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Home Dossier 80 Jahre Zweite Republik

Heldenplatz

Konrad Paul Liessmann von Konrad Paul Liessmann
1. Dezember 2025
in 80 Jahre Zweite Republik, Dossier, Zeitgeschichte

Der Heldenplatz in Wien. Über diesen speziellen Gedächtnisort wird auch noch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diskutiert. ©Von Tokfo - Eigenes Werk

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Keine Frage: Der Wiener Heldenplatz ist ein österreichischer Gedächtnisort par excellence – auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Wiedererrichtung der Republik. Seine Besonderheit ergibt sich aus einer seltsamen Mischung topographischer und mythologischer Elemente.

von Konrad Paul Liessmann

Schon die Anlage des Platzes, sein historisches Ambiente, die Reiterstandbilder von Prinz Eugen und Erzherzog Karl verweisen auf bedeutsame, erinnerungswürdige, weil triumphale Momente der altösterreichischen Geschichte. Gleichzeitig wohnt diesem Arrangement eine fundamentale Paradoxie inne: Die auf diesem Platz als Standbilder präsenten Helden stellen eine Ausnahme dar. Viel mehr Sieger als diese beiden hatte das alte Österreich nicht aufzubieten. Der Heldenplatz markiert so durch Anlage und Inszenierung einen österreichischen Grenzfall. Er ist im Grunde leer und wartet darauf, gefüllt zu werden. Und die Versammlungen der Massen am Heldenplatz markieren dann nicht nur die Wende-, Tief- und Höhepunkte der österreichischen Geschichte, sondern der Heldenplatz fungiert damit auch als topographische Klammer, die von der Monarchie über die Erste Republik und den Ständestaat zum Dritten Reich und schließlich zur Zweiten Republik die Kontinuität und Brüchigkeit der österreichischen Geschichte umfasst.

Der Mythos Heldenplatz ist so in der Tat eng verschwistert mit den Massen, die ihn okkupiert haben. Der Heldenplatz kann auch als eine in Stein und Architektur gewordene Frage gelesen werden: Wie viele Menschen haben sich wann auf ihm versammelt? Und diese Frage durchzieht die wechselvolle Geschichte der Republik: Vom Dollfuß-Begräbnis 1934 über Hitlers Anschluss-Versammlung 1938 bis zur Karl-Schranz-Hysterie 1972, der Predigt Johannes Pauls II. 1983, dem Lichtermeer 1993 und der Abschlusskundgebung gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung im Februar 2000 reicht der Reigen der Ereignisse, die sich den Heldenplatz als Ort des Gedächtnisses und als Neudefinition desselben ausgesucht haben. Und keine dieser Massenversammlungen konnte sich der Magie der großen Zahl entziehen.

Zum erinnerungspolitisch relevanten Ort wird der Heldenplatz deshalb auch durch jenes Ereignis, das ihn wie kein anderes zuvor tatsächlich gefüllt hatte: durch den Auftritt Adolf Hitlers. Zumindest im kollektiven Gedächtnis der Zweiten Republik ist der Heldenplatz zu dem Ort geworden, auf dem die Menschenmassen dem nationalsozialistischen Diktator und dem von ihm verkündeten Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und dem damit behaupteten Wiedereintritt Österreichs in die deutsche Geschichte zujubelten. Wo immer vom Heldenplatz die Rede ist – in lexikalischen Einträgen, Architekturführern, Wienbüchern oder Fremdenverkehrsbroschüren – fehlt der Hinweis auf die Rede Hitlers und den dabei verkündeten Anschluss nie. Die aktuelle Auseinandersetzung um die Frage, wie mit dem gesperrten Altan der neuen Burg, dem „Hitler-Balkon“, erinnerungspolitisch umgegangen werden soll, verweist eindringlich auf den langen Schatten, den dieser Akt in unsere Gegenwart wirft.

