Eric Pleskow und Theodore „Theo“ Bikel, zwei Hollywoodlegenden aus Wien. In diesem Jahr hätten sie ihren 100. Geburtstag gefeiert.
Eric Pleskow am 24. April, Theo Bikel am 2. Mai. Zum letzten Mal trafen die beiden 2014 aufeinander – genau zwischen ihren 90. Geburtstagen. Das Erstaunliche bei diesem Treffen: die beiden gebürtigen Wiener sprachen Deutsch miteinander. In wienerisch gefärbter Sprachmelodie. Eine Sprache, die zwischen den beiden während ihrer jahrzehntelang dauernden Freundschaft nie zum Einsatz gekommen war. Nicht nur beruflich – als Präsident von UNITED ARTISTS hatte Eric Pleskow den Schauspieler Theo Bikel mehrmals in seinen Produktionen besetzt – hatten die beiden ausschließlich in Englischer Sprache kommuniziert. Aber auch privat. Und dabei die Themen Wien, Vertreibung, Holocaust strikt vermieden. Aus Anlass ihrer 90. Geburtstage reflektierten die beiden in der Sprache ihrer Kindheit eine für beide lebensbestimmendes Thema: Das politische Exil. Nach der Machtübernahme der Nazis konnten die beiden gerade noch rechtzeitig aus Wien fliehen. Eric Pleskow in die USA, Theo Bikel nach Palästina. Auf großen Umwegen führten ihre Schicksale sie wieder zusammen. In der Traumfabrik Hollywoods trafen sie beruflich aufeinander. Privat lebten die beiden jahrzehntelang als Nachbarn in Connecticut, nahe New York. Ihre Reflexionen zum Thema Exil gingen von der wechselseitigen Frage aus: „Was wäre, wenn wir heute wieder als Juden verfolgt würden? Wo würden wir heute unser Exil suchen?“
Die Antwort, die Theo Bikel im Jahr 2014 zu seinem 90sten Geburtstag auf diese Frage gab, würde heute zu seinem 100sten wahrscheinlich genauso lauten: „Ich würde – so wie du – gleich nach Amerika gehen. Nach Israel kann man ja jetzt, da sie den Netanjahu gewählt haben, nicht gehen. Zumindest nicht, solange dieser Spuk nicht wieder vorbei ist.“
Eric Pleskow: „Amerika ist auch nicht besser. Schau dir die Republikaner an – die blockieren den Obama nur weil er ein Schwarzer ist. Und wegen seiner Krankenversicherung halten sie ihn für einen Kommunisten. Das ist für die noch ärger als schwarz.“
Schließlich einigten sie sich Eric Pleskow und Theo Bikel auf ein gemeinsames Exil: „Vielleicht gehen wir auf unsere alten Tage nach Wien…“ Die versöhnliche Haltung der von ihnen lange Jahre hindurch gemiedenen Geburtsstadt gegenüber ist erstaunlich. Vor allem wenn man sich mit den Schicksalen der beiden Persönlichkeiten auseinandersetzt.
Theodore „Theo“ Bikel
Er wurde am 2. Mai 1924 in Wien geboren und nach Theodor Herzl benannt. Im März 1938 musste er durch einen Spalt zwischen den Vorhängen in der elterlichen Wohnung in der Mariahilferstrasse 3 mitansehen, wie die Menschenmassen die Ankunft Adolf Hitlers bejubelten. In der Wohnung befand sich auch die Bibliothek der Familie Bikel. Darunter ein 20-bändiges Gesamtwerk des jiddischen Geschichtenerzählers Sholem Aleichem. Als die Familie 1938 vor den Nazis nach Palästina fliehen konnte, mussten sie alles zurücklassen. Auch die Bücher. Aber die Worte und der Geist von Sholem Aleichem folgten Bikel für den Rest seines Lebens. Sie wurden auch zur Grundlage des Musicals „Fiddler on the Roof“, dessen Titelrolle Bikel mehr als 2000 mal am Broadway verkörperte.
