In „The Kominsky Method“ matchen sich zwei alte, weiße Freunde durch Leben und Alltag. Die Comedy-Serie gilt als besonders gutes Beispiel für jüdischen Humor. Warum eigentlich?
Von Ronni Sinai
Der Produzent, Drehbuchautor, Regisseur und Komponist Chuck Lorre tritt in seinen Filmen zwar nicht selbst als Schauspieler in Erscheinung, steht aber unter Verdacht, einer der großen Protagonisten im Genre des jüdischen Humors in den USA zu sein. Lorre zeichnet verantwortlich für Blockbuster-Serien wie Two and a Half Men, The Big Bang Theory und The Kominsky Method.
Von Letzterer existieren mittlerweile drei Staffeln, und hier ist Lorres typisch jüdischer Humor besonders deutlich. Der Plot in einem Satz: Der „Best Ager“ Sandy Kominsky (Michael Douglas), ein in die Jahre gekommener Schauspieler mit überschaubar erfolgreicher Karriere, der sich nun als Schauspiellehrer verwirklicht, matcht sich mit seinem ebenso betagten besten Freund Norman Newlander (Alan Arkin), der einst als Agenturbesitzer Schauspieler vermittelte.
Wenig Charme
Hier einige Kostproben aus den von jüdischem Humor geprägten Dialogen: Normans Frau Eileen ist todkrank, Norman und Sandy stehen an ihrem Bett. „Sandy, du bist doch Normans bester Freund, versprich mir, dass du dich um ihn kümmerst, wenn ich nicht mehr da bin.“ Darauf Sandy: „Ich verspreche es, ich bin doch dein bester Freund, Norman?“ Norman: „Nein, aber widersprich ihr nicht.“
Jüdischer Humor hat eben kaum Charme, mitunter ist er sogar derb und schonungslos im Aufdecken menschlicher Schwächen, oft zynisch. Er regt eher zum Schmunzeln als zum Lachen, er ist unbestritten geistreich mit meist unerwarteter Pointe. Manchmal darf einen jüdischen Witz nur ein Jude selbst erzählen, um nicht gar als antisemitisch hingestellt zu werden.
Morbid
Eileen erscheint nach ihrem Tod Norman oft als Geist und steht ihm mit Ratschlägen zur Seite. Einmal wird sie dabei etwas ungeduldig mit Norman und grantelt ihn an, worauf Norman zu ihr sagt: „Du bist launisch geworden, seit du tot bist.“
„Sie sollten sich Woodrow nennen. Einer, der Särge verkauft und Woody heißt, ist ein schlechter Witz“, wirft Norman dem Bestattungsunternehmer hin, als er einen Sarg für Eileen bestellt.
Ungeeignet für sensible Gemüter ist der Humor rund um Eileens Begräbnis. Ein Gastauftritt von Patti LaBelle mit ihrem Disco-Klassiker Lady Marmalade (Voulez-vous coucher avec moi ce soir?) scheint unangemessen, sollte aber Norman zufolge Eileens Wunsch gewesen sein. Danach meldet sich Miss LaBelle (spielt sich selbst) zu Wort, kondoliert Norman und wünscht ihm, dass er durch den Verlust und die Trauer zu einem besseren Menschen werden möge. Sandy fragt Norman, wie man denn Patti LaBelle so verärgern kann, dass sie so etwas sagt? Norman antwortet: „Nenne sie Roberta Flack.“
Auch Talkmasterlegende Jay Leno tritt als er selbst beim Begräbnis auf und wendet sich in seiner Rede an Sandy: „Ein Freund von mir hat bei dir zehn Jahre lang Schauspiel studiert. Jetzt kann ich voller Stolz sagen, er ist Oberkellner im Spago.“
Das liebe Geld
Eines Tages bekommt Sandy die Verständigung der Finanzbehörde, er hätte 280.000 Dollar an Steuerschulden der letzten Jahre nachzuzahlen. Der fassungslose Norman fragt ihn: „Dachtest du, die Regierung hätte dich vergessen?“ – „Ja klar, Hollywood tat es doch auch.“
Nun kann Sandy das Geld natürlich nicht aufbringen und bittet Norman widerwillig, ihm den Betrag zu leihen, er würde jeden Monat 1000 Dollar zurückzahlen. Dieser entgegnet, dass Sandy nicht rechnen könne, sonst müsse ihm klar sein, dass Norman am Ende der Laufzeit tot sei. Sandy: „Also gut, 1500 Dollar“. Norman: „Auch tot.“ Also will Norman seinem Freund kein Geld geben. Da erscheint ihm Eileen als Geist und überredet ihn, Sandy doch zu helfen. Norman entwickelt einen Plan: Er bietet Sandy ein Darlehen ohne Rückzahlungsverpflichtung an, das könne Sandy aus Gewissensgründen nicht annehmen. Tatsächlich kommt es zum Streit zwischen den beiden, sie haben einander nichts mehr zu sagen. Nach einer Aussprache deckt Norman Sandys Schulden schließlich doch ab, noch im Restaurant übergibt Sandy seinem Freund voller Genugtuung einen Scheck über 1000 Dollar als erste Rate und wähnt sich bereits als Sieger, als dieser den Scheck umgehend dem Kellner als Trinkgeld weiterreicht. Sandys Kommentar: „Du verfluchter Mistkerl!“ Nahezu ein Klassiker jüdischen Humors.