Zum Gedächtnisort in einem nahezu politisch-praktischen Sinn wurde dieser Platz nicht nur durch dieses Geschehen, das sich auf ihm ereignet hatte, sondern durch die unabschließbaren Versuche, dieses eine Ereignis zu konterkarieren. Daran misst sich alles, was an politischer Präsenz diesen Platz nach 1945 besetzen wird. In den vielfältigen Versuchen, sich den Heldenplatz auch nach 1945 wieder anzueignen, wird Gedächtnis nicht als Ritual inszeniert, sondern als lebendiger, das heißt auch offener Prozess der Erinnerung gestaltet. Jeder Versuch, auf diesem Platz eine Großveranstaltung zu arrangieren, wird an den Massen gemessen, die sich im März 1938 dort versammelt hatten, und danach bewertet, was dem Auftritt Hitlers nun entgegengesetzt werden kann. Gerade dadurch konnte der Heldenplatz aber auch zum Symbol für jene Ambivalenz werden, die als gespaltener Mythos die Geschichte der Zweiten Republik durchzieht: Täter und Opfer, Verdrängen und Erinnern, das eine und das andere Österreich.

Als paradigmatischer Gedächtnisort Österreichs fungiert der Heldenplatz aber auch als eine Art Gedächtnisspeicher. Hier, das heißt in den Erzählungen und Mythen, sind die Facetten der österreichischen Identität aufbewahrt. So indiziert die in hohem Maße inszenierte Versammlung des 15. März 1938 die Abkehr von der Idee der österreichischen Nation. Diese Heldenplatzbilder wurden zu Erinnerungsmarken jenes „Anschluss/Ausschlusstraumas“ (Rudolf Burger), das die österreichische Befindlichkeit der Ersten Republik begleitete. Es mag ein Zufall sein: Aber dass die Wiedergewinnung der Souveränität Österreichs nicht am selben Ort verkündet wurde wie deren Auslöschung, sondern im Oberen Belvedere, markiert auch topographisch den Willen zu einem Neubeginn, ohne dass allerdings der Belvedere-Garten in ähnlicher Intensität zu einem Gedächtnisort hätte werden können wie der Heldenplatz. Die Karl-Schranz-Hysterie von 1972 hingegen zeigte durchaus das neue nationale Selbstbewusstsein der Zweiten Republik, das sich mit Vorliebe an einem Sujet zu entzünden pflegt: dem Ski-Helden, dem von der Welt Unrecht getan wurde. Die Papstpredigt des Jahres 1983 wollte schlechthin ein anderes Zeichen setzen und markierte trotz allem ein wesentliches, aber höchst krisenanfälliges Merkmal österreichischer Identität: den Katholizismus. Das Lichtermeer des Jahres 1993 verstand sich bis in die Choreographie dieser Inszenierung als ultimative Wiederaneignung des Heldenplatzes für eine „andere“, weltoffene und „anständige“ österreichische Gesellschaft, die sich durch diese kerzenlichtdurchflutete Demonstration bescheinigte, gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit immun geworden zu sein. Es war dies dann auch die größte Demonstration der Zweiten Republik, und das hieß unter der Hand: Es waren mehr Menschen am Heldenplatz als „damals“. Und die große Anti-Regierungsdemonstration vom Februar 2000, die unter Beteiligung internationaler Prominenz stattfand, kann auch als der Versuch gedeutet werden, diese Momente österreichischer Identitätsfindungsproblematik zu überbieten und zu konterkarieren: Das faschistische Trauma sollte dabei ebenso überwunden werden wie der bornierte Österreich-Nationalismus mit seiner katholisch-reaktionären Färbung. Diesem Gestus der Wiederaneignung unter geänderten Vorzeichen gehorcht auch das seit 2013 jährlich am 8. Mai veranstaltete „Fest der Freude“, das die Befreiung vom Nationalsozialismus dort feiert, wo dieser zu triumphieren glaubte.

Dass der Heldenplatz zur Metapher Österreichs und seines Verhältnisses zur Vergangenheit werden konnte, verwundert wenig. Nichts verdeutlicht dies besser als Thomas Bernhards Stück Heldenplatz und die Debatte, die dieses Stück ausgelöst hatte. Ohne die literarischen Qualitäten des Textes an dieser Stelle beurteilen zu wollen, gründet sein Erfolg im Spiel mit jenen Konnotationen, die den Heldenplatz zum ambivalenten österreichischen Gedächtnisort gemacht haben – Hitler und die johlenden Massen: „In Oxford gibt es keinen Heldenplatz / in Oxford ist Hitler nie gewesen / in Oxford gibt es keine Wiener / in Oxford schreien die Massen nicht.“ Aber nicht zuletzt am Heldenplatz des Thomas Bernhard lässt sich einiges von der Mythenproduktion ablesen, mit der dieser Text nicht nur souverän spielt, sondern die er, nicht zuletzt durch das Rezeptionsverhalten, selbst zu provozieren scheint.

