und lebt heute in Zürich. Das Zurück zu den Wurzeln seiner Frau hat die Entscheidung für Wien noch bestärkt. Rabbi T, wie er sich selbst nach seinem Vornamen Tobias auch gern nennt, ist es wichtig, seine Gemeinde besser kennenzulernen. In Minneapolis, mit mehr als 5.000 Mitgliedern in der Gemeinde, sei das eine Herausforderung gewesen, in Wien möchte er bei Or Chadasch jedes einzelne Mitglied persönlich kennenlernen. Den Ritus in der Synagoge will er beibehalten: Frauen und Männer sitzen gemeinsam, und auch Frauen zählen zum Minjan (Das Quorum von zehn Juden, das nötig ist, um verschiedene Gebete zu sprechen).

Rabbi T. in seinem Element. ©LEA KALISCH

Die Vielschichtigkeit der jüdischen Religion ist in New York, wo er herkommt, besonders gut nachvollziehbar. So war es ihm möglich, die verschiedenen Strömungen des Judentums kennenzulernen und immer wieder auch andere Bethäuser zu besuchen. Ein aufeinander Zugehen wünscht er sich auch für Wien. Seine Synagoge soll ein Ort sein, an dem sich alle wohlfühlen und freudig an den Gottesdiensten teilnehmen. Diesen Schwung möchte er mit viel Gesang und guter Stimmung erreichen. Die Musikalität hat er von seiner Großmutter Tova Ronni. Sie war die erste Folksängerin, die aus Israel in die USA kam und dort auch Karriere machte. Sie sang auf Hebräisch und Jiddisch. Und das war auch mit ein Grund dafür, dass Rabbi T. 2018 ein Yiddish Summer Program absolvierte. Dort lernte er intensiv jiddisch, um die umfangreiche Korrespondenz und die Geschichten seiner Großmutter besser verstehen können. Und nicht nur das: Er lernte dort Lea Kalisch kennen und lieben. Bald wurden die beiden ein Paar, seit Kurzem sind sie verheiratet. Die Musik ist ein zusätzliches Bindeglied. Es folgten gemeinsame Auftritte und Konzerte, zu sehen und hören unter anderem auf Rabbi T´s Instagram Kanal (@thatjewishrabbit). Ihr erstes gemeinsame Konzert in Österreich findet Mitte September 2024 in der ehemaligen Synagoge in St. Pölten statt. Und zu den hohen Feiertagen haben wir die Möglichkeit zu erleben, wie der neue Rabbiner und seine Frau in Wien aufgenommen werden. Wir wünschen ihnen auf jeden Fall viel Mazel. Vienna waits for you!

Die Liebe und Leidenschaft zur Musik führte Rabbi T. und Lea Kalisch zusammen. Ihre Musikalität wird sich auch auf die Gottesdienste und Veranstaltungen auswirken. ©LEA KALISCH
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