NU? Was sagen Kolleginnen und Kollegen anderer Medien zu NU?
Ich weiß nicht mehr, in welcher Ausgabe von NU mir erstmals die vielfältige Bedeutung des namengebenden Begriffs erklärt wurde. NU steht für vieles, praktisch alles, die Welt und was es darüber geben mag. Das gefiel mir, vor allem der feine Humor. „Jüdisches Magazin für Politik und Kultur“: Braucht man das denn, schon wieder, noch immer? Ja, schon, mehr denn je und immer wieder. Es geht nicht nur um das immer wieder Erinnern an die unfassbaren Ereignisse der Schoah. Es geht auch um die historischen Spuren des jüdischen Lebens, seines kulturellen Reichtums, und es geht auch um das Verständnis für die jüdische Gemeinde und das Leben von jüdischen Mitbürgern im Heute – international und in Österreich. Dem facettenreichen Titel entspricht die Vielfalt der Inhalte. Ihr betreibt Journalismus auf hohem Niveau. Das ist euer Anspruch und den erfüllt ihr. Ich glaube, das habe ich schon vor mindestens zehn Jahren in einer NU-Redaktionssitzung gesagt, zu der ich eingeladen war. Ihr seid toll, ich mag euch sehr und gratuliere herzlich zum 20. Geburtstag!
Martina Salomon, Chefredakteurin, Kurier
Eine kleine persönliche Grußbotschaft: Mit Freude und von ganzem Herzen möchte ich euch zum 20-jährigen Jubiläum gratulieren. Ich habe kein einziges Heft verpasst und alle von der ersten bis zur letzten Zeile gelesen (na gut, sagen wir fast alle). Und war danach immer ein wenig klüger als zuvor (das ist fix), was man nach der Lektüre von Magazinen ja nicht immer behaupten kann.
Jedenfalls: Ich habe in diesen 20 Jahren mit den Gründern dieses Magazins privat viel Zeit an den unterschiedlichsten Orten und Plätzen dieser Welt verbracht und dadurch so viele verschiedene Lebenswelten und interessante Persönlichkeiten kennengelernt, die das Leben eines einfachen Goi als Ganzes doch ziemlich bereichert haben.
Möget ihr von NU noch lange eure oft so berührenden Geschichten erzählen, diese tollen Interviews führen, die Analysen mit dem etwas anderen Blick auf die Wirklichkeit und rabbinische Weisheiten bringen. Und: vor allem dajgezzen und chochmezzen, was das Zeug hält. Diese populäre Erfolgsseite der frühen Jahre fehlt mir übrigens sehr.
In diesem Sinne: Auf die nächsten 20 Jahre!
Andreas Weber, Chefredakteur, Trend
NU wird 20. profil wird 50. Ich werde 22 bei profil. Journalist wurde ich, weil mich der Widerstand gegen Kurt Waldheim politisiert hatte. Ohne die NUs, die profil wäre Widerstand zwecklos, inhaltslos, existenzlos. Wir sind der Widerstand.
Vor 20 und 22 und 50 Jahren bedeutete „niemals vergessen“, die Erinnerung ständig wach zu halten. Heute heißt „niemals vergessen“, die Erinnerung ständig neu zu erfinden. Die Erinnernden sind ja selbst nur mehr Erinnerung.
Vor 20 Jahren schimpfte eine Regierung profil „das Zentralorgan des Antifaschismus“. Es war eine Auszeichnung. Vor zwei Jahren war ich auf der Titelseite von NU. Es war eine Auszeichnung.
Alles Gute zum Geburtstag!
Christian Rainer, Herausgeber und Chefredakteur, profil
Kein Mensch schreibt für NU, weil er/sie einfach gerne schreibt. Kostenlos. Da muss es ein politisches, religiöses Motiv geben. Zumindest ein Philosemit sollte man als Nichtjude sein. Oder ein paar Nazis in der Familie haben. Schlechtes Gewissen. Ich könnte nun schreiben, ich wollte Teil einer jüdischen Weltverschwörung werden und klein anfangen. Aber nicht einmal das stimmt.
Zu Beginn meiner Mitarbeit konnte ich auch die amüsante Wirkung noch nicht erahnen, dass mich manche als NU-Autor für einen Juden halten würden. Direkt fragt man das natürlich nicht in Wien, man erkundigt sich. Nur Josef Cap wandte sich direkt an mich – wie ich in NU schon einmal festgehalten habe – und fragte mich, ob ich Gemeindemitglied sei, was ich wahrheitsgemäß verneinte. Ich verstand auch erst später, dass NU und seine Redaktion unfreiwillig (?) Opposition zu Ariel Muzicant und seiner Mehrheit in der Gemeinde betrieben und dass das alles sehr persönlich und politisch zugleich ist. Und später noch mehr wurde.
Ich wusste überhaupt sehr wenig über die Gemeinde, über NU, über das jüdische Leben. Wie jeder (junge) Journalist glaubte ich natürlich fast alles zu wissen oder behauptete es zumindest. Die Wahrheit war: Es war eine Mischung aus Zufall und beruflicher Abstiegsangst. In der Presse hatte ich nach zwei langen Jahren endlich meine Fixanstellung als Redakteur im Ressort Chronik erkämpft, davor war ich Edel-Freier in der Innenpolitik Anneliese Rohrers gewesen, meine Spezialgebiete waren Restitutionsverhandlungen und Jörg Haider. Meine neuen lauteten: Wiener Kommunalpolitik mit spezieller Betrachtung des damaligen Niedergangs der Wiener ÖVP und der Hegemonie der Wiener SPÖ in Rathaus und Gemeindebau. Wenn ich Pech, also Wochenenddienst hatte, konnte es passieren, dass ich von einem Mordschauplatz berichten musste. Ein für mich damals tiefer Fall. (Meine zu jener Zeit aufgebauten Kontakte in das Machtzentrum der SPÖ und die spätere Bekanntschaft mit einem Wiener Obmann der JVP, einem gewissen Sebastian Kurz, sollten sich später als journalistisch interessant erweisen.)
Aber zum damaligen Zeitpunkt fühlte ich mich intellektuell und publizistisch leicht unterfordert. Als ich von Innenpolitik-Kollegin Alexia Weiss hörte, dass es da ein jüdisches Magazin für Politik und Kultur gebe, für das ein bunter Haufen bekannter Journalisten schreibe, war ich sofort dabei: Mein Ticket, um in jener Blase bleiben zu können, die damals noch nicht Blase genannt wurde und die ich heute natürlich offiziell ablehne. Als da gewesen wären: ein bekannter Psychiater mit Charme, die schöne ZiB1-Anchor-Frau, leise Ö1-Denker, kampfbereite, lustige Standard-Innenpolitik-Kolleginnen, ein feiner Stahl-Mann und sogar ein Menasse – zwar kein Robert, aber dafür nach kurzer Zeit ein Freund. Und das Beste: Man traf sich bei einem der Herrschaften am Sonntagabend zur Redaktionssitzung, weil da alle Zeit hatten. Kurz: Ich hatte mein Ticket, um weiter am Tisch der Besserschreiber sitzen zu bleiben.
Wenn man keine Großfamilie hat, erschreibt man sich eben eine. Oder, um es anders zu formulieren: Ich kam ausschließlich wegen egoistischer, eigennütziger und berechnender Motive zu NU. Und dafür bin ich eigentlich ziemlich lange an Bord geblieben. Habe ich eigentlich schon den jüdischen Schmäh erwähnt? Den kennen und können nicht viele.
Rainer Nowak, Chefredakteur Die Presse