Erinnerung, Humor und Nostalgie sind die bestimmenden Themen des Jüdischen Filmfestivals Wien, das unter dem Motto „We Are Family!“ ab 24. April für zwei Wochen über die Bühne geht. So findet sich unter dem Motto „Liebe und Mischpoche“ eine bunte Mischung von Filmen, die sich mit Familie, Ehevermittlung, Ehe und ja, auch der Scheidung auseinandersetzen. Dabei nähern sich, besonders wenn es um jüdische „Mischpochen“ geht, viele Arbeiten dem Thema gerne auch mit Selbstironie und Witz, so etwa in Schönes Schlamassel (Wolfgang Murnberger, D 2020), Eine die sich traut (Rama Burshtein, ISR 2016) oder Cinco dias sin Nora (Mariana Chenillo, MEX 2008). Da der rechtliche Umgang mit Ehe und Ehescheidung in Israel auch heute noch alten religiösen Traditionen folgt, geht dieses Thema aber weit über die Unterhaltungsebene hinaus, wie etwa das israelische Gerichtsdrama Get – Der Prozess der Viviane Amsalem (2014) von Ronit und Shlomi Elkabetz beweist, das auch das Verhältnis zwischen orthodoxen und weltlichen Juden in Israel analysiert.
Für den Nostalgiefaktor zuständig ist die Personale zu Barbra Streisand anlässlich des 80. Geburtstages der Schauspielerin und Sängerin, die mit den entsprechenden Klassikern aufwartet.
Den der Erinnerungskultur gewidmeten Teil gestaltet das Festival – auch als Symposium – zum Thema „Befreite Lager“: Zu sehen sind sowohl Dokumentaraufnahmen als auch fiktionale Arbeiten, die kurz nach Kriegsende entstanden. In Zusammenarbeit mit „Für das Kind. Museum zur Erinnerung“ ist der aktuelle Dokumentarfilm Truus Children (Regie: Pamela Sturhoofd, Jessica van Tijn) zu sehen, der die mutigen Aktivitäten der Holländerin Truus Wijsmuller (1896–1978) zur Rettung jüdischer Kinder beschreibt, deren Schilderungen ein packendes und zugleich beklemmendes Geschichtsbild jener Zeit liefern.
Jüdisches Filmfestival Wien
24. 4. – 8. 5. 2022