VON PETER MENASSE
Die Ausgabe 2 vom September 2000 war prall gefüllt mit Kritik an den Verantwortlichen der Kultusgemeinde und an ihrem damaligen Präsidenten. Die Redaktion hatte so viel zu schreiben, dass sie den Heftumfang bereits auf 20 Seiten erweiterte und gleich auf der Titelseite statt eines Bilds den ersten Beitrag abdruckte. Was war geschehen? In der Bücherecke der Zeitung der IKG wurde zwischen seriösen Büchern auch ein klar rechtsextremes, in einem NPD-Verlag herausgegebenes Elaborat angekündigt. In diesem Buch stand unter anderem, dass „dem deutschen Volk nach dem 2. Weltkrieg seine nahezu 2000jährig angestammten Siedlungsgebiete gestohlen“ worden seien. Bester Revisionisten-Sprech also, garniert mit einem Titelbild, auf dem neben einem Leichenberg die Politiker Churchill, Truman und Stalin zu sehen waren.
Die Redaktion der Gemeinde rechtfertigte sich damit, dass der Aufdruck „Achtung! Aus der rechten Ecke“ beim Belichten verloren gegangen sei. Die Kollegen erhielten jedenfalls, wie NU genussvoll abdruckte, viel Lob von Seiten der rechtsrechten Zeitung Zur Zeit.
Eine längere Strecke diente der Solidarität mit Karl Pfeiffer, der von eben dieser Zeitung Zur Zeit steckbriefartig abgebildet und beschuldigt worden war, am Suizid eines Herrn Pfeifenberger schuldig zu sein. Offensichtlich wollte man Pfeiffer, der Jahre zuvor über den rechtsextremen Recken recherchiert hatte, mundtot machen und einschüchtern. Die Kultusgemeinde war trotz seiner Bitte um Hilfe nicht bereit, ihn zu unterstützen. Sie war vermutlich gerade mit Immobilienkäufen beschäftigt.
Ein weiterer Artikel versuchte den Nachweis, dass die Mitglieder der IKG mit falschen Angaben über die Renditen der Immobilien abgespeist würden. „Können wichtige Funktionäre der IKG nicht zwischen brutto und netto unterscheiden“, hieß es da. Dann aber waren so viele Zahlen abgedruckt, dass wohl kaum jemand diese heiße Story gelesen hat. „Hüte dich vor Zahlen“, lautet eine journalistische Regel, aber NU war ja damals auch noch wirklich jung. Immerhin hatte es aber bereits seine ersten sensationellen Enthüllungsgeschichten. Und sagen Sie jetzt nur nicht „nebbich Enthüllung“.