Der israelische Fußballspieler Oscar Gloukh, der im Januar 2023 von Maccabi Tel Aviv zu Red Bull Salzburg wechselte, gilt mittlerweile als essenzieller Mittelfeldstratege für das Salzburger Spiel. In seiner Heimat Israel, wo der Zwanzigjährige bereits 18 A-Nationalteam-Einsätze (drei Tore) absolviert hat, wird er als großes Talent gefeiert.
Von René Wachtel und Fabian Gaida
In der laufenden Saison kam Gloukh bei Salzburg auf 17 Einsätze mit 11 Scorerpunkten (acht Tore, drei Assists). Nun wird er mit den europäischen Spitzenklubs aus Spanien oder England in Verbindung gebracht. Im Interview mit René Wachtel und Fabian Gaida spricht Gloukh darüber, warum er sich gerade für Salzburg entschieden hat.
Gloukh: Das ist jetzt zwei Jahre her. Als damals das Angebot des FC Red Bull Salzburg kam, habe ich mir den Klub genau angesehen und überlegt, was das Beste für meine Zukunft ist und wohin mich mein Weg hier führen kann. Ich wusste, dass Salzburg ein Klub ist, der auf junge Spieler setzt, ihnen eine Chance gibt und ihnen dann auch die Möglichkeit bietet, den nächsten Schritt zu machen, um zu großen Klubs zu wechseln. Das wollte ich nutzen und meine ersten Schritte außerhalb von Israel machen.
Wie war die erste Zeit, vom milden Tel-Aviv ins verschneite Salzburg?
Ich bin ja im Winter hierhergekommen. Und am Anfang war das nicht so einfach, in Salzburg bzw. in Österreich ist es schon ganz anders, als ich es gewohnt war. Allein das Training bei Kälte und Schnee kannte ich so nicht. Aber nach rund einem halben Jahr habe ich mich gut daran gewöhnt, mittlerweile ist das ganz normal.
Haben Sie sich nach mittlerweile zwei Jahren schon richtig eingelebt in Österreich, insbesondere in Salzburg?
Mittlerweile ist Salzburg mein Zuhause und ich fühle mich sehr wohl. Es ist sehr angenehm, hier zu leben und auch Fußball zu spielen.
Haben Sie Kontakt zur kleinen jüdischen Gemeinde in Salzburg? Haben Sie auch Familie hier in Österreich?
Ich lebe gemeinsam mit meinem Onkel in Salzburg. Auch andere Mitglieder meiner Familie und Freunde kommen mich regelmäßig besuchen. Und natürlich habe ich auch mit meinen Mannschaftskollegen guten Kontakt. Direkten Kontakt zur jüdischen Community hier in Salzburg habe ich nicht. Ich bin nicht einsam hier, es ist gut, so wie es ist.
Der sportliche Werdegang vom Nachwuchs bis heute: Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie, dass Sie Profifußballer werden können?
Einen konkreten Moment dafür gab es nicht. Ich wollte eigentlich immer schon Fußballer werden, seit ich ein kleiner Junge war. Ich habe nicht nur selbst immer gespielt, sondern alles gelesen und angeschaut, was mit Fußball zu tun hatte. Cristiano Ronaldo war und ist mein großes Vorbild.
Welche Fähigkeiten muss man als Fußballer mitbringen, um Profi zu werden?
Neben dem Talent, das du dafür benötigst, und dem Willen, hart zu trainieren, musst du vor allem auch mental dafür bereit sein. Der Druck ist hoch, weil sehr viele Menschen dir zusehen und dich bewerten. Vor allem der Sprung in die Kampfmannschaft ist nicht einfach, weil du dich gegen ältere, reifere Spieler durchsetzen musst. Da kämpft jeder hart um seinen Platz im Team. Aber all das muss man versuchen auszublenden und sich voll auf seine Leistung konzentrieren, im Training wie im Spiel.
Was ist das Besondere am Umfeld von Red Bull Salzburg. Wovon profitieren Sie als Spieler und als Mensch beim Klub?
Besonders ist, dass der Klub so sehr auf junge Spieler setzt und ihnen eine Chance gibt, auf hohem Niveau zu spielen. Und hier geht es stets auch darum, Titel zu gewinnen. Auch aus den Spielen in der Champions League nimmt man enorm viel mit.
