Hedy Lamarr, Hollywood-Ikone, ausgestattet mit einem außergewöhnlichen Erfindergeist, wäre im November 2024 110 Jahre alt geworden. Die aus Wien stammende Schauspielerin war eine Ausnahmepersönlichkeit: Facettenreich, klug, kreativ, die schönste Frau der Welt.
Von Rosa Grünwald
Glamour und Party waren nicht ihr Ding. Sie blieb lieber zu Hause. Die in Wien geborene Hedwig Kiesler begeisterte nicht nur als Filmstar, sondern auch als innovative Erfinderin und beeindruckende Visionärin, die weit über ihre Zeit hinauswirkt. Das Möbelmuseum, das heuer einen Schwerpunkt auf innovative Frauen legt, beleuchtet den Weg von Hedy Lamarr aus dem behüteten jüdischen Wiener Elternhaus nach Hollywood.
Als junge Frau sorgte sie mit ihrem nackten Auftritt im Film Ekstase für einen internationalen Skandal. Auch ihre Ehe mit dem berüchtigten Waffenhändler Fritz Mandl sorgte für Schlagzeilen. Darauf folgte die filmreife Flucht aus dem goldenen Käfig von Wien nach Paris, von dort nach London und via New York nach Hollywood. Ihre Transformation zur amerikanischen Hollywood-Ikone machte ihr zu schaffen. Denn sie war mit den Rollen, in die man sie zwängte, nicht glücklich. Reduziert auf die schöne Exotin wurden ihr scharfer Verstand, ihr Humor und vor allem ihr Erfindergeist nicht anerkannt. Die bahnbrechende Erfindung des Funkfrequenzsprungverfahrens mitten im Zweiten Weltkrieg wurde zwar notiert, aber nicht wertgeschätzt. Viel zu spät folgten Ansehen und Ehre, zu einem Zeitpunkt, als sich Hedy Lamarr bereits völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Ein unruhiges Leben mit Höhen und Tiefen, auch privat: Sechs Ehen, drei Kinder (eines davon adoptiert) sowie viele verschiedene Wohnorte kennzeichnen das Schicksal dieser außergewöhnlichen Frau, die heute, im 21. Jahrhundert, vermutlich ein völlig anderes Leben führen könnte. Die Sonderausstellung, kuratiert von NU-Herausgeberin Danielle Spera und gestaltet von Stefan Fuhrer, zeichnet das facettenreiche Leben der Schauspielerin nach, die im Herzen immer eine Wienerin blieb und am liebsten zu Hause war, fern von Glamour und Partys. Sich selbst bezeichnete sie in einem Interview als „Hausfrau, Künstlerin, Wildfang.“ In dieser Reihenfolge. Hedy Lamarr war ihrer Zeit voraus. Ihr Leben wäre heute anders verlaufen. Damit knüpft die Ausstellung an aktuelle Debatten über Female Empowerment, Me too und das sich „immer wieder neu erfinden“ an. Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung sprach Hedy Lamarrs Enkelin, Wendy Colton, über ihre Großmutter:
„Wenn man an Hedy Lamarr denkt, denkt man in erster Linie an den glamourösen Filmstar des Goldenen Zeitalters Hollywoods. Oder an die talentierte Erfinderin, die die Technologie und die Art und Weise, wie wir heute kommunizieren, für immer verändert hat. Aber für mich war sie meine Großmutter – eine Frau, auf die ich zutiefst stolz war, deren Geheimnisse ich aber nie entschlüsseln konnte. Eine Frau, deren Einfluss auf meine Familie ebenso kompliziert wie tiefgreifend war. Wie ihre Fans wollten auch wir immer mehr von ihr. Die Geschichten, die in dieser Ausstellung mit viel Bedacht und Besonnenheit gezeigt werden, geben neue und wertvolle Einblicke in das Leben, von dem ich träumte, ihm näher zu sein.
Wir wussten, dass Wien eine große Bedeutung für Hedys Leben hatte, nicht nur als ihr Geburtsort, sondern auch als Basis ihrer bemerkenswerten Reise. Die Ausstellung zeigt, wie diese lebendige Kultur ihre Talente und ihren Einfallsreichtum verfeinert hat. Wien stand auch für die Komplexität ihres Lebens. Hier sehen wir, wie politische Unruhen, Umbrüche und der Kampf um dauerhafte Liebe ihre Geschichte geprägt haben. Zeit ihres Lebens blieb Wien ein integraler Bestandteil ihrer Identität. Dies ist die Stadt, die ihre Kreativität entfachte und ihr den Grundstein legte, um die Ikone zu werden, die wir heute kennen – sowohl auf der Leinwand als auch in der Welt der Wissenschaft.
