Nach über sechzig Jahren kehrt die Wiener Hakoah in den Prater zurück. NU sprach mit Hakoah-Präsident Paul Haber über seinen Traum eines „Sport – und Freizeitclubs“ und der dazugehörigen glanzvolle Eröffnung – realistisch leider erst ab 2005.
Von Alexia Weiss
Die Wiener Hakoah hat ein neues, altes Zuhause – sie kehrt in die 1938 „arisierte“ Anlage in der Ichmanngasse im Prater zurück. Dieser Entscheidung war ein Tauziehen um den richtigen Standort vorangegangen. Während die Kultusgemeinde auf einen Grund im Augarten pochte, um die jüdischen Schulen auch in den Genuss der neuen Sportanlage kommen zu lassen, wurde von politischer Seite der Prater stets favorisiert. Politisch motiviert ist jedenfalls die ganze Angelegenheit: der neue Platz wurde der Hakoah vergangenes Jahr in Washington im Rahmen des Restitutionsabkommens zugesagt. Hakoah-Präsident Paul Haber zeigt sich im Gespräch mit „NU“ trotz des Standortes Prater zufrieden.
Es sei zwar nur „die zweitbeste Lösung“, das heiße aber nicht“, dass es eine schlechte Lösung ist“. Der Augarten sei zwar zentraler, doch auch das Areal im Prater nicht vom Schuss. Denn im Zug des Ausbaus der U2 sei eine Haltestelle in unmittelbarer Nähe vorgesehen. Damit könne man von der Innenstadt aus künftig in zehn Minuten auf dem neuen Hakoah-Platz sein. Eine Haltestelle der Straßenbahn 21 befinde sich „gleich vor dem Tor“. Und über die Lände sowie die Tangente sei der Platz auch mit dem Auto gut erreichbar.
Haber will im Prater nicht nur Sportlern eine neue Heimat bieten, sondern einen „Sport- und Freizeitclub“ errichten. „Und dieser Club soll eine Säule des Gemeindelebens werden“, betont der Hakoah-Präsident. Ein größerer Restaurationsbetrieb solle für das leibliche Wohl – und entsprechenden Zulauf vor allem am Wochenende sorgen. Der Platz liege mitten im Prater und damit im Grünen. Was läge da näher, mit der Familie zu kommen und andere Gemeindemitglieder zu treffen . „Einen Treffpunkt schaffen“ – das schwebt Haber vor. Damit würde neuen Wind in das Gemeindeleben gebracht und das Areal käme allen zu Gute.
Bis es so weit ist, gilt es allerdings, noch einen weiten Weg zurückzulegen. Der Platz wird der Hakoah nämlich erst im Jänner 2004 überg eben. Zuvor hat das Finanzministerium noch einen laufenden Ve rtrag mit der öffentlichen Hand und nutzt die Tennisplätze auf dem Areal. Diese eineinhalb Jahre seien aber ohnehin nötig, um eine neue Planung vorz unehmen, sagt Haber. Das bisherige Modell war auf den Standort Augarten ausgerichtet – daher müsse man nun von vorne anfangen. Haber weist allerdings darauf hin, dass man derzeit nicht mehr als eine politische Absichtserklärung in Händen habe. Er will mit dem Planungsbeginn noch auf „den wirklichen Vertrag“ warten. Dieser kann erst geschlossen werden, sobald das Grundstück vom Bund in das Eigentum der Stadt Wien übergegangen ist.
Mit einer „glanzvollen Eröffnung“, so Haber, ist 2005 zu rechnen. Woran Bedarf besteht, das steht jedenfalls fest: eine Mehrzweckhalle soll den Basketballern eine neue Heimat bieten, Ähnliches gilt für die Sektion Tischtennis sowie Karate. Ob die Schwimmsektion ebenfalls in den Prater übersiedeln wird, sei noch nicht klar. Es befinde sich zwar derzeit eine kleine Schwimmhalle auf dem Grund – ob der Verein langfristig aber die Betriebskosten für ein Becken werde berappen können, müsse erst errechnet werden. Die Betriebskosten sind insgesamt ein wunder Punkt: denn der Standort Prater ist wesentlich größer als jener im Augarten. Sowohl IKG-Präsident Ariel Muzicant als auch Haber befürchten, dass das Areal etwas zu groß dimensioniert sein könnte. Ein Ausweg wäre „ein perfekt eingerichtetes Fitness-Center“, sagt Haber. Dort könnte man von Aerobic bis Beachvolley-Ball einiges anbieten, um den aktuellen Trends Rechnung zu tragen. Aber etwa auch die sportmedizinische Vorbereitung auf einen Marathon könnte angeboten werden. Dieses Fitness-Center könnte auch für Nicht-Mitglieder der Hakoah geöffnet und mit den dadurch erzielten Einnahmen der Betrieb gewährleistet werden.
Ein wichtiger Aspekt der neuen Anlage: Die Mitgliederzahl, die derzeit bei etwas mehr 400 liege, könnte wieder steigen. Als Richtgröße nennt der Hakoak-Präsident 1.000 Vereinsmitglieder. Ihre Glanzzeit hatte die 1909 gegründete Hakoah (Hebräisch für „Kraft“) im Wien der Zwischenkriegszeit. Bis zu 25.000 Besucher fanden sich vor dem Zweiten Weltkrieg zu Spielen auf dem Platz im Prater ein. Und auch Medaillen wurden errungen: Hedi Bienenfeld-Wertheimer und Fritzi Löwy platzierten sich bei den Schwimmeuropameisterschaften 1928 unter den ersten drei. Und der Ringer Niki Hirschl erkämpfte 1932 zwei Olympiamedaillen.
1938 stand die Hakoa vor dem Aus: der Platz wurde „arisiert“. Der Verein ließ sich jedoch nicht unterkriegen: die Neugründung erfolgte unmittelbar nach Kriegsende 1945. Der Kampf um einen adäquaten Platz dauerte jedoch Jahrzehnte. Nach über sechzig Jahren kehrt die Hakoah nun in den Prater zurück.