WIZO steht für „Women’s International Zionist Organisation“. NU traf Eva-Hava Bugajer, Präsidentin von WIZO Österreich, und sprach mit ihr über ihr Engagement und ihr Erlebnis eines „Israel-Bashing“ bei der UN-Frauenkonferenz.
Von Katja Sindemann
Eva-Hava Bugajer (68) ist seit drei Jahren Präsidentin von WIZO Österreich, der hiesigen Landesgr uppe der Women’s International Zionist Organisation. Deren Anliegen ist es, Frauen und Kinder in Israel zu unterstützen und zu fördern. Etwa in Form von Berufsschulen für Frauen, Kindertagesstätten, (Kunst- und Musik-)Schulen, Notruftelefonen, Heimen für misshandelte Frauen oder Mädchen in Not, Seniorenund Jugendklubs, Ferienlagern und Kinderdörfern. In Israel gibt es mittlerweile über 600 solcher Institutionen. Die verschiedenen Ländersektionen unterstützen die Projekte durch Spenden, die sie bei Charity-Aktionen, Veranstaltungen und Sponsoren einnehmen. So unterhält WIZO Österreich drei Kindertagesheime in Israel: Reparaturen werden finanziert, Spielplätze adaptiert und die Heimplätze von 200 Kindern bezahlt. „Wichtig ist das Prinzip der Solidarität und der Chancengleichheit“, erläutert Eva-Hava Bugajer. „WIZO bezahlt einen Teil des Schulgeldes für Kinder aus sozial schwachen Familien. Es wird darauf geachtet, dass die Mischung der Kinder im richtigen Verhältnis steht. So wird nie mehr als ein Drittel Sozialfälle, ein Drittel Kinder aus Einwandererfamilien oder ein Drittel äthiopischer Juden aufgenommen.“ Die Präsidentin betont, dass die Institutionen allen Staatsbürgern Israels offen stehen, ungeachtet ihrer Religion. „In einer Musikschule in einem Dorf in Israel werden jüdische und arabische Kinder gemeinsam unterrichtet. Und bei einem Angriff im Norden Israels im Sommer 2006 wurden die arabischen Kinder genauso evakuiert wie die jüdischen.“
WIZO, deren Hauptsitz in Tel Aviv ist, zählt heute 250.000 Mitglieder in insgesamt 52 Ländern der Erde. Die Anfänge liegen über 85 Jahre zurück: 1920 wurde WIZO in London von Lady Rebecca Sieff und anderen Frauen aus dem Umfeld von Chaim Weizmann gegründet. Damals war die zionistische Bewegung im Begriff, Palästina als „nationale Heimstätte für das jüdische Volk“ zu entwickeln. Die Auswanderung von Juden aus Europa wurde unterstützt; wirtschaftliche, soziale und institutionelle Strukturen in Palästina wurden aufgebaut. Engagierte, emanzipierte Jüdinnen wollten dazu ihren Beitrag leisten. WIZO wollte die wirtschaftliche und soziale Situation jüdischer Frauen in Palästina verbessern. Beispielsweise waren viele ausgewanderte Frauen ohne den Rückhalt und die Unterstützung einer Familie.