Wie haben Sie sich in den zwei Jahren bei Red Bull Salzburg weiterentwickelt? Sind Sie zufrieden mit Ihrer Entwicklung?
Ich habe hier den „Salzburger Weg“ kennengelernt und mich in vielen Dingen weiterentwickelt. Ich bin zu einem neuen Klub mit einer anderen Spielphilosophie gekommen, da musste ich mich schon deutlich umstellen. Ich arbeite hier viel mehr am Platz, als ich es vorher in Israel getan habe. Auch als Mensch habe ich viel gelernt, habe ein neues Land und eine neue Kultur kennengelernt. All das bringt einen schon sehr weiter.
Was sind Ihrer Meinung nach die Unterschiede zwischen der israelischen Liga und der österreichischen Liga?
Das ist schon ziemlich anders. Hier in Österreich gibt es insgesamt sehr viele junge Spieler, die sehr ehrgeizig sind und den nächsten Schritt in größere Ligen machen wollen. Das gefällt mir. In Israel wiederum spielen eher etwas ältere Spieler, viele, die aus dem Ausland wieder in die Heimat zurückgekehrt sind. Das heißt, das Tempo in der Bundesliga ist schon ein wenig höher.
Im September 2024 sind Sie zum „Spieler des Monats bei Red Bull Salzburg“ gewählt worden – was war das für ein Gefühl, diesen Preis von den Fans zu bekommen?
Solche Erfolge sind natürlich schön, weil sie zeigen, dass man auf einem guten Weg ist. Sie sind kleine Zeichen, dass sich die harte Arbeit rentiert und – vor allem – dass man der Mannschaft mit seinen Leistungen helfen konnte. Noch schöner sind aber jene Dinge, die man gemeinsam mit der Mannschaft gewinnt, vor allem Titel.
Erst kürzlich gab es bei Red Bull Salzburg einen Trainerwechsel. Wie gehen Sie mit solchen Situationen um, und konnten Sie den neuen Trainer bereits besser kennenlernen?
Das letzte halbe Jahr war wirklich nicht einfach. Wir sind ja eigentlich ein Klub, der immer ganz vorn mitspielt, das war zuletzt anders. Da überlegt man natürlich, was man besser machen und wie man der Mannschaft noch mehr helfen kann. Unser Ziel ist es, mit unserem neuen Trainer Thomas Letsch eine viel bessere zweite Saisonhälfte zu spielen. Unser Trainingslager in Portugal war da schon eine gute Vorbereitung. Ich bin optimistisch, dass wir wieder an die Spitze herankommen.
In der WM-Qualifikation 2026 ist Israel in der Gruppe I: Deutschland, Italien, Norwegen, Israel, Estland, Moldau – wie schätzen Sie die Chancen für Israel ein? Glauben Sie, dass Sie bei allen Spielen der israelischen Fußballnationalmannschaft dabei sein werden?
Das liegt in der Zukunft, damit habe ich mich noch nicht so konkret beschäftigt. Die Vorbereitung mit Red Bull Salzburg auf das Frühjahr war sehr intensiv und steht momentan im Vordergrund. Aber ich bin sicher, dass wir mit Israel die Chance haben, zur WM zu kommen. Es liegt an uns, wir müssen dafür die entsprechenden Leistungen bringen.
Was sind Ihre künftigen Ziele bei Red Bull Salzburg?
Im Moment steht für mich im Vordergrund, dass wir im Cup weiterkommen und auch in der Bundesliga wieder an die Spitze anschließen. Wir wollen unbedingt wieder Titel holen, am besten alle beide. Und natürlich sind auch die Champions League-Spiele gegen Real Madrid, meinem Lieblingsklub, und Atletico etwas ganz Besonderes. Auch wenn dabei sehr klar ist, wer als Favorit in die Matches geht, wollen wir da gute Leistungen bringen.
Wie sieht Ihre langfristige sportliche Planung aus? Wo sehen Sie sich in den nächsten Jahren? Würden Sie gerne in einer der Top-Ligen Europas spielen?
Wenn die Zeit reif ist, möchte ich natürlich meinen nächsten Schritt machen. Wohin die Reise dann geht, kann man aktuell noch nicht sagen.