KOMMENTAR VON MARTIN ENGELBERG
Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu preist den US-Präsidenten jedenfalls bei jeder Gelegenheit und nennt Donald Trump den „größten Freund den Israel je im Weißen Haus hatte“. Tatsächlich hat Trump sofort nach seiner Angelobung wichtige Schritte im Interesse Israels gesetzt:
Er hat gleich wieder den Druck auf den Iran massiv erhöht. Die Hamas forderte er ultimativ auf, die israelischen Geiseln sofort freizulassen, weil ansonsten die Hölle ausbrechen würde. Weiter wollte er sicherstellen, dass die Hamas eliminiert werde. Beim Besuch des israelischen Premiers im Weißen Haus machte Trump – sogar zur Überraschung Netanyahus – dann den Vorschlag, den Gaza-Streifen zu evakuieren. Die USA würden dieses Gebiet übernehmen und zur „Riviera des Nahen Ostens“ aufbauen. Schließlich machte sich Donald Trump auch gleich an die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Saudi-Arabien bezüglich eines Friedensschlusses mit Israel und verordnete Sanktionen gegen den internationalen Strafgerichtshof, weil dieser internationale Haftbefehle gegen Netanyahu und den früheren israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant ausgestellt hatte.
Doch das persönliche Verhältnis zwischen Trump und Netanyahu war während der Präsidentschaft Bidens getrübt. Nach der – von Donald Trump heftig bestrittenen – Wahl Joe Bidens im Jahr 2020, gratulierte Netanyahu Biden zum Wahlerfolg. Das veranlasste Trump zum Absetzen eines derben Tweets gegen Netanyahu – „Fxck him“ schrieb er. Wer Donald Trump, beziehungsweise seine Persönlichkeitsstruktur kennt, der weiß, dass er sehr empfindlich und sehr nachtragend ist. Er hatte sich von Netanyahu wohl mehr Dankbarkeit dafür erwartet, was er alles während seiner ersten Präsidentschaft für Israel getan hatte: Die Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem, die Anerkennung der israelischen Annexion der Golanhöhen und schließlich der Abschluss der „Abraham-Accords“ also der Friedensabkommen Israels mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Marokko.
Mit Joe Biden waren die Beziehungen viel angespannter. Dieser bezeichnete sich zwar selbst als Freund Israels, kritisierte aber sehr offen die Einbeziehung rechtsextremer Minister in Netanyahus Regierung, und deren geplante Justizreform. Unmittelbar nach dem fürchterlichen Massaker vom 7. Oktober setzte Joe Biden eine besondere Geste der Solidarität und flog als erster US-Präsident in Kriegszeiten nach Israel. Aber schon bald danach begann Biden das Vorgehen Israels zu kritisieren, verzögerte Waffenlieferungen und mischte sich in die Kriegsführung ein.
Doch nach dem demütigenden Eklat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj fragten sich manche in Israel, ob ein solch abrupter Stimmungswechsel bei Donald Trump auch gegenüber Israel möglich wäre. Manche Beobachter meinten, das könne bei Trump jederzeit passieren. Er sei notorisch erratisch in seinem Vorgehen und wäre bereit, sich auch um 180 Grad zu wenden, sollte er meinen, dass ihm dies als Dealmaker helfen würde. Trump überraschte die Israelis – ohne vorherige Absprache – mit einer direkten Kontaktaufnahme zum iranischen Regime und sogar zur Hamas. Darauf angesprochen meinte Trumps Sonderbeauftragter für die Geiseln etwas unfreundlich, die USA wären ja kein Vertreter Israels.
Dem steht jedoch schon eine lange Liste an Bekundungen der Unterstützung und der Freundschaft von Donald Trump zu Israel gegenüber. Auch die von ihm jetzt im Rahmen der zweiten Präsidentschaft ernannten Minister und Berater sind starke Unterstützer und explizite Freunde Israels. Auch wenn Trump es der jüdischen Community in den USA sicherlich sehr übelnimmt, dass diese ihn trotz allem nur zu etwa 25 Prozent gewählt haben, ist da andererseits die sehr einflussreiche Gemeinschaft der Evangelikalen – sie bilden in etwa 25 Prozent der US-Wähler. Diese stehen felsenfest an der Seite Israels und haben Trump zu 85 Prozent gewählt.
Schließlich bleibt da noch die Tatsache, dass seine Tochter Ivanka zum Judentum übergetreten ist und mit ihrem Mann Jared Kushner ein orthodox-jüdisches Leben führt. Deren Kinder sollen schon einmal im Kindergarten gesagt haben, dass ihr Zeide (jiddisch für Großvater) der US-Präsident sei.