„Im Laufe der Zeit stelle ich fest“, sagte Bikel in einem Dokumentarfilm, der 2014 anlässlich seines 90ers gedreht wurde, „dass ich in seine Schuhe geschlüpft bin. Als Mann, als Künstler, als Jude.“
Die Familie floh nach Palästina, wo Bikel in einem Kibbuz arbeitete. Es dauerte nicht lange, bis er sein schauspielerisches Talent in einem Theater in Tel Aviv erprobte. Anschließend zog er nach London, wo er an der Royal Academy of Dramatic Arts studierte. Dort wurde er von Sir Lawrence Olivier entdeckt, der ihn 1948 in seiner Inszenierung von Peter Ustinovs Stück „The Love of Four Colonels“ besetzte. John Huston war eines Abends im Publikum und gab Theo Bikel die Rolle eines deutschen Kapitäns in „African Queen“ (1951). Als Partner von Katherine Hepburn und Humphrey Bogart.
In seiner Film- und Fernsehkarriere, die sich über ein halbes Jahrhundert erstreckte, spielte Bikel in mehr als 150 Produktionen. Aufgrund der vielen Sprachen und der mehr als 20 Akzente, die er beherrschte, spielte Bikel immer wieder „Ausländer“. Wie etwa einen armenischen Kaufmann in der TV-Produktion „Ironside“, einen polnischen Professor in „Drei Engel für Charlie“, einen bulgarischen Bösewicht in „Falcon Crest“, den russischen Adoptivvater eines Klingonen in „Star Trek: The Next Generation“ und einen italienischen Opernstar in der Krimi-Reihe „Murder, She Wrote“. Außerdem spielte er einen griechischen Erdnussverkäufer, einen blinden portugiesischen Schuster, einen Gefängniswärter auf der Teufelsinsel, einen verrückten Bomber, einen südafrikanischen Buren, einen chinesischen Gangster. Unvergesslich auch seine Rolle als überheblicher ungarischer Linguist, der Audrey Hepburn als „My Fair Lady“ in guten Manieren unterrichten will. Eric Pleskow besetzte Bikel als russischsprachigen U-Boot-Kommandanten in „The Russians Are Coming! The Russians Are Coming“ (1966), einer Satire auf die Paranoia zwischen den USA und der Sowjetunion während des Kalten Krieges. In weiteren Pleskow-Produktionen spielte Theo Bikel unter anderem den deutschstämmigen US-Politiker Henry A. Kissinger und einen (ebenfalls deutschen) Menschenfeind in „The Twilight Zone“.
Theo Bikel störte es nicht, dass er aufgrund seiner Mehrsprachigkeit und Vielseitigkeit als Schauspieler nicht das hatte, was man in Hollywood „Wiedererkennungswert“, oder „Starpräsenz“ nennt. „Manche Schauspieler sind, was sie sind, egal welchen Namen man ihnen gibt“, sagte er dazu in einem Interview. „Clark Gable sah in jedem Film gleich aus. Er bewegte sich und sprach wie Clark Gable – egal wen er spielte. Ich verändere gerne meine Erscheinung, meinen Akzent und meine Art zu gehen.“
Als Musicaldarsteller stand Theo Bikel in „Sound of Music“ als Baron Trapp auf der Broadway-Bühne. Der Komponist Richard Rodgers und der Librettist Oscar Hammerstein schrieben extra für ihn das Lied „Edelweiss“.
Eine Oscar-Nominierung hatte Theo Bikel schon früh in seiner Karriere erhalten – noch dazu für eine Rolle, die auch viel mit ihm persönlich zu tun hatte: Im Anti-Rassismus-Drama „The Defiant Ones“ (1958, „Flucht in Ketten“) von Stanley Kramer ist Bikel ein Südstaaten-Sheriff, der einem von Sidney Poitier gespielten schwarzen Gefangenen Mitgefühl und Hilfe entgegenbringt. Charaktereigenschaften, die sein ganzes Leben hindurch auszeichneten.
