Peter Menasse hat den Chefredakteur der „Presse“, Rainer Nowak, im Wiener Café Jelinek getroffen.
Menasse: Mit einem Nowak im Jelinek, das ist eine echt Wiener Begegnung.
Nowak: Dir ist es sicher sogar hier zu wenig berlinerisch. Das ist bei allen Menasses so, denen kann es nicht Bobomäßig genug sein.
Menasse: Nur keine Angriffe gegen die Mischpoche. Bobo sagen im Übrigen in letzter Zeit die Konservativen in Wien gerne zu den Grünen. Sie versuchen damit, dieses Image von sich selbst abzuwälzen.
Nowak: Was nicht schwer ist, weil der Grüne selber ein Konservativer ist. Aber Entschuldigung, ich meinte natürlich, die Grüne ist eine Konservative: Sie liebt Regeln, Verbote und ein zwänglerisches Konzept fürs Leben.
Menasse: Das trifft aber doch praktisch für fast alle Österreicher zu. Halt, nein, für alle ÖsterreicherInnen.
Nowak: Alleine diese vielen situationshumoristischen Halts und Entschuldigungen sind bereits sexistisch.
Menasse: Du bist aber ziemlich intellektuell unterwegs heute.
Nowak: Nein, ich bin zutiefst ernst und habe auch nicht gelacht, als Andreas Schieder am internationalen Tag der Linkshänder eine Aussendung zur Unterstützung der Rechte der Linkshänderinnen und Linkshänder verschickt hat.
Menasse: Das ist einfühlsam von ihm.
Nowak: Nein, er ist Linkshänder.
Menasse: Jedenfalls ist eine Person aus einem Binnenland eine BinnenländerIn mit Binnen-I.
Nowak: Und man ist heute schon ein Monarchist, wenn man das ändern will und Seezugang bei Triest fordert.
Menasse: Wenn Seezugang, dann lieber bei Rust, wo die ganzen Großkopferten leben. Nicht wahr, Rainer?
Nowak: Ich habe immer darunter gelitten, einen großen Kopf zu haben. Ich würde dich bitten, mich in dieser Frage nicht zu diskriminieren. Im Ernst, ich habe darauf gewartet, wie du es schaffst, unsere Zweitwohnsitze im Burgenland ins Spiel zu bringen.
Menasse: Ich lebe ja näher der großen Landeshauptstadt, wo sich das gesellschaftliche Leben des Burgenlandes abspielt. In Eisenstadt werden die Gehsteige, anders als sonst im Burgenland, erst um 22 Uhr hochgeklappt. Wie ist das in Rust?
Nowak: Wozu gibt es in Eisenstadt Gehsteige? Weißt du eigentlich, wie ein wenig berühmter Kabarettist das Burgenland nannte? – Das Kuba Österreichs.
Menasse: Na ja, bei uns gibt es deutlich mehr Störche und besseren Wein.
Nowak: Und keine Dissidenten.
Menasse: Die gibt es in Österreich neuerdings nur in der ÖVP.
Nowak: Mitterlehner muss jetzt dein 32. ÖVP-Obmann sein.
Menasse: Also der ist mehr deiner als meiner, lieber Herr Chefredakteur der Presse. Und dass du mein Alter ins Spiel bringst, ist auch nicht sehr nett.
Nowak: Stimmt, ein ÖVP-Obmann hat durchschnittlich zwei Jahre, und das kommt genau hin.
Menasse: Aber der Herr Raab war länger, wie ich mich deutlich erinnere.
Nowak: Im Vergleich zu seinen Amtskollegen war er geradezu unsterblich.
Menasse: Die Roten sind viel disziplinierter, was ihre Parteichefs betrifft. Sie behalten sie bis zum endgültigen eigenen Untergang. Da sind sie gnadenlos zu sich selbst.
Nowak: Stimmt. Aber wenn es die Partei will, muss auch ein intellektueller Wahlsieger wie Alfred Gusenbauer Platz machen.
Menasse: Er hat allerdings zuletzt schon sehr viel Platz eingenommen. Aber die wirkliche Disziplin zeigt sich darin, dass Sonja Ablinger nicht zum Zug kommen durfte. Diese Frau widerspricht. Das ist des Teufels bei den Roten.
Nowak: Jetzt kriegst du wieder einen ernsten Unterton. Ich finde ja, es können gar nicht genug graue Sozialpartner in grauen Anzügen im Nationalrat sitzen. Dann läuft die Republik immer wie geschmiert.
Menasse: Das mit „geschmiert“ ist aber für wieder eine andere Partei typisch.
Nowak: Ich wette übrigens, dass Werner Faymann noch Bundeskanzler ist, wenn das nächste NU erscheint. Du traust dich nicht, dagegen zu halten.
Menasse: Nein, ich weiß doch, dass du bessere Informationsquellen hast als ich. Ich wette nicht dagegen. Außer du bietest mir eine echt hohe Quote.
Nowak: Nein, da zahle ich dir lieber den kleinen Espresso. Obwohl du dir den im Jelinek vermutlich sogar selber gerade noch leisten könntest.