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Mekka der Gaumenfreuden

Johannes Gerloff von Johannes Gerloff
22. März 2020
in Dossier, Koscher & Co
Abu Gosch

Stolze Geschichte: Abu Gosch ist ein kulturelles und kulinarisches Zentrum.

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Abu Gosch schmiegt sich kaum mehr als zehn Kilometer westlich von Jerusalem malerisch ins judäische Bergland. Dass die meisten Touristenbusse auf der Autobahn in Richtung Tel Aviv daran vorbeifahren, ist ein Fehler. Denn hier wird jüdischarabische Koexistenz gelebt, politisch und lukullisch.

Die Elvis-Tankstelle an der Autobahnausfahrt ist legendär. Die Besitzer rühmen sich der größten Elvis-Presley-Sammlung im Heiligen Land. Tag und Nacht tönt die Stimme des Altrockstars aus den Lautsprechern. Seit Mitte der neunziger Jahre zieht das Abu Gosh Music Festival zu den jüdischen Festen Schawuot und Sukkot tausende von Besuchern an. Doch die arabische Ortschaft ist unter Israelis auch als „Mekka der Gaumenfreuden“ beliebt. Die orientalischen Restaurants der Gegend sind berühmt – vielleicht vor allem auch deshalb, weil sie am Schabbat geöffnet haben.

Israeliten und Kreuzfahrer

Zur Zeit des Alten Testaments lag hier die Ortschaft Kirjat Jearim. Zwei Jahrzehnte lang war hier die Bundeslade zu finden (1. Samuel 6–7 ), bevor König David sie nach Jerusalem überführte (2. Samuel 6). Eine moderne katholische Kirche, von französischen Ordensleuten betreut, bezeichnet die Stelle heute.

Die Römer hatten ein Jahrtausend später ihre 10. Legion in der Gegend stationiert. Richard Löwenherz soll von Abu Gosch aus seinen ersten Blick auf Jerusalem geworfen haben. Im zwölften Jahrhundert meinten die Kreuzfahrer dann endlich das neutestamentliche Emmaus gefunden zu haben, weshalb sie ihre Auferstehungskirche an dieser Stelle bauten.

„Abu Gosch bestimmt die Tore Jerusalems“, erkannte nicht nur der ehemalige israelische Staatspräsident Jitzchak Navon. Die strategisch wichtige Lage am Westzugang von Jerusalem bestimmt die Geschichte des Ortes. Wer nach Jerusalem will, muss an Abu Gosch vorbei. Das „Bab el-Wad“, das „Tor zur Schlucht“ oder „Scha’ar HaGai“, wie es heute auf Hebräisch genannt wird, beherrscht das Dorf.

Das hatte auch ein kaukasischer Söldner erkannt, der sich im 16. Jahrhundert in der Gegend niederließ und dem Dorf seinen Namen gab. Subhi Salah, Besitzer des Restaurants Ne’urah, erzählt mir die Geschichte seines Stammes, während ich mir die Lammrippchen schmecken lasse. Neben seinem eigenen Salah-Clan erwähnt er mehrere Großfamilien, die das alte Abu Gosch prägten. Die heute ungefähr 6000 muslimischen Einwohner sind fast alle ihre Nachfahren. Das hat eine genetische Studie mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen.

Krawallmacher und Wegelagerer

Abu Gosch heißt übersetzt „Der viel Lärm macht“. Subhi Salah druckst herum. „Die waren nicht in Ordnung“, erzählt er über seine Vorväter und sieht mich prüfend von der Seite an. Als er merkt, dass mir Räubergeschichten Spaß bereiten, erzählt er bereitwillig weiter. Abu Gosch hat sich im Laufe der Jahrhunderte einen Namen als Wegelagerernest gemacht. Wer nach Jerusalem wollte, musste hier Wegzoll bezahlen. Die Leute von Abu Gosch beherrschten die umliegenden Dörfer, was offensichtlich nicht zu ihrer Beliebtheit beitrug.

Vom Stammvater erzählt man sich, dass er sich jedes Jahr eine neue Braut geraubt habe. Kein schönes Mädchen im judäischen Bergland sei vor ihm sicher gewesen. Das ging so lange, bis er eines Tages mit seiner Meute in der Nähe des heutigen Latrun auf die zornige Mutter eines Mädchens gestoßen sei, die ihm offensichtlich Paroli zu bieten wusste – indem sie den Männern von Abu Gosch vollkommen nackt entgegengelaufen sei. Das hätte die Mädchenräuber so in ihrer Ehre gekränkt, dass sie die Dame aufforderten, sich zu bekleiden. „Solange nur Weiber in der Nähe sind, brauche ich mich nicht anzuziehen“, soll die zornige Mutter gekontert haben. „Leute, die Mädchen rauben, können keine Männer sein.“ Zutiefst verletzt sollen die Banditen von Abu Gosch abgezogen sein. Wie überall in der arabischen Welt spielt die Ehre eine wichtige Rolle.

