Airport Praterstern

Die Republik Österreich baut derzeit am Praterstern einen Flughafen, an dem sie dann jene durch das NS-Regime Vertriebenen empfangen kann, die sie im Rahmen der Feierlichkeiten zum Gedenkjahr 1945 – 2005 nach Wien einlädt. Das erscheint Ihnen merkwürdig? Sie haben Recht. Hinter „airport.praterstern“ verbirgt sich ein Kunstprojekt, das aufrütteln will.
Von Alexia Weiss

Dienstag, 18. Jänner 2005, 11 Uhr: In die Großbaustelle Praterstern wurden von den drei Kunst- bzw. Architekturstudenten Eduard Freudmann, Can Gülcü und Michael Fleischner vor dem Bahnhofseingang Schautafeln integriert, die die Passanten glauben machen sollen, hier entstehe ein neuer Flughafen. Es ist bitterkalt, die meisten Menschen peilen zügig die etwas Wärme versprechende Bahnhofshalle an. Immer wieder bleiben aber Einzelne stehen, fangen an zu lesen. Nicken schließlich zustimmend oder schütteln den Kopf, weil sie nicht glauben können, was da geschrieben steht.Freudmann, Gülcü und Fleischner bedienen sich auf ihren Tafeln einiger Darstellungselemente des offiziellen Österreich. Rot-weiß-rote Bänder ziehen sich über die Kanten, das Staatswappen ist auf jeder Tafel präsent. Von einer Initiative der Republik Österreich ist die Rede, es wird Verwirrung gestiftet. Wie übrigens auch auf der mit derselben Taktik operierenden Homepage www.airport-praterstern.at.Nicht alle mit dem Projekt Konfrontierten können das Rätsel lösen, wie auch das Forum auf der Homepage der drei jungen Künstler zeigt. Hier wird vor allem Kritik an einem Flughafenbau laut. Jene, die den Braten gerochen haben, kritisieren in Postings in der Mehrzahl das Projekt.Im persönlichen Zusammentreffen mit den Passanten vor dem Nordbahnhof machen Freudmann, Gülcü und Fleischner ganz andere Erfahrungen. Kaum jemand ist ungehalten. Auf die engagierten Schauspielerinnen, die Infoblätter verteilen und dabei durch ihr Outfit und ihr Auftreten Seriosität vermitteln sollen, verzichtet das Trio bald und stellt sich selbst den Fragen der Schautafel-Leser. Es entwickeln sich verständnisvolle, interessante Gespräche, resümiert Freudmann nach Ende der dreitägigen Aktion auf dem Praterstern. Niemand ist ungehalten. Auch keine Behörde schreitet ein. Den drei Studenten geht es hier um Bewusstseinsschaffung. Im Gedenkjahr sollte ihrer Ansicht nach nicht nur der Gräueltaten gedacht, sondern die Republik auch für ihren nach 1945 nicht immer korrekten Umgang mit den Opfern kritisiert werden. Eine systematische Einladung aller im Ausland lebenden Opfer habe bis heute nicht stattgefunden.Das von der Österreichischen Hochschülerschaft unterstützte Projekt „airport.praterstern“ wolle einen Anstoß geben. Geht es nach Freudmann, Gülcü und Fleischner, ist eine solche Einladung in jedem einzelnen Fall mit einer Entschuldigung zu verbinden. Darüber hinaus sollten alle enteigneten Güter vollständig rückerstattet bzw. finanziell entschädigt werden. In der Kunst sind Utopien möglich.

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