Politisches Engagement
Bikel war nicht nur über Jahre Delegierter der Demokratischen Partei, sondern auch Präsident der Schauspieler-Gewerkschaft, Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses und Vorstandsmitglied von Amnesty International. Theo Bikel war auch aktiver Mitstreiter von Martin Luther King. Als Jude, der dem Holocaust entkommen konnte, sah er es als seine Verpflichtung an, politisch Unterdrückten und Minderheiten zu helfen. 1963 flog Theo Bikel mit Bob Dylan nach Mississippi, um bei einer Wählerregistrierungs-Aktion für Afroamerikaner aufzutreten. Da Dylan damals wenig Geld hatte, bezahlte Bikel für ihn das Flugticket. Auch zu Bob Dylans Weltkarriere gab Bikel den entscheidenden Anstoß – als Organisator des Newport Folk Festivals.
Seine politische Leitlinie definierte Bikel in einem Interview so: „Man kann die Zukunft nur dann gestalten, wenn man um ihre Wurzeln und ihre Vergangenheit weiß“. Aus dieser Überzeugung heraus spielte er 1999 im Jewish Repertory Theatre in New York einen Holocaust-Überlebenden. Für seine überzeugende Darstellung wurde er von der amerikanischen Presse gefeiert.
Theo Bikel und Israel
Durch die Presse ging Theo Bikel auch als Delegierter des turbulenten Democratic National Convention 1968 in Chicago. Als Funktionär des American Jewish Congress war er ein ausgesprochener Verfechter der Rechte der Juden weltweit. 1986 wurde er vor der sowjetischen Botschaft in Washington verhaftet, weil er gegen die Notlage der sowjetischen Juden protestierte. Obwohl damals bereits US-amerikanischer Staatsbürger blieb Bikel stets ein überzeugter Verfechter Israels, obwohl der der Siedlungspolitik des Landes in den besetzten Gebieten kritisch gegenüberstand.
„Die amerikanisch-jüdische Reaktion auf Israel ist erbärmlich monolithisch“, schrieb er in seiner Autobiografie. „Wir, die wir zu komplexem Denken fähig sind, beharren geradezu auf unhöfliche Weise darauf, die Komplexität der israelischen Gesellschaft und der politischen Verfassung durch ein einkanaliges, enges Prisma zu betrachten.“
Als Theo Bikel 1995 seine Autobiografie „Theo: An Autobiography of Theodore Bikel“ präsentierte, würdigte Steven Spielberg den Autor in seiner Laudatio als „Mentor und Mensch“.
Eric Pleskow
„Kino war mein Leben“, sagte Eric Pleskow in einem Interview. Und sein Werdegang liest sich wie eine Kino-Geschichte: Er wurde 24. April 1924 als Erich Pleskoff geboren, als Sohn einer Wiener Kaufmannsfamilie. Wie Theo Bikel musste auch er den noch den sogenannten „Anschluss“ Österreichs in Wien mitansehen. 1939 gelang ihm buchstäblich in letzter Minute der gefährliche Fluchtweg über Paris in die USA. Den Wunsch, Medizin zu studieren, konnte er sich finanziell nicht leisten. Stattdessen kam er über verschiedene Gelegenheitsarbeiten mit dem Dokumentarfilm in Berührung. „Zuerst war ich bei einer Produktionsfirma fürs Kaffeeholen er sich in einem Interview. Als Mitglied der US-Militärregierung kehrte Pleskow, der inzwischen die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen hatte, nach Europa zurück – mit dem Auftrag, in München die bayerische Nachkriegsfilmindustrie wieder aufzubauen. Er nahm die Bavaria-Studios wieder in Betrieb, vergab Lizenzen an neue Filmfirmen wie Constantin und war für die Entnazifizierung von deutschen Filmschaffenden zuständig. 1946 bis 1948 war er als Filmberater für das War Department tätig. 1951 wechselte er zur US-Filmfirma United Artists: 1962 wurde er Vizepräsident des internationalen Vertriebs der Firma, 1973 Executive Vice President und neun Monate später – als zweiter Europäer nach Charles Chaplin – Präsident. Unter seiner Ägide entstanden zehn Filme, die den Oscar als bester Film des Jahres erhielten, darunter 1960 Billy Wilders „Das Appartement“, 1975 „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Milos Foreman und 1977 Woody Allens „Der Stadtneurotiker“ (Originaltitel: „Anny Hall“). 1978 gründete Pleskow die Firma Orion Pictures, wo er als Präsident und Chief Executive Officer fungierte. Während seiner Präsidentschaft wurden u. a. die Oscar-gekrönten Filme „Amadeus“ (1984, Forman), „Platoon“ (1986, Oliver Stone), „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990, Kevin Costner) und „Das Schweigen der Lämmer“ (1991, Jonathan Demme) produziert. 1992 schied Pleskow bei Orion aus und gründete mit Barry Spikings eine eigene unabhängige Filmgesellschaft. Gemeinsam mit Leon de Winter und der gemeinsamen Firma Pleswin Entertainment produzierte er etwa 2001 Sönke Wortmanns „Der Himmel von Hollywood“.