In Wien hatte sich schon 1903 eine Zionistische Frauenorganisation etabliert. Ab 1921 entstanden in Österreich mehrere WIZO-Gruppen, die 1928 bereits 3.000 Mitglieder umfassten. Deren Aufgabe war, Spenden für die Aufbauarbeit in Palästina zu sammeln sowie Hebräisch-Kurse und kulturelle Aktivitäten anzubieten. „1938 wurde WIZO Österreich aufgelöst“, erklärt Rita Dauber, langjährige WIZO-Vorsitzende. „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie wieder neu gegründet. Heute haben wir an die 600 Mitglieder.“ Damals wie heute geht es um die finanzielle Unterstützung karitativer Projekte. So wurde im Rahmen der Aktion „Sponsor a child“ der bekannte Journalist und SPIEGELAutor Henryk M. Broder zu einem Vortrag eingeladen. „Weiters haben wir BAWAG-Generaldirektor Ewald Nowotny für seine Unterstützung geehrt.“
Mittlerweile ist WIZO als NGO (Non-Governmental Organisation) bei den Vereinten Nationen anerkannt und hat Beraterstatus im Wirtschaftsund Sozialrat der UN und bei UNICEF. Eva-Hava Bugajer war als beauftragte WIZO-Vertreterin erstmals bei der 51. UN-Konferenz der „Commission on the Status of Women“ im Frühjahr 2007 dabei. Der Schwerpunkt der heurigen Tagung lag auf dem Thema „Die Lage junger Mädchen: ihre Rechte und die Verletzung dieser“. Verschiedene Resolutionen wurden besprochen und verabschiedet, etwa zur Zwangsverheiratung von Mädchen oder zur weiblichen Genitalbeschneidung. Bugajer hatte allerdings in den Sitzungen den Eindruck, dass nicht alle Sprecher die Situation junger Frauen in ihrem Heimatland objektiv wiedergeben. „Von Seiten moslemischer Staaten wurde Propaganda betrieben. So behauptete der ägyptische Vertreter, in seiner Heimat sei alles wunderbar, alle Mädchen könnten zur Schule gehen. Der Sprecher Saudi-Arabiens schwärmte von gemischten Schulen in seinem Land. Malaysia verwies auf sein muslimisches Schulsystem und erklärte, wie gut es den Frauen in der islamischen Welt gehe.“ Detail am Rande: Die WIZO-Vertreterin wurde dem europäischen Block zugeordnet, weil der muslimische Block sie nicht bei sich haben wollte.
Besonders empört hat Bugajer jedoch die Verabschiedung einer Resolution zur Situation palästinensischer Frauen : „Die palästinensische Sprecherin betonte in ihrer Rede, dass die Palästinenserinnen leiden, weil sie von israelischen Männern misshandelt würden. Wegen Israel seien die Frauen arm. Wegen Israel könnten die Mädchen nicht zur Schule gehen.“ Die Präsidentin ist entrüstet: „Andere Ursachen wurden gar nicht erst genannt. So wurde kein Wort der Kritik an der palästinensischen Machogesellschaft geübt, in der nach wie vor Ehrenmorde stattfinden. Stattdessen wird in der Resolution Israel als alleiniger Sündenbock für das Leid palästinensischer Frauen dargestellt.“
Bugajer äußert den Verdacht, dass hier ein politisches Exempel statuiert wurde: „Als einziges Land weltweit wurde Israel verurteilt. Die Kriegsparteien in anderen Krisengebieten der Erde, etwa in Dafur, wurden hingegen nicht kritisiert.“
Für die WIZO-Vertreterin stellte vor allem die Abstimmung selbst eine bedrückende Erfahrung dar: „Als es zur Abstimmung ging, strömten auf einmal 50 bis 60 Leute in den Saal, die vorher nicht da waren. Die ganze Anzeigentafel bedeckte sich mit grünen Zeichen der Zustimmung. In der Luft lag eine feindliche Atmosphäre, so dass mir als Jüdin unheimlich wurde.“ Die Schlussfolgerung der Präsidentin lautet: „Die Sache der Frauen wurde politisch missbraucht. Kein anderes Land außer Israel wurde einzeln verurteilt. Israel stand international isoliert da. Die Resolution hat immerhin ein moralisch-ethisches Gewicht.“ Lediglich Kanada und die USA haben gegen die Resolution gestimmt.
Entsetzt hat die Österreicherin auch, dass europäische Staaten wie Großbritannien, Deutschland, Holland, Belgien oder Ungarn dafür stimmten. In Briefen an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Benita Ferrero-Waldner als Mitglied der Europäischen Kommission verlieh sie ihrer Betroffenheit Ausdruck. Die Antworten aus Berlin und Brüssel waren freundlich, aber nichtssagend: die Resolution habe primär humanitären Charakter; die EU mache ihre tiefe Besorgnis über die Lage aller Frauen in Konfliktgebieten deutlich; die Zustimmung präjudiziere nichts.