Mitten in den grünen Hügeln Costa Ricas östlich von San José, hat Paul Siegel einen Ort geschaffen, der an die Ideale erinnert, mit denen die ersten Kibbutzim in Israel gegründet wurden – nur mit mehr tropischem Regenwald und weniger Negev-Wüste. Seine Finca Rio Perla verbindet nachhaltige Landwirtschaft mit einem gemeinschaftlichen Lebensstil und einer Prise jüdischer Tradition.
Von Nathan Spasić
Paul Siegel, ursprünglich aus Baltimore, ließ sich von seinen Erfahrungen in israelischen Kibbutzim der 1970er Jahre inspirieren und schuf eine Farm, die Besucher aktiv in den Alltag einbindet. Ob Kühe melken, Käse herstellen oder Gemüse ernten: Gäste sind eingeladen, sich mit der Natur und dem landwirtschaftlichen Prozess vertraut zu machen. Schweine gibt es hier nicht, denn die hat Paul kurzerhand verbannt. Stattdessen hält er 18 Pferde. Warum genau 18? Weil im Hebräischen jeder Buchstabe einen Zahlenwert hat. Das Wort Chai besteht aus zwei Buchstaben des hebräischen Alphabets: Chet und Yud. und bildet das Wort „chai“, was Leben bedeutet. Die beiden Buchstaben ergeben zusammen den Zahlenwert 18. Ob die Pferde das als philosophischen Auftrag begreifen, sei dahingestellt, aber es macht sich gut in der Geschichte.
Doch er ist nicht der Einzige, der das Kibbutz-Prinzip nach Costa Rica gebracht hat. Die Finca Ipe, eine Bio-Farm an der Pazifikküste, verfolgt ein ähnliches Konzept. Freiwillige arbeiten hier gegen Kost und Logis in der nachhaltigen Landwirtschaft. Wer schon immer wissen wollte, ob er als Bio-Bauer eine Zukunft hätte: dort kann man es ausprobieren.
Eine ganz andere Interpretation des Kibbutz-Gedankens findet man im Kibbutz Playa Negra in Los Pargos. Nein, kein Kibbutz, aber definitiv ein Ort, an dem gutes Essen zelebriert wird. Gastgeber Bernard serviert eine raffinierte Mischung aus marokkanischer, französischer und israelischer Küche. Wer also nach einem Tag in der tropischen Hitze einen perfekt abgeschmeckten Hummus, ein saftiges Steak oder eine würzige Tajine genießen möchte, ist hier genau richtig.
Während klassische Kibbutzim in Israel längst nicht mehr so kollektivistisch sind wie einst, zeigen Orte wie diese, dass die Grundideen von Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und jüdischer Identität auch außerhalb Israels aufblühen können. Und wenn sich dabei noch ein gutes Essen oder ein Ausritt auf einem „Chai-Pferd“ ergibt, umso besser.