Meine Familie und die Religion sind mein großes Glück

„Ich dachte, das mit dem Kochen machst du mal zwei Jahre lang.“ Heute steht Tom Franz hauptberuflich in der Küche.Bild: ©Daniel Lailahat Verlag

Der deutsche Fernsehkoch Tom Franz wurde katholisch getauft und arbeitete als Anwalt, ehe er nach Israel auswanderte, zum Judentum konvertierte und Fernsehkoch wurde. Er gewann die israelische Kochshow „Masterchef“ mit koscherer Küche – und gilt als „kulinarischer Brückenbauer“.

NU: In Israel kennt man Sie, weil Sie 2013 in einer Fernsehkochshow den ersten Platz belegten. Woher kommt Ihre besondere Bindung zum Land?

Tom Franz: Meine ersten Kontakte knüpfte ich bei einem Schüleraustausch. Einige Jahre später habe ich bei der „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ mitgemacht. Ich war 23, mir gefiel das Land sofort, und ich wusste, da will ich leben.

Was hat Sie an Israel besonders beeindruckt?

In Deutschland hatte ich – außer zu Hause bei meinen Eltern – nie ganz das Gefühl dazuzugehören, das Gefühl, daheim zu sein. Die Mentalität der Israelis, das Direkte und Offene – was mir selbst nicht so gegeben ist – habe ich sofort bewundert. So wollte ich auch sein. Die Sprache gefiel mir, und ich lernte Hebräisch, obwohl ich damals noch nicht wusste, wofür eigentlich.

Wie kam es, dass Sie später nach Israel zogen?

Ein einschneidendes Erlebnis ereignete sich, als ich während der Semesterferien in einem Krankenhaus in Tel Aviv arbeitete und mir bei Sanierungsarbeiten fast ein Eisenrohr auf den Kopf fiel. Die Stange schlug direkt vor meinem Gesicht ein Fenster kaputt. Es war so knapp, mein Leben wäre fast vorbei gewesen. Dieses Erlebnis war mein spirituelles Erwachen. Es brachte mich zum Glauben an göttliche Fügung – und dieser führte mich zum Judentum.

Sie kannten die Religion bis dahin nicht?

Nein, ich hatte an gar nichts geglaubt. Das Judentum zog mich an und machte mir zugleich Angst. Es war, als ob man auf einem hohen Turm steht und runterschaut: Du spürst eine Anziehung, und gleichzeitig willst du weg. Ich wusste, ich würde konvertieren müssen, aber erst acht Jahre später war ich bereit dafür.

Was gibt Ihnen der Glaube?

Ich wurde durch ihn ein ausgeglichener Mensch. Ich habe in meinem Leben sehr viel verändert und vieles von mir abgeschüttelt, vor allem Oberflächliches und Marotten. Ich hatte zuvor Jura in Deutschland studiert und bekam ein Stipendium für ein Doktorat in Israel, alles hatte irgendwie gepasst. Nach der Konversion fühlte sich das Singleleben in Tel Aviv falsch an. Ich war 33 und hatte keine Lust mehr auf Frauengeschichten. Ich wollte die Religion mit der Richtigen leben, also habe ich alle Telefonnummern von Frauen gelöscht, zu Gott gebetet und mir gesagt, ich warte jetzt, bis Gott mir die Richtige schickt.

Das klappte?

Vier Tage dauerte es, dann habe ich meine zukünftige Frau Dana getroffen. Sie saß auf einer Bank in Tel Aviv in der Jermijahu-Straße. Nach einigem Zögern ging ich zu ihr hin und sprach sie an. Inzwischen sind wir seit elf Jahren zusammen und haben vier Kinder. Das war die schönste Fügung. Genau so erging es mir auch mit dem Kochen. Meine Frau war überzeugt, ich sollte mich bei der Sendung Masterchef bewerben. Ich war Mitte dreißig und Anwalt und dachte, da fange ich doch nicht an, als Koch zu arbeiten.

Wie schaffte es Ihre Frau, dass Sie sich am Ende doch bei der in Israel sehr populären Kochshow bewarben?

Nach der zweiten Staffel wurde unser Sohn geboren. Es war eine schwierige Geburt, meine Frau wäre beinahe gestorben. Es dauerte sechs Monate, bis sie wieder richtig da war. Die dritte Staffel wurde gerade vorbereitet, und meine Frau fing wieder an: „Es ist jetzt an der Zeit, dass du mitmachst!“ Ich war nach der schlimmen Zeit ein bisschen durch und sagte: „Okay, dann gehe ich halt hin und mache das für dich.“ Ich las eine Reihe professioneller Kochbücher, auch wenn ich nie nach Rezepten koche. Ich habe mich richtig reingehängt und dann nach vier harten Monaten im Studio unter den 6000 Bewerbern den Titel „Masterchef“ geholt.

Und Sie meinen wirklich, das war Bestimmung?

Ja, daran besteht für mich kein Zweifel. Lange Zeit hatte ich Hemmungen, meine jüdische Religion auszuleben, aber mein Glaube ist immer stärker geworden. Meine Familie und die Religion sind mein großes Glück, ich sehe beides als eine Aufgabe an. Ich habe der Spiritualität den größten Platz in meinem Leben eingeräumt, danach kommt die Familie und dann die Karriere. Ich dachte, das mit dem Kochen machst du mal zwei Jahre lang.

Heute ist es Ihr Hauptberuf. Sie veranstalten Events und schreiben Bücher. Hat das Kochen Ihnen Israel nähergebracht?

Hier bin ich für die Leute nicht irgendein Deutscher, sondern Tom Franz: der Deutsche, der konvertiert ist. Sie kennen meinen Lebensweg, ich bin fast schon eine Marke.

Das Gespräch erscheint mit freundlicher Genehmigung der Wochenzeitung „Die Zeit“. Es ist erstmals im „Zeitmagazin“ 52/2018 erschienen.

Schakschuka

Schakschuka

für 6 Personen

6 EL Olivenöl
2 Zwiebeln, geschält und fein gehackt
Salz
4 Knoblauchzehen, geschält und in feine Scheiben geschnitten
1 grüne Chilischote, in Ringe geschnitten
10 Tomaten
1⁄2 TL Kreuzkümmel, gemahlen
1⁄2 TL Chilipulver
1 TL Paprika, edelsüß
100 ml Tomatenmark
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
6 kleine Eier (nach Geschmack auch 2 Eier pro Portion), auf Zimmertemperatur
1 Handvoll Petersilienblätter

Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Zwiebeln mit etwas Salz glasig und weich anschwitzen. Knoblauch und Chilischote hinzufügen, bei leichter bis mittlerer Hitze braten, bis die Zutaten braun zu werden beginnen. Die Tomaten in grobe Würfel schneiden. Die Gewürze in die Pfanne geben und heiß werden lassen. Die Tomaten und das Tomatenmark hinzufügen und bei leichter Hitze so lange köcheln lassen, bis sich die Masse um etwa ein Viertel reduziert hat. Die Konsistenz der Sauce soll sämig und kein Wasser der Tomaten mehr sichtbar sein. Mit Salz und Pfeffer würzen. Sobald die Sauce fertig ist, die Eier einzeln in eine kleine Schale schlagen und in die köchelnde Sauce gleiten lassen. Die Eiweiße dabei etwas salzen. Die Eier ohne Abdeckung garen. Mit Petersilienblättern bestreuen.

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