Ronni und Nathan haben wie immer das vorletzte Wort. Diesmal werfen sie einen Blick in die Zukunft – zwischen Traum und Realismus.
Ronni sinai und Nathan Spasić
Nathan: Ronni, du Jüngling! Ich habe erfahren wir sind erst 25 Jahre alt.
Ronni: Mazel tov! Bin eben eine junge Seele in altem Körper. Vielleicht ist es ja bei dir umgekehrt. Wie auch immer, Zeit für einen Rückblick auf die Chronik von NU. Es wurde zweifellos viel gechochmezt und gedeigezzt in all den Jahren. Aber ist es uns als Magazin gelungen, die Menschheit davon zu überzeugen, dass wir am Ende des Tages immer Recht behalten und wenn nicht, hat es sich dann um ein Versehen G‘ttes gehandelt?
N: Ich denke schon – und hoffe zugleich, dass wir mehr erreicht haben als nur das. Ich selbst bin vor sechs, sieben oder vielleicht sogar acht Jahren ins Boot geholt worden und kann daher nur auf die Ausgaben seit dieser Zeit zurückblicken. Wie lange bist du eigentlich schon Teil von NU?
R: Wäre ich Politiker, könnte ich jetzt sagen, ich kann mich nicht erinnern oder eleganter: Dazu habe ich keine Wahrnehmung. Als interessierter Leser bin ich möglicherweise schon länger dabei als du. Als Mitarbeiter und Autor weniger lange. Ich schlage dir aber vor, einen Blick in die Zukunft zu riskieren, nachdem im NU kolportiertes oft eher Vergangenheitsbezug hatte. Worüber deigezzen wir wohl in 5 Jahren?
N: Ein Blick in die Zukunft also? Warum nicht. Vielleicht diskutieren wir in fünf Jahren darüber, wie NU es geschafft hat, auch die nächste Generation für sich zu gewinnen – oder ob wir uns endgültig in einem Paralleluniversum aus Podcasts, Memes und TikToks verloren haben. Vielleicht fragen wir uns dann, wie man Relevanz behält, ohne sich ständig neu zu erfinden. Oder wir blicken einfach zurück und stellen fest: Das, was wir gemacht haben, hatte Substanz. Und ein bisschen Witz. Was glaubst du – worüber werden wir dann schreiben?
R: Nu, stellen wir uns einfach vor, wir schreiben über den Weltfrieden. Der Iran wird zur Demokratie unter weltlicher Regierung, Hamas und Hisbollah sind besiegt, die Palästinenser leben in Wohlstand im Staat Israel, welcher die Gebiete, die sie bewohnt hatten, mit Finanzierung der Staatengemeinschaft – oder doch mit chinesischer Hilfe, hmm – wieder aufgebaut hat. Man hatte einfach 10 Prozent der jährlich veranschlagten Rüstungsausgaben dafür investiert. Bitte erwecke mich sanft aus meinen Träumen oder träume mit mir…
N: Ich träume mit dir – aber wir sollten realistisch bleiben: Während wir über den Wiederaufbau spekulieren, planen andere längst den nächsten Angriff. Hisbollah und Hamas machen keine Siesta, das iranische Regime schon gar nicht. Vielleicht sind wir mit solchen Gedanken allein – oder naiv. Wobei, ich träume inzwischen eher vom Lottosechser. Das wirkt greifbarer. Und falls es mal soweit kommt: Ich glaub, ich hab dir mal einen Porsche versprochen. Welche Farbe soll’s sein? Irgendwas zwischen „rabbinerschwarz“ und „messianisch-silber“?
R: Messianisch-silber bitte. Aber wenn ich mir lieber einen Tesla in dieser Farbe von dir wünschen darf. Ich finde, man sollte den armen Elon unterstützen, wo doch seine Umsätze schrumpfen. Er erschien mir übrigens in meinen Träumen als Messias, der die Welt endlich von jeglichem Sozialismus befreit. Ich flog dann mit ihm zum Mars, wo wir eine Runde Golf spielten. Angesichts der eisigen Kälte bin ich dann halb erfroren aufgewacht und war nun doch erleichtert, einen roten Bürgermeister in der Stadt zu haben. Seither traue ich mich nicht mehr, einzuschlafen. Wie auch immer, ich wünsche dir, dass dir nach deinem Lottogewinn und dem Geschenk an mich noch Geld für ein Eis am Schwedenplatz übrig bleibt.
N: Ein Eis am Schwedenplatz ist fix. Vielleicht sogar mit Schlag. Wer weiß, vielleicht bauen wir dort bald das internationale Presse- und Plauderzentrum NU mit Blick auf den Donaukanal, wo wir zwischen Welterlösungsfantasien und Kaffeesudlesen entscheiden, ob die Welt eher einen rabbinerschwarzen Tesla braucht oder einfach nur ein bisschen mehr Menschlichkeit. Dein Mars-Golftraum hat was, Ronni. Ich bleib lieber hier, wo es keinen blauen Bürgermeister gibt. Und falls der Lottosechser kommt, verspreche ich dir: kein Porsche, kein Tesla – sondern eine lebenslange U-Bahn-Jahreskarte in messianisch-silber.