Peter Menasse und Rainer Nowak haben diesmal im Rocky Docky in Wien- Ottakring gedajgezzt.
Menasse: Hast du das Rocky Docky ausgesucht, um mich ohne Kritik mit „Hallo altes Haus“ begrüßen zu können?
Nowak: Nein, ich wollte nicht auf das Lied von Bruce Low anspielen. Es ging mir um die seltsame Cowboy-Renaissance, nicht etwa ausgelöst durch den genialen Regisseur Quentin Tarantino, sondern durch den Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, dessen CV-Name „Django“ von fast allen Medien übernommen und strapaziert wurde.
Menasse: Es schaut hier auch so wenig modisch aus, wie das Erscheinungsbild des Vizekanzlers. Er würde gut hierher passen. Aber wir?
Nowak: Wir passen leider besser in unsere Innenstadt-Kaffeehäuser, wo wir fast alle kennen, selbst wenn wir sie nicht kennen. Was wäre eigentlich dein CV-Spitzname?
Menasse: Linker Dissident. Und deiner?
Nowak: Moshe Dayan. Das würde sicher alle verwirren. Gibt es eigentlich einen jüdischen Western?
Menasse: Ist dir Inglourious Basterds westernmäßig genug?
Nowak: Auf jeden Fall blutig wie mein Steak, das da gerade kommt. Ausgerechnet Mel Gibson wollte tatsächlich einen jüdischen Western drehen. Das blieb uns zum Glück erspart. In seinem Drehbuch hätten vermutlich jüdische Cowboys unschuldige christliche Kinder gequält.
Menasse: Apropos Steak. Die Spezialität hier im Rocky Docky ist „dry aged beef“. Das passt auf alle unsere Spitzenpolitiker.
Nowak: Lass das nicht Eva Glawischnig lesen. In wenigen Minuten erfahren wir übrigens, wie viel Zustimmung Werner Faymann beim SPÖ-Parteitag bekommen hat.
Menasse: Feiner wer Mann?
Nowak: Pass auf, sonst sage ich Meinhold Ritterlehner – und ich kenne da ein ganz furchtbares Ritterlokal auf der Rechten Wienzeile.
Menasse: Für die SPÖ wäre das Rocky Docky auch geeignet, weil im Lied von Bruce Low heißt es: „Das Haus von Rocky Docky sah Angst und Pein und Not, es wartet jeden Abend aufs neue Morgenrot.“
Nowak: Das kann dauern. Rot-Grün könnte hier eine Luxus-Steaksteuer bei Stücken von mehr als 200 Gramm ersinnen.
Menasse: Für die Neos habe ich im Internet übrigens ein maßgeschneidertes Lokal in Katar aufgespürt. Es heißt Neo-Restaurant und bietet als Spezialität „Edamame“ an. Das besteht aus unreif geernteten Sojabohnen.
Nowak: Bei Neos fällt mir nur ein, ich muss jetzt was rauchen.
Menasse: Lass das. Wir sollten dieses Lokal genießen, weil es kann uns ja passieren, dass wir zukünftig in Bierzelten dajgezzen müssen. Außen schwarz, innen blau.
Nowak: Oder außen rot und innen blau, wie das künstlich von manchen Zeitungen herbeidiskutiert wird.
Menasse: Schau mal auf dein iPhone. Ist die Wahl beim SPÖ-Parteitag schon durchgeführt? Wie viel Prozent hat er?
Nowak: Es ist spannend wie ein Western. Sie zählen noch immer aus. Beim letzten Parteitag hatte er übrigens weniger Zustimmung als ich bei meiner Abstimmung zum Chefredakteur in der Redaktion. Aber bei uns gibt es auch nicht so viele Parteifeinde, oder besser Parteifreunde.
Menasse: Also entweder gibst du jetzt mächtig an oder die Presse ist, was keiner weiß, doch ein Organ des Stalinismus.
Nowak: Ich habe mir das von den diversen Parteichefs abgeschaut: Ich war der einzige Kandidat.
Menasse: Und die Redakteurinnen und Redakteure sind wahrscheinlich mehrheitlich der Wahl ferngeblieben. Das war ihre einzige Chance, auch einmal ein paar freie Stunden zu bekommen.
Nowak: Du Zyniker. Es ist wie bei NU. Wir arbeiten für Ruhm und Ehre.
Menasse: Du rauchst jetzt ernsthaft eine Zigarette?
Nowak: Das ist der Vorteil als Liberaler. Man kann alles zu einer politischen Geste ummünzen. Ich nütze mein Recht, mich zu schädigen.
Menasse: Und dass du mich mitschädigst, ist dir egal?
Nowak: Es ist dein liberales Recht, in den Nichtraucherteil zu wechseln.
Menasse: Pass auf, so kommst du mir nicht. Das nächste Mal gehen wir in die Betriebskantine der ÖBB. Dort sind dann außer dir nur Rote und es wird nicht geraucht. Dank der Weisheit sozialdemokratischer Verkehrsminister ist die Bahn elektrifiziert und rauchfrei.
Nowak: Das ist gut. Dann können wir ausführlich über den nächsten potenziellen SPÖ-Chef und Bundeskanzler Christian Kern reden.
Menasse: Der ist so sympathisch. Warum schadest du ihm mit so einer Ansage?
Nowak: Journalisten sind dazu da, Schaden anzurichten.