Ab Ende der 1990er Jahre war Pleskow aber auch regelmäßig zu Gast in Wien, als Präsident der Viennale und als Jurymitglied des Wiener Filmfonds. In ersterer Funktion war er für seine humoristischen, politischen Reden bekannt. Mitverantwortlich für seinen scharfsichtigen Humor waren seine beruflichen Wegbegleiter Charlie Chaplin, Billy Wilder und Woody Allen. Charlie Chaplin, der Mitgründer des Hollywood-Studios UNITED ARTISTS, wurde zu einem engen Freund Pleskows, der später selbst dort Präsident wurde. Als Studioboss finanzierte er mehrere Filme von Billy Wilder und begleitete diesen 1959 auch zur Österreich-Premiere von „Some Like it Hot“. Gemeinsam lieferten Pleskow und Wilder in Wien einen Beweis für das, was sie unter „Jüdischem Witz“ verstanden. Denn sie wollten bei ihrem Besuch in der – damals immer noch höchst ungeliebten – einstigen Heimatstadt in keinem geringeren Hotel als dem „Imperial“ absteigen. An der Rezeption bestanden sie auf die Suiten, in denen einst Hitler und Goebbels gewohnt hatten, weil Pleskow 1938 noch mitbekommen hatte, „wie diese Nazi-Verbrecher einmarschierten und Hitler das Hotel Imperial ‚arisieren‘ und zu seiner Wiener Residenz erklären ließ“. Dass sie sich Billy Wilder und Eric Pleskow zwanzig Jahre später in genau diesen Räumlichkeiten einquartieren konnten, sahen sie beide als „Rache an Hitler“.
Billy Wilder setzte übrigens seinem Freund Eric Pleskow auch ein filmisches Denkmal: Im Film „Eins, zwei, drei“ spielt James Cagney den Boss der Deutschland-Niederlassung einer amerikanischen Firma, für den – wie der in Interviews betonte „Eins zu Eins Eric als Vorlage diente“. Da Pleskow nicht wollte, dass die UNITED ARTITS im Film genannt werden, machte Billy Wilder aus dem Hollywood-Studio eine deutsche Coca-Cola-Zweigstelle.
Neben Billy Wilder und Woody Allen arbeitete Pleskow mit vielen Regiegrößen zusammen. Einige davon – wie Woody Allen, Francis Ford Coppola, Federico Fellini und Martin Scorsese – wurden zu seinen Freunden. Und er begründete auch Filmkarrieren – wie etwa die von Oliver Stone, Milos Forman, Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone. Sein Landsmann und Freund Theo Bikel war in all diesen Jahren als langjähriger Boss der Schauspielergewerkschaft „Actors Guild“ immer wieder auch ein streitbarer Kontrahent von Eric Pleskow – wenn es um die Verhandlung von Schauspiel-Gagen ging.
