Soll die OMV Geschäfte mit dem Iran machen? – PRO

Viele Menschen im Iran sind liberal und leiden unter den autoritären Verhältnissen. Sie muss man unterstützen, in dem man das Land nicht abschottet.
Von Peter Menasse

Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV verhandelt dem Vernehmen nach seit Monaten mit dem Iran über einen Großauftrag. Das Unternehmen will eine Lizenz zugesprochen bekommen, Lagerstätten im Persischen Golf zu explorieren und im Erfolgsfall die gefundenen Vorräte zu heben. Das hat zu internationalen und vor allem israelischen Protesten geführt, weil man befürchtet, die Einnahmen aus diesem Geschäft könnten dem iranischen Präsidenten Ahmadinejad dabei helfen, Atomwaffen zu finanzieren und seine Drohung wahr zu machen, Israel anzugreifen.

In Österreich hat sich eine Initiative namens „stop the bomb“ gebildet, die sich gegen Geschäfte mit dem Iran ausspricht. Über sie hat Mitte Dezember 2007 die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtet und dabei auch mich persönlich in den Artikel einbezogen. „Ironischerweise werden einige der PR-Aktivitäten der OMV, einschließlich der Iran-Angelegenheit („the Iranian issue“) vom Chefredakteur der in Wien erscheinenden jüdischen Zeitung, NU, Peter Menasse, der auch eine PRAgentur besitzt, durchgeführt“, schreibt „Haaretz“. Wie ist das zu lesen? Wohl so: Ich helfe der OMV im Iran, diese schließt dank meiner Unterstützung ihren Mega-Deal mit dem Iran ab, Ahmadinejad kommt zu Atomwaffen und vernichtet Israel. Dieser Vorwurf ist absurd und geht ins Leere. Zur Erläuterung: Geschäfte, wie das in Diskussion stehende mit dem Iran, werden von der Zentrale des Unternehmens, das heißt direkt vom Vorstand der OMV, betrieben. Dorthin hat meine Agentur keine geschäftlichen Kontakte. In der Tat betreuen wir eine Tochtergesellschaft der OMV und das ausschließlich bei ihrer internen Kommunikation. Dabei geht es darum, unter den Mitarbeitern ein gutes Betriebsklima herzustellen und eine positive, gemeinsame Identität zu erreichen. Wir lassen uns dazu Maßnahmen einfallen, die alle Beschäftigten der OMV-Tochter mit einbeziehen. Beispielsweise haben wir einen Fotowettbewerb durchgeführt, an dem Mitarbeiter der Tochtergesellschaft aus 18 Ländern (darunter auch aus dem Iran) teilnahmen. Für ein multikulturelles Kochbuch ersuchten wir Mitarbeiter aus allen Ländern, uns Rezepte zu schicken und schufen ein OMV-Kochbuch, das unter anderem das Rezept für ein Dessert aus dem Iran namens „Shole Zard“ enthält. Wir sind, wie diese Beispiele zeigen, nicht mit Gasdeals im Iran beschäftigt, sondern mit der internen Kultur der OMV. Im Kapitel über iranische Speisen steht in unserem Kochbuch ein passendes, persisches Sprichwort dazu: „Nicht nur die reichen Leute lieben reife Früchte. Die Armen genießen sie ebenso.“ Mit Hilfe der Aktivitäten meiner PR-Agentur wird Ahmadinejad keine Atombombe bauen. Ganz im Gegenteil: Die iranischen Kollegen lernen die Kultur der OMV kennen, eine Kultur, in der alle Mitarbeiter respektvoll behandelt werden und ein offenes Klima herrscht. Nur durch die Tür solcher wirtschaftlicher Beziehungen kann ein Licht in die autoritäre Dunkelheit leuchten, das erhellt, welche Werte in einem demokratischen Land gepflegt werden, und wie anderswo mit Menschen umgegangen wird. So weit eine Klarstellung, die notwendig geworden ist, weil ein Chefredakteur eines jüdischen Magazins unbestritten eine hohe, moralische Verpflichtung hat, wenn es um die Interessen Israels geht. Bleibt die Frage, ob man Geschäfte mit dem Iran betreiben soll, oder ob damit dem Regime bei seinen mörderischen Plänen geholfen wird. Ich halte eine Politik der offenen Türe für grundsätzlich sinnvoll. Auch wenn eine Mehrheit im Iran einen autoritären Führer zu ihrem Präsidenten gewählt hat, so gibt es doch in diesem Land viele Menschen, die hoch gebildet sind, liberal denken, eine humanitäre Auffassung vertreten und unter den herrschenden politischen Verhältnissen leiden. Wer sind wir, ihnen das Vertrauen zu entziehen? Welcher Hochmut treibt uns, sie alle in einen Topf mit ihrem Unterdrücker zu werfen? Nein, wir sollten die Verbindungen zu diesen Menschen nicht kappen, sie nicht ihrem Präsidenten überlassen. Die Politik des „Sich-das-richtige-Systemherbeibomben“ ist im Irak kläglich gescheitert und alle Arten von Sanktionen haben stets nur die Bevölkerung, nie ihre autoritären Führer getroffen. Es kann nachhaltig tragfähige, politische Veränderungen nur dann geben, wenn die Menschen im Iran ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich andere Politiker wählen. Dabei sollten wir sie durch unser Vertrauen unterstützen. Ob der kolportierte Riesendeal sein muss, weiß ich allerdings auch nicht. Viel zu wenig ist (mir) darüber bekannt, zu spärlich sind die Informationen. Es muss ein österreichisches Unternehmen jedenfalls nicht zu einem Hauptpartner des Iran werden. Das widerspricht dem Geist unseres Landes und wäre überdies auch der internationalen Reputation des Konzerns abträglich. Wer der Meinung ist, Geschäfte mit dem Iran würden dessen Machthaber dabei helfen, Bomben zu bauen und andere Länder anzugreifen, wie es die Proponenten von „stop the bomb“ meinen, sollte seine Kraft nicht in die moralische Verurteilung einzelner österreichischer Unternehmen und deren Dienstleister stecken, sondern umfassender agieren. Was hindert die Initiative, die österreichische Politik zu einer Anstrengung zu verpflichten, in Brüssel für ein umfassendes Embargo des Iran zu kämpfen? Warum fordert sie nicht vom Bundeskanzler und der Außenministerin, sie mögen sich bei ihren Kollegen in der EU für ein umfassendes Embargo gegen den Iran stark machen? Wenn es gelänge, ein Verbot der Geschäfte mit dem Iran auf europäischer, besser noch auf UNO-Ebene zu erreichen, müssten wir über das Engagement der OMV nicht mehr diskutieren. Auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, dass wir die Türen zum Iran nicht zur Gänze zuschlagen sollten.

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