Unter osmanischer Herrschaft wurde der Muchtar von Abu Gosch zum Steuereintreiber. Er beherrschte die umliegenden Dörfer, gegen Ende der Türkenzeit soll er gar Gouverneur von Jerusalem gewesen sein. Unter britischem Mandat regierte der weise Muchtar Ali Salah Dschaber. Während der Unruhen in den 1920er und 1930er Jahren bewahrte das Dorf gute Beziehungen zu den benachbarten jüdischen Kibbuzim Kirjat Anavim und Ma’aleh HaChamischah. „Dank dieses brillanten Muchtars durften wir in unseren Häusern bleiben. Er entschied, dass wir die Juden nicht bekämpfen sollten. Und jeder im Dorf hielt sich daran“, so Subhi Salah. Mehr als dreißig arabische Dörfer in der Gegend wurden damals zerstört. Abu Gosch existiere deshalb noch, „weil es gewagt hat, anders zu sein“. Subhi Salah erwähnt nicht nur Jitzchak Navon und Jitzchak Rabin, wenn er die Freunde von Abu Gosch aufzählt, sondern auch deren Rivalen Menachem Begin und Jitzchak Schamir.

Aschkenasen unter Arabern

Die Leute von Abu Gosch sind stolz auf ihre Geschichte und darauf, anders zu sein als die übrigen arabischen Israelis. „Wir sind die Aschkenasen unter den Arabern“, meint ein Lastwagenfahrer aus dem Ort lachend, „wir sehen sogar anders aus. Die anderen Araber bezeichneten uns als Verräter. Sie machten uns gar verantwortlich für den Tod des legendären arabischen Anführers Abdul Kader al-Husseini, der 1948 im nahegelegenen Kastell gefallen ist. Deshalb hassen sie uns. Aber wenn sich alle so verhalten hätten wie wir, gäbe es heute kein Flüchtlingsproblem.“ Abu Gosch ist Zeugnis dafür, dass sich unkonventionelle Kooperationsbemühungen im blutigen Wirrwarr des Orients lohnen.

Subhi Salahs Restaurant trägt den Namen „Na’urah“. So heißen auch die riesigen Wasserräder, die im Tal des Orontes in Syrien das kostbare Nass auf die höher gelegenen Felder schöpfen. Im syrischen Hama sind diese Wasserräder bis zu zwanzig Meter hoch und Jahrhunderte alt. Ihr ächzender Singsang bildet eine ständige Geräuschkulisse in der von Massakern und Bürgerkrieg zerrissenen Stadt. Und genau so ein Wasserrad steht im Vorgarten des Restaurants.

Wie kommt ein „Ne’urah“ aus Syrien nach Israel? Subhi erzählt, dass sein Clan, genau wie die syrische Großfamilie Assad, Supermärkte in den USA besitzt. So kam es, dass einer seiner Söhne in Amerika Basil Assad, den Lieblingssohn und designierten Nachfolger des damaligen Präsidenten Hafis al-Assad, kennenlernte. Als der 31-jährige Basil 1994 bei einem Autounfall ums Leben kam, nahmen die arabischen Freunde aus Israel regen Anteil am Leid der Präsidentenfamilie. Später waren die Subhis Hochzeitsgäste des heutigen Präsidenten Baschar al-Assad in England. Das Wasserrad im Garten des Restaurants in Abu Gosch ist ein Geschenk Assads, das über Jordanien nach Israel kam.

Der Brunnen, aus dem man trinkt

Während Subhi Salah die Geschichte vom Wasserrad erzählt, sitzt am Nachbartisch Gideon Esra. Der ehemalige Vize-Geheimdienstchef hat ganz offensichtlich kein Problem mit den guten Beziehungen des israelischen Restaurantbesitzers zur Familie des syrischen Diktators. Esra genießt das üppige orientalische Essen und wird nicht müde, das Ne’urah als Ausdruck eines einzigartigen jüdisch-arabischen Zusammenlebens zu loben. Das sei typisch für Abu Gosch.

Subhi Salah sieht das etwas nüchterner: „Mein Vater ist hier geboren. Ich bin hier geboren. Hier ist unser Leben.“ Mit einer alten arabischen Weisheit bringt er auf den Punkt, woran sich die Nachfahren des Krawallmachers an der Autobahn Jerusalem–Tel Aviv stets gehalten haben: „Man spuckt nicht in den Brunnen, aus dem man trinkt.“

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Johannes Gerloff

Johannes Gerloff

hat in Tübingen, Vancouver und Prag evangelische Theologie studiert und lebt seit 1994 mit seiner Familie in Jerusalem.

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