Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es im zweiten Bezirk in der Krieau die bekannten Hakoah-Plätze. Bis zu 5.000 Besucher hatten dort bei Fußballmatches Platz. Nach dem „Anschluss“ wurde der Verein verboten, aufgelöst und deren Spieler ins Exil getrieben, verfolgt und einige ermordet.
Von René Wachtel
1970, ein Vierteljahrhundert nach Kriegsende, wurde der jüdische Fußballverein unter dem Namen Maccabi Wien wiederbelebt, 1995 als SC Maccabi in seiner heutigen Form neu aufgebaut und sieht sich heute als Nachfolger der legendären Fußball-Sektion von Hakoah Wien, die 1925 österreichischer Fußballmeister wurde. Mit der sportlichen Qualität der Hakoah kann sich Maccabi nicht messen, aber trotz schwieriger Begleitumstände konnte Maccabi auch sportlich immer wieder beachtlich abschneiden. Nicht nur fußballbegeisterte Insider wissen: ohne Infrastruktur ist es schwer, einen Verein nachhaltig aufzubauen. Maccabi kämpfte Jahrzehnte lang vergeblich um einen eigenen Trainings- und Spielplatz. In den beiden letzten Spielzeiten musste Maccabi auf insgesamt fünf (!) verschiedenen Plätzen trainieren und spielen, mit entsprechend nachteiliger Entwicklung der Mitgliederzahl.
Aber das ist jetzt Geschichte: Ab sofort gibt es endlich wieder jüdischen Fußball auf der Mazzesinsel. Nach langen und intensiven Verhandlungen wurde auf Intervention der Stadt Wien nun die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Maccabi einen ständigen Sportplatz im zweiten Bezirk zugewiesen bekommt. Dieser Platz befindet sich auf dem Trainingsgelände des SK Rapid beim Ernst Happel Stadion (Körner Trainingszentrum). Nur einen Steinwurf von der ZPC-Schule und vom Hakoah Sportcampus entfernt hat Maccabi nun in Abstimmung mit Rapid einen Kunstrasenplatz für den kompletten Spielbetrieb. Mit dem Platz im Körner Trainingszentrum beginnt für Maccabi eine neue Ära. Beide maßgeblichen Stellen, Stadt Wien und Rapid, stellen auch Container für Sanitäranlagen und Umkleidekabinen in unmittelbarer Nähe des Geländes zur Verfügung.
Mit der neuen Heimstätte hofft Maccabi nun, allen voran die Kinder- und Jugendarbeit nachhaltig ausbauen und verstärken zu können. In der kommenden Saison stellt Maccabi sieben Nachwuchsmannschaften in mehreren Altersstufen – von U7 (unter Siebenjährige) bis U18 (unter 18-jährige). Der Verein hat nun das Ziel, in Zukunft Nachwuchsteams in jeder Altersstufe für die Meisterschaftsbewerbe des Wiener Fußball Verband (WFV) anzumelden. Bisher spielen nur Burschen bei Maccabi – künftig will man auch Mädchen in den eigenen Reihen auflaufen lassen.
Abseits des Sportlichen möchte der Verein eine besondere gesellschaftliche Rolle einnehmen. Maccabi ist für Menschen aller Konfessionen offen. Ein interkulturelles, tolerantes und weltoffenes Selbstverständnis steht hier höher als die erfreulichsten Siege auf dem grünen (Kunst-)Rasen. Man muss kein Mitglied der IKG sein, um bei Maccabi spielen zu können.
Trotz der großen Freude über die gelungene Übersiedlung in den zweiten Bezirk bleibt die finanzielle Unterdotierung von Maccabi nach wie vor das dominierende Problem. In den kommenden 12 Monaten, rechtzeitig vor Beginn der Saison 2026/27, muss an der neuen Heimstätte ein Gebäude mit Umkleide- und Duschmöglichkeiten geschaffen werden. Neben den Mitgliedsbeiträgen und der jährlichen Förderung durch die IKG sind zusätzliche Sponsoren erforderlich. Der neue Maccabi-Vorstand, angeführt vom langjährigen Präsidenten Michael Margules, besteht aus jungen, ambitionierten Menschen, die eine Vision teilen: Alles dafür zu tun, dass die neue Maccabi Heimstätte zu einem Juwel auf der Mazzesinsel wird.
