Maxim Slutski ist seit September in der Jugendkommission (JUKO) tätig und als Jugendreferent für die IKG im Einsatz. Der 26-jährige gebürtige Ukrainer will junge Juden an Wien und die Gemeinde binden und will Wien „international positionieren“. NU fragte auch nach, ob an der Spitze der Gemeinde ein Umdenken stattgefunden hat.
Von Fritz Neumann
NU: Die Israelitische Kultusgemeinde in Wien widmet sich seit kurzem vermehrt der, salopp gesagt, “Nachwuchsarbeit”. Sie sind offiziell seit September im Amt. Wie wurden Sie aufgenommen, wie sieht Ihre erste Bestandsaufnahme aus? Slutski: Ich bin hier sehr herzlich und mit offenen Armen empfangen worden. Die Mitarbeiter der IKG bilden ein gutes Team, mit dem einfach und professionell zu arbeiten ist. Worin sehen Sie Ihre Aufgaben als Jugendreferent der IKG? Wenn jemand Probleme hat, dann soll er wissen, er kann hierherkommen und hier werden seine Probleme gelöst. Wir wollen eine Anlaufstelle sein und wir wollen allen jüdischen Jugendlichen die Möglichkeit geben, unsere Veranstaltungen zu besuchen. Also zum Beispiel auch Jugendlichen, denen oder deren Eltern dafür eigentlich das Geld fehlt. Generell ist es ein Ziel, nicht nur die ungefähr 1.500 Kinder und Jugendliche, sondern auch die Eltern mit einzubeziehen und alle zu betreuen, die sich für jugendlich halten. Die Jugendarbeit der IKG ist in der Vergangenheit des Öfteren, auch von NU, als oberflächlich kritisiert worden. Es wurde kaum jemals zu politischen und moralischen Fragen Stellung genommen. Welches Programm schwebt Ihnen vor? Wir haben zum Beispiel noch am Todestag von Simon Wiesenthal spontan eine Gedenkfeier veranstaltet. Wir bringen Broschüren, wie zu Chanukka einen “Family Guide”, heraus, da gibt’s außerdem eine eigene CD mit Liedern für Kinder. Wir wollen Seminare und internationale Wochen in Wien organisieren. Für Februar sind “Free Trips to Israel” geplant, zu Neujahr steigt im Hotel Hilton eine große Party, außerdem kommen 2006 ein Sportfest und ein Fußballturnier auf uns zu. Insgesamt darf es natürlich nicht nur um Partys gehen. Hat an der Spitze der Gemeinde, was den Nachwuchs betrifft, ein Umdenken stattgefunden? Man hat verstanden, dass in die Jugend investiert werden muss. Schließlich wird jemand in zwanzig Jahren die Gemeinde führen müssen. Immobilien sind wichtig, um die Gemeindestruktur zu finanzieren. Aber genauso muss Geld in die Zukunft gesteckt werden. Die Gemeinde unterstützt meine Arbeit, und Rafael Schwarz, der Vorsitzende der Jugend-Kommission, investiert besonders viel Zeit, will viel bewegen und verändern. Aber die Spitze der Gemeinde reicht nicht aus. Alle Mitglieder sind aufgefordert mitzugestalten. Bewegung und Veränderung erfordern Geld und Engagement. Wie werden die neuen Aktivitäten finanziert, wer unterstützt Sie? Natürlich erfahre ich Unterstützung von Seiten der Gemeinde. Darüber hinaus schließen wir Kooperationen mit anderen Organisationen. Sehr große Unterstützung bekommen wir nicht nur von den Gemeinde-Mitarbeitern, sondern natürlich auch von den fünf Wiener Jugendorganisationen, denen ein ganz großes Lob für Ihr Engagement gebührt. Immer wieder verlassen junge Juden Wien, um für eine Zeit lang nach Israel zu gehen oder im Ausland zu studieren, etliche kehren nicht zurück. Wie groß ist die Gefahr einer Überalterung der jüdischen Gemeinde in Wien? Wie wollen Sie gegensteuern? Bis jetzt ist bei vielen die Bindung zu Wien und zur IKG nicht stark genug, dem wollen wir natürlich gegensteuern. Dabei ist die Lebensqualität in Wien sehr hoch. Wir wollen zeigen, dass es jüdisches Leben in Wien gibt. Wir wollen mit Deutschland, mit der Schweiz und anderen europäischen Ländern konkurrieren können. Momentan sind Deutschland und England en vogue, dort tut sich auf dem Veranstaltungssektor besonders viel. Wir wollen aufschließen, mit den Seminaren, mit den internationalen Wochen, mit Festivitäten. Wir wollen Wien international positionieren.