Doch Hedy Lamarrs Vermächtnis geht über die Leinwand und ihre Erfindungen hinaus; Sie lebt in den Lektionen, die sie uns, ihrer Familie, vermittelt hat. Sie flößte uns ein Gefühl der Neugier ein. Sie drängte uns dazu, überall nach Kunst zu suchen. Sie war unser ultimativer Einflussfaktor auf den Stil und darauf, wie wir Privilegien und Reichtum beurteilen. Und sie hat uns auf einzigartige Weise Female Empowerment und die gesellschaftliche Rolle der Frau nähergebracht. Für uns verkörperte sie Schönheit, Charme, Kreativität, Feminismus, aber auch Kontroversen, Distanz und Verschlossenheit. Ihr Leben war von Widersprüchen geprägt: Schönheit und Verstand, Ruhm und Isolation, Erfolg und Frustration, großer Triumph und großer Verlust. Wie wir wissen, ist Dualität oft schwer zu ertragen. Ihre Geschichte beweist, dass Größe nicht ohne Anstrengung zu erreichen ist und dass es nie einfach ist, etwas in der Welt, aber auch in der eigenen Familie zu bewirken. Letztendlich sehen wir, dass Unvollkommenheit nur natürlich ist und dass wir, um erfolgreich zu sein, sowohl Fehler als auch Brillanz akzeptieren müssen.
Ohne Zweifel: unsere Familie ist zutiefst dankbar, Hedy Lamarrs Archiv und ihre Andenken an sie in Wien aufmerksam verwahrt und kuratiert zu wissen. Die Ausstellung würdigt auf wunderbare Weise den außergewöhnlichen Orbit meiner Großmutter und bringt neue Anerkennung für ihre Beiträge, die sicherlich zukünftige Generationen inspirieren werden. Wir sind unglaublich dankbar. Das bleibende Vermächtnis von Hedy Lamarr, dessen Wurzeln in ihrer Wiener Erziehung liegen, erleuchtet das Wissen der Menschen auf der ganzen Welt. Anlässlich ihres 110. Geburtstags fordert das Erinnern an sie unser Verständnis der Rolle der Frau in der Geschichte und ihrer entscheidenden Beiträge immer wieder heraus und gestaltet es neu. Diese Ausstellung lädt uns ein, kreativ zu denken, wie sie es tat – auf der Suche nach Frieden und nach dem Ende des Krieges. Es erinnert uns daran, dass wir uns neu erfinden können, wenn wir es wollen und damit vielleicht sogar die Welt revolutionieren können. Lassen Sie uns also heute und immer über Stereotypen hinausblicken. Suchen wir nach unkonventionellen Wegen, um Probleme zu lösen. Und mögen wir wie Hedy niemals nur durch eine Sache definiert werden.“
„Hausfrau. Künstlerin. Wildfang.“ Hedy Lamarr 110,
Möbelmuseum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien.
Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 17:00 Uhr.
Die Ausstellung läuft bis 2. März 2025
Aussprüche von Hedy Lamarr.
Ich war oft allein… An vielen langen Abenden hatte ich mir gewünscht, dass jemand zu mir kommt, doch es kam niemand.
Ich scheine den Ruf zu haben, „schwierig“ zu sein.
Ich rate jedem, nicht zu sparen: Geben Sie Ihr Geld aus. Die meisten Menschen sparen ihr ganzes Leben und überlassen ihr Geld jemand anderem. Geld soll man genießen.
Die Menschen sind pervers. Wenn du ihnen große Zuneigung zeigst, werden sie vor dir davonlaufen.
Die Menschen genießen das Leben hier nicht. Jeder versucht, jeden zu übertreffen
Ich habe keine Angst vor dem Tod, weil ich vor nichts Angst habe, was ich nicht verstehe. Wenn ich darüber nachdenke, bestelle ich mir eine Massage und es verschwindet.
Ich habe noch nie einen Kuss vor der Kamera genossen. Das bringt nichts, außer, dass der Lippenstift nicht verschmiert wird.
Ich war ein wichtiger Star und hatte ein erfülltes Leben, dennoch habe ich nur drei enge Freunde. Ich denke, das ist ungefähr alles, was man erwarten kann.
Wenn irgendjemand Dir weh tut, lass es an der Schale abprallen und nicht in dich eindringen.
Viele Menschen sind Zielpersonen und Ziele schlagen nicht zurück –
außer ab und zu. Als Louis B. Mayer mich einmal beleidigte, schüttete ich ihm ein Glas Wasser über den Kopf.
Beginnen Sie damit, das Leben als eine Katastrophe zu betrachten. Dann wird alles Gute, das Sie dabei herausholen, eine Überraschung und eine Freude sein.
Ich bin eine kampflustige Seele und hier gibt es, weiß Gott, genug zu bekämpfen.