Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Menasse: Bei unserem letzten Gespräch hast du darauf gewettet, dass Stronach bei der Wahl mehr als zehn Prozent bekommt. Siehst du endlich ein, dass du zwar von Fußball absolut keine Ahnung hast, aber immer noch mehr als von der Politik?
Javor: Ich konnte ja nicht damit rechnen, dass der ORF Stronach reden lässt. Das war ein guter Spin aus dem Regierungslager. Und wer konnte ahnen, dass die ÖVP so kluge Schachzüge setzt, wie Monika Lindner als trojanisches Pferd in das Team zu schmuggeln.
Menasse: Das enthebt dich alles nicht von deiner Verpflichtung, mir eine Flasche Champagner zu zahlen.
Javor: Das würde ich ja gerne, aber in die Lokale, wo man Champagner ausschenkt, wirst du gar nicht reingelassen.
Menasse: Mir wäre ohnehin ein Bier lieber und dass ich mit dir endlich einmal über ein seriöses Thema plaudern könnte.
Javor: Meinst du so was, wie das Riesenloch im Budget, über das man jetzt erfahren hat? Ich wüsste schon genau, wie man das stopft. In jeder guten Firma sind die Mitarbeiter am Gewinn beteiligt.
Menasse: Wie sollen unsere Minister denn einen Gewinn machen?
Javor: Wenn unsere Regierung und die Abgeordneten Provisionen für einen Budgetüberschuss bekämen, würden sie aus eigenem Interesse die Ausgaben drosseln und die Einnahmen steigern.
Menasse: Dann würden nicht einmal die Sozialdemokraten mehr eine Vermögenssteuer fordern, weil ihre Mandatare alle unter den Top-Hundert-Verdienern Österreichs wären.
Javor: Dabei ist dieses Rezept eigentlich schon lange bekannt. Ich kaufe auch billig ein und verkaufe teuer.
Menasse: Ja, ja. So lange es die Handelsspanne gibt, braucht man nicht kriminell werden.
Javor: Jedenfalls würden wir auf diese Weise die Wörter Nulldefizit oder Minuswachstum loswerden.
Menasse: Ich sehe nur ein Problem. So schnell können die Minister gar nicht reformieren, wie die Hypo Alpe Adria Geld verschlingt. Die ist wie ein gefräßiger Lindwurm.
Javor: Dieses Problem ist leicht zu lösen. Man muss nur in einer spiritistischen Sitzung Jörg Haider befragen, der weiß sicher Bescheid.
Menasse: Da lassen wir uns von Lotte Ingrisch beraten und nehmen dann Stefan Petzner als Medium.
Javor: Einfacher wäre es, wenn die österreichische Regierung von uns Juden lernte, wie man so was macht.
Menasse: Was meinst du?
Javor: Wenn man das Budget so verschleiert wie die Kultusgemeinde, sodass es nicht einmal die eigenen Buchhalter durchschauen, braucht man nicht zu sanieren.
Menasse: Nach dem Motto: Wir sind schon lange pleite, aber bitte sagt es nicht unseren Buchhaltern.
Javor: Vielleicht haben wir so große Ausgaben für die Sicherheit, weil wir unsere Wirtschaftstreuhänder nicht ins Gebäude lassen wollen.
Menasse: Das ist jetzt aber nicht dein Ernst.
Javor: Versuche du einmal in der Seitenstettengasse hineinzukommen, wenn du sagst, dass du Finanzbuchhalter bist.
Menasse: Die paar Euro für einen jüdischen Sicherheitsdienst hätte sich übrigens auch der Limburger Bischof Tebartz- Van Elst leisten sollen, dann würde der Papst bis heute nichts vom Luxusquartier wissen.
Javor: Weil die Limburger auch keine Juden zur Schweizergarde nehmen. Das hat der Herr Bischof jetzt davon.
Menasse: Gibt es eigentlich auch ein jüdisches geistliches Oberhaupt, das wie Papst Franziskus die Bescheidenheit predigt?
Javor: Ganz im Gegenteil.
Menasse: Erwin, wegen des Budgets der IKG brauchst du dir jedenfalls keine Sorgen machen. Mit Chaj existiert ja jetzt eine echt starke Opposition, die alles aufdeckt.
Javor: Ja, ja. Am wöchentlichen Schabbat- Abend im koscheren Restaurant gibt es einen Massenauflauf von kritischen jüdischen Steuerberatern, die beim Gefillten Fisch die Lage analysieren.
Menasse: Ist Wachtel eigentlich koscher?
Javor: Wenn man nicht darauf schießt, dann ja.
* Dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich seiner selbst – sich mehr auskennt.