Die Konnotation des Heldenplatzes scheint so eindeutig, dass auch Bernhards Heldenplatz wie von selbst in jenes politische Konzept manövriert wird, dem dieser Ort zum Synonym für die Nazismusanfälligkeit der Österreicher erscheint. Dass Bernhard den Heldenplatz als einen topographischen Rahmen verwendet, der dazu dient, seine Übertreibungskunst schlechthin an jedem Segment der österreichischen Gesellschaft auszuprobieren, wird dabei gerne übersehen. Dass für Professor Schuster etwa an der „Zerstörung Österreichs“ nicht nur die Nazis und die Katholiken kollektiv beteiligt sind, sondern auch die Regierenden, die Parteien, die Architekten, die Intellektuellen, das Volk und die Industrie, wird in der Regel zu diesem Stück ebenso wenig assoziiert wie die darin formulierten vernichtenden Urteile über die Sozialdemokratie: „Was die Sozialisten hier in Österreich aufführen / ist ja nichts als verbrecherisch.“ Thomas Bernhards Heldenplatz erweist sich so als ein topographisch-historisch-metaphorisches Tableau, das eine politisch hochkonnotierte, erinnerungsgesättigte Plattform für einen jener artistischen Rundumschläge abgibt, denen der Dichter seinen Weltruhm verdankt. Schärfer noch als Thomas Bernhard hatte übrigens Ernst Jandl in dem 1962 geschriebenen Gedicht wien: heldenplatz die Anschlussverkündigung lautmalerisch auf den Punkt gebracht. Die Liebe der Gefolgschaft zu ihrem Führer wird sprachgewaltig destruiert und ihrer tatsächlichen Obszönität überführt.

Der Heldenplatz wurde so nicht nur zu einem Erinnerungsort, sondern auch zum Symbol der Auseinandersetzung um die Erinnerung. Die Ansammlung vom März 1938 als ein entscheidendes Indiz dafür genommen, dass Österreich kein erstes Opfer des nationalsozialistischen Deutschland gewesen war, sondern sich diesem mit jener inbrünstigen Zustimmung in die Arme geworfen hatte, die in Ernst Jandls Gedicht anklingt. Der menschenvolle Heldenplatz verdichtete sich so – neben den Spalieren, die an den geschmückten Straßenrändern die einmarschierenden deutschen Truppen bejubelten – zum Bild des zustimmungswilligen und anschlussfreudigen Österreichs, das damit aber auch die Verantwortung für die im Namen dieses Regimes verübten Verbrechen auf sich lud. Die in der Phase des Zusammenbruchs stark gemachte These von Österreich als erstem Opfer Hitlers wurde dann auch immer wieder mit dem Verweis auf das Bild des gefüllten Heldenplatzes korrigiert. Allerdings bleibt die Deutung des Heldenplatzes selbst ambivalent. Die darauf versammelten Nazis und Mitläufer machten nur einen Bruchteil der Wiener Bevölkerung aus; die große Mehrzahl der Menschen war offenbar zu Hause geblieben. Über deren Freude oder Entsetzen wissen wir wenig. Faktisch sagen solche Zahlen wenig aus; für die Narrative der Geschichte zählen Statistiken wenig, Bilder aber viel. Der Mythos Heldenplatz lebt auch davon, dass hier sichtbar schien, was später lange geleugnet wurde: die Verstrickung Österreichs.

Bis heute steht der Heldenplatz im kollektiven Bewusstsein Österreichs als Symbol für die zustimmende Haltung eines breiten Teils der Bevölkerung für den „Anschluss“. ©Kasa Fue – Eigenes Werk
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Konrad Paul Liessmann

Konrad Paul Liessmann

Konrad Paul Liessmann ist Professor i.R. für Philosophie an der Universität Wien, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Er erhielt 2004 den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln. Zuletzt erschienen: Alle Lust will Ewigkeit (Zsolnay, 2021).

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