Während dieser schweren Zeit in den letzten Monaten in Israel habe es auch positive Erfahrungen gegeben. Solidarität durch Besuche von Politikern, Künstlern und vielen Freiwilligen aus der ganzen Welt zeigt, dass Israel sich durchaus über Freunde freuen kann. Der ehemalige Sprecher der israelischen Armee, Arye Shalicar, der aus einer iranisch-jüdischen Familie stammend in Deutschland geboren ist, berichtet im Gespräch mit René Wachtel seine Eindrücke.
Von René Wachtel
„Unmittelbar nach dem 7. Oktober 2023 haben sich viele Politiker aus ganz Europa, aus den USA, aus Kanada, aus Australien und vielen anderen Ländern bei uns gemeldet und Solidaritätsbesuche abgestattet. Sie wollten sich an den Orten der Massaker in Südisrael ein Bild machen. Es war immer wieder berührend zu erfahren, wie sie versuchten, dieses Grauen zu verarbeiten. Sprachlosigkeit und Entsetzen, vor allem auch bei den Berichten durch die Überlebenden. Es war und ist immens wichtig, dieses Mitgefühl und die enorme Solidarität zu erleben. Anfangs kamen auch viele Journalisten. Viele waren angesichts der zerstörten und zerschossenen Gebäude, in denen noch Blutspuren zu sehen waren, schockiert. Bei jeder Rückfahrt ins Zentrum von Israel war es in den Fahrzeugen komplett still.
Als Deutscher sind mir die Delegationen mit deutschen Besuchern sehr in Erinnerung geblieben. Es kamen hochrangige Politiker aus mehreren Parteien und zig Abgeordnete. Diese Solidarität war beeindruckend. Hervorheben möchte ich auch die tausenden freiwilligen Helferinnen und Helfer, viele davon Erntehelfer. Es waren völlig unterschiedliche Menschen. Pensionisten, aber auch junge Leute, die ihr normales Leben für einige Zeit aufgegeben haben, um hier in Israel zu unterstützen und Flagge zu zeigen. Nach dem Einmarsch der IDF in den Gazastreifen wurden „Raststationen“ in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen errichtet. Diese „Raststationen“ zur Versorgung der Soldateninnen und Soldaten wurden oft von diesen Volontären betrieben. Sie haben Sandwiches vorbereitet, Essenspakete, haben Ruhezonen geschaffen, oder auch Feierlichkeiten organisiert. Sie haben den Soldatinnen und Soldaten die Möglichkeit gegeben, dass ihnen nach diesen schweren Tagen im Gaza-Streifen zugehört wird und ihnen etwas Erholung gegönnt wird. Sie haben Videocalls mit Angehörigen organisiert. Auf einer dieser „Raststationen“ war zum Beispiel wochenlang ein Masseur aus der Schweiz da, der jeden Tag stundenlang gratis Massagen durchgeführt hat.
Die FIDF (Friends of IDF), eine Organisation aus den USA, war da auch sehr aktiv. Sie haben Hygienepakete gebracht, und für den Winter noch warme Kleidung. Es waren Psychiater da, die ihre Hilfe angeboten haben. Und es gab gutes und gesundes Essen. Da sind ganze Brigaden aus den USA gekommen und haben vor Ort gekocht, oder auch aus Deutschland, zum Beispiel die „Brücke Düsseldorf-Haifa“. Die israelischen Medien haben viel über diese Freiwilligen berichtet, die Bevölkerung in Israel hat dadurch das Gefühl bekommen, dass sie nicht alleine ist. Das ist ein wunderbares, positives Zeichen in dieser herausfordernden Zeit“, so Arye Shalicar.