Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Javor: Vier große Espresso, bitte.
Menasse: Mir nur einen. Bitte sag, warum bestellst du denn gleich vier Kaffee auf einmal. Warst du zu lange im Theater gestern Abend?
Javor: Im Gegenteil, ich bin hellwach. Ich investiere mein gutes Geld derzeit lieber in Sachwerten. Außerdem bleibe ich jetzt alles schuldig und lass aufschreiben.
Menasse: Was ergibt das für einen Sinn?
Javor: Wenn ich Glück habe, ist der Euro bald nichts mehr wert und ich habe nur Luftschulden. Und den Kaffee können sie sich nicht in der Originalform zurückholen.
Menasse: Aber was soll ich da jetzt machen? Ich vertrage nicht so viel Kaffee wie du und leide noch dazu unter Laktoseunverträglichkeit.
Javor: Du musst einfach die goldene Regel der Kapitalanlage beachten. Je ein Viertel in Gold, ein Viertel in Immobilien, ein Viertel in Bargeld und den Rest haust du in den Konsum. Oder du setzt eine einmalige Handlung und lässt ausnahmsweise nicht mich deine Rechnung zahlen.
Menasse: Also ein Viertel in Gold. Das heißt bei meinem Vermögen ein Viertel geht in eine Schale Gold.
Javor: Das ist allerdings wenig. Ich hatte schon gehofft, du schaffst eine Goldplombe auf einem Schneidezahn.
Menasse: Ein Viertel investiere ich in eine Massage für meine Wirbelsäule. Etwas immobileres kann es nicht geben und ein Viertel bleibt in meiner Hosentasche, weil die hält schon drei, vier Münzen aus. Das Einzige, was ich nicht verstehe, ist das mit dem Konsum. Ich dachte, er wäre längst pleitegegangen.
Javor: Du bist wie immer ganz auf der Höhe der Zeit. Apropos. Machst du eine neue Facebook-Seite? Ich würde sofort den Daumen nach oben recken und mich als dein Fan outen.
Menasse: Das wäre für meine Existenz in der Community allerdings ärger, als wenn mich 400 gefakte Unterstützungen aus der SPÖ-Zentrale erreichten.
Javor: Im Gegensatz zu den Supportern von Faymann existiere ich aber wirklich.
Menasse: Na eben.
Javor: Also heute bist du schon extrem grantig. Für einen Nebochanten nimmst du den goldzahnlosen Mund recht voll. Du solltest lieber einen Text für meine Laudatio schreiben. Ich werde ja bald eine Ehrung erhalten.
Menasse: Welcher Ehre bezichtigt man dich? Wirst du endlich Kommerzialrat?
Javor: Nein, es ist noch nichts geplant. Aber wozu habe ich dich so lange studieren und zum PR-Fachmann ausbilden lassen. Du wirst es doch schaffen, mir irgendein goldenes Kreuz, oder vielleicht sogar ein Magen-David umhängen zu lassen. Allein schon dafür, dass ich dich seit Jahren ertrage und dennoch heiter geblieben bin.
Menasse: Na ja. Beim Kulturstadtrat wäre ich falsch. Kultur hast du sicher keine. Finanzstadträtin geht auch nicht, weil für Schnorrer gibt es dort nichts. Bleibt nur Gesundheit. Immerhin geht keiner öfter als du zum Arzt.
Javor: Du meinst, ich wäre ein Hypochonder. Ich kann dir sagen, im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs beim Tor 4 liegen ausschließlich Hypochonder.
Menasse: Jetzt weiß ich, wo alle diese Ehrenkreuze hingekommen sind.
Javor: Was sagst du zum Feinstaub?
Menasse: Um Gottes willen, ist ihm etwas passiert? Paul Feinstaub ist so ein edler, guter Jud. Oder meinst du den Markus Feingold? Der hat mir gestern erst ein E-Mail geschrieben. Er hustet, aber sonst geht es ihm gut.
Javor: Ich meine den Feinstaub in der Luft. Das sind so kleine Bröseln, die herumfliegen und in die Lunge kommen. Die haben wir in Wien, seit die Grünen in der Regierung sind.
Menasse: Ach so, die mischen sich jetzt auch schon überall ein, sogar in der Lunge. Sind Wahlen in nächster Zeit?
Javor: Du nimmst das nicht ernst genug. Alle in Wien husten bereits.
Menasse: Sag ich ja, der Markus Feingold hat mir gestern ein E-Mail geschrieben, dass er hustet.
Javor: Wahrscheinlich hat ihn der Feinstaub angesteckt.
Menasse: Welcher Feinstaub?
Javor: Wir sollten jedenfalls schauen, jetzt das Leben zu genießen, bis der Euro-Komet kommt. Lange scheint es nicht mehr zu dauern.
Menasse: Also, dann baba.
Javor: Was ist mir dir, warum gehst du?
Menasse: Du hast doch eben gesagt, ich soll das Leben genießen. Mit dir?
dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich seiner selbst – sich mehr auskennt.