Über das Kreuz, das die Kärntner mit den Juden zu tragen haben

Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor

Javor: Herr Ober, einen kleinen Schwarzen bitte. Sagen Sie, wann werden bei euch hier die Bänke wieder einmal gepolstert. Die sind ja so abgesessen, dass ich Kreuzschmerzen bekomme.

Menasse: Erwin, Vorsicht. Das heißt Rückenschmerzen. Wir leben in einem sehr katholischen Land, da spricht man respektvoll über der verlängerten Popo. Niemals im Zusammenhang mit Schmerzen.

Javor: Ja, das hat die erbitterte Diskussion über die Kreuze in den Klassenzimmern gezeigt. Seltsam ist das schon. Die Römer haben Jesus doch an das Kreuz genagelt. Was ist an diesem Mordinstrument so wichtig, dass man es aufhängen muss?

Menasse: Stell dir vor, die Römer hätten ihn gehängt statt gekreuzigt. Dann würden wohl jetzt in den Klassenzimmern lauter Galgen an den Wänden baumeln.

Javor: Ein Galgen hätte allerdings echte Vorteile. Die Leute könnten sich Galgen mit einer 18-karätigen goldenen Galgenschnur um den Hals hängen statt der schweren Silberkreuze.

Menasse: Und der Strache hätte statt das Kreuz in die Menge zu halten, sich die Galgenschnur um seine drei Bierbestell- Finger wickeln können.

Javor: Erinnerst du dich. Der Ober wollte uns das letzte Mal mit der Rechnung aufs Kreuz legen.

Menasse: Da muss er früher aufstehen, wir lassen uns nicht um den Galgenfinger wickeln.

Javor: Stell dir vor, die Römer hätten ihn auf andere Weise getötet. Es gäbe ganz andere Sprachmuster. Wäre er wie Cäsar erdolcht worden, hätten sich später die Ritter statt auf Kreuzzüge auf Messerzüge aufgemacht.

Menasse: Wir würden heute bei Rot an der Speerung stehen bleiben.

Javor: Irgendwie sind wir in eine ziemlich grausliche Unterhaltung verfallen. Hören wir auf, an das Kreuz zu denken. Es ist doch nichts anderes als ein Mordinstrument.

Menasse: Genau, dabei waren wir doch eben noch so kreuzfidel.

Javor: Kruzitürken noch einmal. Hör auf damit. Mit dir trage ich echt ein schweres Kreuz.

Menasse: Mir wäre es auch lieber, wenn wir nicht das gleiche Stammcafé hätten, wo sich ständig unsere Wege kreuzen.

Javor: Ich flüchte jetzt ohnehin vor dir und mache Urlaub. Ich ergreife die einzige Chance, dir sicher nicht zu begegnen. Ich gehe auf eine Kreuzfahrt.

Menasse: So was ist doch furchtbar langweilig. Da sitzt man an der Reling und hat nichts zu tun als Kreuzworträtsel zu lösen.

Javor: Also lassen wir das endlich mit dem Kreuz. Es hängen ohnehin genug von ihnen in den Schulen herum. Weißt du übrigens, was herauskommt, wenn man einen windigen Autoverkäufer mit einem devoten Pensionswirten kreuzt?

Menasse: Nach der Mendel’schen Lehre?

Javor: Ja. Da entsteht ein Kärntner Politiker.

Menasse: Das ist wieder typisch jüdische Weltverschwörung. Alle Juden haben nichts anderes zu tun, als sich Kärnten vorzunehmen. Diese armen, sauberen Menschen im Süden erleiden ein furchtbares Schicksal. Die Ostküste hat sich gegen sie verschworen. Und du spottest jetzt auch noch.

Javor: Hast du nicht von der geheimen Konferenz an der Ostküste des Wörthersees gehört, wo sich unauffällig Millionen von Juden im Schatten des GTI-Treffens zusammengefunden haben, um einen Eid gegen die Kärntner abzulegen.

Menasse: Und was ist dabei herausgekommen?

Javor: Wir haben beschlossen, dass Ahmadinejad ab sofort machen darf, was er will, dass die Palästinenser uns nicht mehr beschäftigen und wir die Araber links liegen lassen. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf den Hauptfeind, die Kärntner.

Menasse: Jetzt verstehe ich den Zusammenbruch der Hypo Alpe-Adria-Bank.

Javor: Und was sagst du zu unserem Trick, dass Einer stocknüchtern ins Auto steigt und plötzlich wie durch ein Wunder 1,8 Promille Alkohol im Blut hat.

Menasse: Auf Wunder sind wir ja spezialisiert. Ich erinnere, wie wir aus Wasser den Wein gemacht haben. Aber warum sind wir eigentlich alle gegen die Kärntner?

Javor: Sie haben uns das Schlosshotel in Velden weggenommen. Dort gab es bis vor zwanzig Jahren ausschließlich jüdische Gäste.

Menasse: Weil sich die Juden halt auch nicht das Deutschnationale zu eigen machen. Renitente Kerle, die.

Javor: Herr Ober, zahlen. Ich habe es eilig, ich muss mich verschwören gehen.

DAJGEZZEN UND CHOCHMEZZEN*
* dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich einem selbst – sich mehr auskennt.

Die mobile Version verlassen