Jüdisches Magazin für Politik und Kultur
  • ÜBER UNS
  • WERBEN IM NU
  • ABO / VERKAUF
  • REDAKTIONSTEAM
Keine Ergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen
NU
  • NU
  • Dossier
    • Jüdisches Lateinamerika
    • Die Palästinenser
    • Freunde und Feinde Israels
    • Medien und Israel
    • Wahlen 2024
    • Israel und der Terror
    • Chassidismus
    • Jüdische Aristokratie
    • 75 Jahre Israel
    • Judentum und andere Religionen
    • Judentum und Medien
    • Osteuropäisches Judentum
    • Jüdisches Amerika
    • Jüdischer Humor
    • Wissenschaft
    • Wokeness
    • Israel und die Welt
    • Comics
    • Jubiläumsjahr 2020
    • Koscherer Sex
    • Koscher & Co
    • Jüdische Identität
    • Jüdischer Sport
    • Jüdisches Leben in der Diaspora
  • Politik
    • Politik kinderleicht
  • Unterwegs mit
  • Kultur
  • Israel / Naher Osten
  • Zeitgeschichte
  • Jüdisches Leben
    • Rabbinische Weisheiten
    • Religion
    • Das vorletzte Wort
  • Archiv
    • 20 Jahre NU
  • NU
  • Dossier
    • Jüdisches Lateinamerika
    • Die Palästinenser
    • Freunde und Feinde Israels
    • Medien und Israel
    • Wahlen 2024
    • Israel und der Terror
    • Chassidismus
    • Jüdische Aristokratie
    • 75 Jahre Israel
    • Judentum und andere Religionen
    • Judentum und Medien
    • Osteuropäisches Judentum
    • Jüdisches Amerika
    • Jüdischer Humor
    • Wissenschaft
    • Wokeness
    • Israel und die Welt
    • Comics
    • Jubiläumsjahr 2020
    • Koscherer Sex
    • Koscher & Co
    • Jüdische Identität
    • Jüdischer Sport
    • Jüdisches Leben in der Diaspora
  • Politik
    • Politik kinderleicht
  • Unterwegs mit
  • Kultur
  • Israel / Naher Osten
  • Zeitgeschichte
  • Jüdisches Leben
    • Rabbinische Weisheiten
    • Religion
    • Das vorletzte Wort
  • Archiv
    • 20 Jahre NU
Keine Ergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen
NU
Jüdisches Magazin
Keine Ergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Kultur

Dokumente der menschlichen Niedertracht

Ronald Pohl von Ronald Pohl
25. März 2020
in Kultur
Auf Facebook teilenAuf Twitter teilenAls e-Mail senden

Heimrad Bäckers Fotografien und Texte im Wiener Mumok: Die „nachschrift“ als notwendige Aufhebung des Mörder-Idioms.

Auf den Schwarzweißfotos des Linzer Dichters, Lichtbildners und Verlegers Heimrad Bäcker (1925–2003) entfaltet die Zeit ein Werk der Verunklärung. Wie Mehltau legt sich ihre Gleichgültigkeit auf die Anlagen der Nazi-Mörder, auf die Bruchsteine und Kasematten von Mauthausen und Gusen.

Was menschliche Niedertracht ersonnen hat, um die Opfer des Rassismus in Arbeitssklaven zu verwandeln, erscheint im Abstand von drei oder vier Jahrzehnten eigentümlich entfärbt. Die Fotografien Heimrad Bäckers, im zweiten Untergeschoß des Wiener Mumok zu besichtigen, enthüllen ihre enorme Beredtheit erst auf den zweiten Blick. Mitunter sind es gerade die Verheerungen der Zeit, die die Artifizialität der von Bäcker vorgefundenen Trümmer und Fragmente bestätigen.

Funktionsgemäß verhalten sich Bäckers Aufnahmen wie Negativbilder. Ihre Menschenleere bezeugt das Leiden der Opfer, die der NS-Selektions- und Vernichtungsapparat mit der ganzen Gründlichkeit seiner bürokratisch verfassten Struktur systematisch ihrer Menschenwürde beraubt hat.

Es ist gerade die scheinbare Versachlichung, die das Unmaß der zur Ansicht gelangenden Monstrosität enthüllt. Noch Max Weber glaubte, in seinem berühmten Vortrag Politik als Beruf 1919, das Wesen beamteter Tugendhaftigkeit ausgerechnet durch dessen Unterwerfung unter den Sachzwang rechtfertigen zu dürfen. Gerade die „im Interesse der Integrität hochentwickelte ständische Ehre“ soll das zielgerichtete Treiben der Beamten von der „Dilettantenverwaltung“ durch „Beutepolitiker“ – denen es ohnehin nur auf ihre materiellen Interessen ankomme – vorteilhaft abheben.

Was Max Weber an der „rein technischen Leistung des Staatsapparats“ noch ausdrücklich guthieß, verkommt unter den bürokratischen Mörderhänden von Eichmann und Konsorten zur Unentrinnbarkeit des Pseudo-Sachzwangs. Auch davon erzählen Bäckers karge Bilder von Schwund und Verwitterung: Das Getriebe verhält sich gleichgültig gegen den ihm vorgesetzten Zweck. Darin aber liegt der wahre Fluch seiner Rationalität.