Auszeichnungen
Neben den 14. Oscars und etwa ebenso vielen Golden Globes-Anerkennung in der Kategorie „Bester Film“, die Eric Pleskow für die von ihm produzierten und finanzierten Filme erhalten hat, bedeutete ihm eine Auszeichnung besonders viel: Die Ehrenbürgerschaft von jener Stadt, aus der er einst fliehen musste. In seiner Dankesrede 2007 bezeichnete er sie als die „wichtigste Auszeichnung, die ich je erhalten habe“. 2009 folgte das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Aber auch in anderen Ländern wurde Pleskow gewürdigt: 1972 verlieh ihm die italienische Regierung die „Commenda del Ordine della Repubblica Italiana“, 1989 wurde er in Frankreich als „Officier de l’ordre des Arts et des Lettres geehrt“, 1998 erhielt er in München den „CineMerit Award“. Und die britische Königin Elisabeth II. überreichte ihm einen Orden für seine „Verdienste um die Britische Filmwirtschaft“, der Pleskow mit der von ihm initiierten James Bond-Filmreihe einen bis heute anhaltenden Serien-Erfolg verschafft hatte.
Letzte Besuche von Eric Pleskow und Theo Bikel in Wien
Bei ihrem 90er-Geburtstagstreffen in Connecticut vor genau zehn Jahren sprachen Eric Pleskow und Theo Bikel auch über ihre Wien-Pläne. Theo Bikel erzählte von einer Einladung der damaligen Parlamentspräsidentin Barbara Prammer. Er sollte im Mai 2015, zur Feier des Sieges der Alliierten über das Nazi-Regime, im Parlament jüdische Lieder singen und die Geschichte seines Lebens erzählen. Theo Bikels Auftritt im österreichischen Parlament, 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, fand tatsächlich statt und wurde zu einem großen Erfolg. Wenige Wochen später starb der große Schauspieler, Sänger und Friedensaktivist. Am 21. Juli 2017.
Eric Pleskow wollte 2014 zur Eröffnung eines ihm gewidmeten Saals im Metro-Kino in der Wiener Innenstadt kommen. Es wurde nichts daraus. In einer Grußbotschaft erklärte er seine Abwesenheit mit der „im buchstäblichen Sinne schmerzlichen Erkenntnis“, dass „das Alter nicht, oder nicht nur, mit einer Zunahme an Erfahrung und hoffentlich auch Weisheit einhergeht, sondern auch mit diversen körperlichen Beschwerden“. Er war zu dieser Zeit nach einer Bein-Amputation an den Rollstuhl gefesselt. Seinen 95er konnte er noch feiern. Gemeinsam mit Freunden aus Wien, von denen er sich als Geburtstagsgeschenk erbat, ihm in seinem Senioren-Apartment noch einmal ein „Wiener Schnitzel mit Petersilien-Erdäpfeln“ zuzubereiten. Er verzehrte es mit Hochgenuss und betonte noch einmal, wie sehr es ihn freue sich mit Wien und versöhnt zu haben. Allen Österreichern und Österreicherinnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, stand er offen und herzlich gegenüber. Menschen der eigenen Generation wollte er nicht begegnen. „Aber“, so meinte er anlässlich seiner Ehrenbürgerschaft, „die gibt’s eh nimmer lang. Weil – wer wird schon so alt wie ich?“ Er starb am 1. Oktober 2019.
Vor zehn Jahren hatten Eric Pleskow und Theo Bikel anlässlich ihres 90ers noch ihren festen Vorsatz bekräftigt, auch ihren 100er zu feiern. Am besten miteinander und am liebsten in Wien. Dass die beiden in ihren letzten, immer noch voll aktiven Lebensjahren so versöhnlich über ihre einstige Heimat dachten, ist der VIENNALE zu verdanken. Sie hatte 1992 jene Persönlichkeiten nach Wien eingeladen, die von den Nazis in die Flucht getrieben wurden. Das Filmfestival hatte sie – als erste und lange Zeit auch einzige Organisation Österreichs – nach Wien zu einem Symposium eingeladen damit ein Zeichen vermittelt, dass sie hierzulande (endlich wieder) willkommen seien.