Fletschen der Reißzähne

Bäcker, der Fotograf, benutzte Methoden der Avantgarde, zumal diejenigen der Konkreten Poesie. Die kleine, schlichte Ausstellung im Mumok nennt sich „es kann sein, dass man uns nicht töten wird und uns erlauben wird, zu leben“. Dieser vollkommen unerhörte Satz, der von der gewaltsamen Übertragung der Behördensprache auf deren Opfer erzählt, ist zweifelsfrei dokumentiert. Die Mordlust scheint in ihm aufgehoben. Sie kehrt unüberhörbar wieder: indem sie den Todgeweihten eine Form der Höflichkeit aufnötigt, die das Fletschen der Reißzähne in eine Form der Achtsamkeit umerzählt. Geäußert wurde der Satz 1944 von einem Unbekannten aus dem Ghetto Łódź. 

Die in ihm ausgedrückte Hoffnung, das Elementarrecht auf Leben „erlaubt“ zu bekommen – wie man vielleicht den Zugang zu einem Luxusgegenstand eingeräumt erhält –, bezeugt den kompletten Kollaps zivilisatorischer Kategorien. Das Feld aber, auf dem die Praxis der Entmenschlichung ihre ganze Monstrosität enthüllt, ist dasjenige der Sprache.

Bäcker hat in seinem zweibändigen Grundlagenwerk nachschrift (1986/1997) das Idiom der Endlösungstäter seiner Inhumanität überführt. Er hat im Archiv der Zahlenreihen und Protokolle, der Reichsbahnverzeichnisse und Totenlisten Einsicht genommen. Bäcker hat das verdruckste Herumgerede dokumentiert, den gestelzten Jargon der Ableugnung, dem man in jeder Silbe seine dämonische Beflissenheit anmerkt: in Wörtern wie „Ausrottungserleichterungen“.

All das hat Heimrad Bäcker in sparsamste Text- und Bildanordnungen übersetzt. Und so bildet die Ausstellung ihrerseits ein Postskriptum: Seit 2015 befindet sich der fotografische Nachlass Bäckers, ein Konvolut von 14.000 Aufnahmen, als Schenkung der Familie in der museumseigenen Sammlung.

Die von Marie-Therese Hochwartner, Nora Linser und Susanne Neuburger mustergültig konzipierte Schau, entstanden in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, errichtet aus Sätzen, Schriftbildern und Fotoserien einen Parcours auf Pressspanplatten.

Die toten Gleiskörper in Mauthausen und Umgebung, die Narben im Granit der Felswände verhalten sich ihrerseits wie Schriftzeichen. In ihnen – und mit ihnen – überschrieb Bäcker seine, wie er meinte: unauslöschliche Schuld. Hatte er als junger Mann doch in der Regionalausgabe des Völkischen Beobachters Hoffnungen auf den sogenannten „Endsieg“ geäußert. Ihn ließ das Bewusstsein seiner vor ihm selbst einbekannten Schuld das ganze Leben lang nicht mehr los. 

Vorheriger Beitrag

Die Stadt als Bühne

Nächster Beitrag

Schwierige Versöhnung

Ronald Pohl

Ronald Pohl

ist Feuilletonredakteur und erster Theaterkritiker der Tageszeitung Der Standard. Zahlreiche belletristische Publikationen, zuletzt im Verlag Ritter: Kind aus Blau. Roman der Rückbildung. Ein Miles-Davis-Brevier.

Aktuelle Ausgabe​



Bestellen Sie jetzt Ihr Abo!

  • Über uns
  • Abo / Verkauf
  • Werbung
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutzerklärung

Wählen Sie aus

  • 20 Jahre NU
  • Aktuell
  • Archiv
  • Bücher
  • Das vorletzte Wort
  • Dossier
    • 75 Jahre Israel
    • Chassidismus
    • Comics
    • Die Palästinenser
    • Freunde und Feinde Israels
    • Israel und der Terror
    • Israel und die Welt
    • Jubiläumsjahr 2020
    • Judentum und andere Religionen
    • Judentum und Medien
    • Jüdische Aristokratie
    • Jüdische Identität
    • Jüdischer Humor
    • Jüdischer Sport
    • Jüdisches Amerika
    • Jüdisches Lateinamerika
    • Jüdisches Leben in der Diaspora
    • Koscher & Co
    • Koscherer Sex
    • Medien und Israel
    • Osteuropäisches Judentum
    • Toleranz
    • Wahlen 2024
    • Wissenschaft
    • Wokeness
  • Israel / Naher Osten
  • Jüdisches Leben
  • Kultur
  • Politik
    • Politik kinderleicht
  • Rabbinische Weisheiten
  • Religion
  • Unterwegs mit
  • Zeitgeschichte

Copyright © 2020 • Verein Arbeitsgemeinschaft Jüdisches Forum • 1010 Wien

Keine Ergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Über uns
  • Abo / Verkauf
  • Werben im NU
  • Dossier
  • Politik
  • Politik kinderleicht
  • Unterwegs mit
  • Kultur
  • Israel / Naher Osten
  • Rabbinische Weisheiten
  • Zeitgeschichte
  • Religion
  • Jüdisches Leben
  • Das vorletzte Wort
  • Archiv
  • 20 Jahre NU
  • Redaktionsteam

Copyright © 2020 • Verein Arbeitsgemeinschaft Jüdisches Forum • 1010 Wien

Zum Ändern Ihrer Datenschutzeinstellung, z.B. Erteilung oder Widerruf von Einwilligungen, klicken Sie hier: Einstellungen