Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Menasse: Wie geht es der Familie?
Javor: Rühr nicht in meinen Wunden. Ich habe immer noch keine Enkel.
Menasse: Sei froh, in der heutigen Welt herrscht so viel Unzucht, dass man die Kinder gar nicht mehr schützen kann.
Javor: Was hast du gegen Unzucht? . Das ist doch das letzte Vergnügen, das mir geblieben ist.
Menasse: Ich will nicht über Theorie reden, sondern über die knallharte Wirklichkeit. Die Ex-Abgeordnete Ewa Sowinska der ultra-katholischen, polnischen Partei LPR hat doch erst unlängst aufgedeckt, dass Tinky Winky aus der Kinderserie Teletubbies homosexuell.
Javor: Wie das?
Menasse: Sie meint, dass Tinky Winky männlich sei, aber immer eine Hand-tasche dabei habe. Und das sei geeignet, die Kinder bis ins tiefste Innere zu verderben.
Javor: Teufel auch. Sie hat Recht. Wir sind umzingelt von Ausschweifung und Zügellosigkeit. Ich würde das gesamte Fernsehprogramm neu überdenken. So können wir gleich die misslungene ORF-Reform reformieren.
Menasse: Was wrabezt du daher?
Javor: Nu, ich sage nur vier Wörter: „Sex in the City“.
Menasse: Erstens heißt das „Sex and the city“ und zweitens gib mir die Adresse, dann gehe ich mit.
Javor: „Schillerstraße“
Menasse: Die ist nicht in Wien. Hier gibt es nur „Sand in the City“ auf dem Platz vom Eislaufverein. Da kann man sich bestenfalls Sandkörndln zwischen den Zehen holen.
Javor: Wenn Frau Sowinska wüsste, dass es im österreichischen Fernsehen eine tägliche Sendung mit dem Titel „Seitensprünge“ gibt.
Menasse: Jetzt springt aber die Phantasie mit dir durch. Das heißt doch „Seitenblicke“. Und die machen einem höchstens Augenschmerzen.
Javor: Gegen die bösen Blicke können wir Juden uns ja schützen. Da nimmst du einfach ein rotes Band, wickelst es um dein Handgelenk und machst zur Sicherheit, wenn die Lugners über den Bildschirm huschen, trotzdem die Augen zu.
Menasse: In Polen wird es wohl bald nicht mehr erlaubt sein, dass ein Mann und eine Frau gemeinsam die Nachrichten lesen, ohne dass sie vorher kirchlich heiraten. Das könnte ja sonst die Kinder verderben.
Javor: Dann sollte unser Martin Engelberg schnell beginnen zu üben, damit er dann Nachrichtensprecher im ORF werden kann.
Menasse: Gott soll abhüten.
Javor: So wie ich Sowinska verstehe, müssten auch die Wissenschaftssendungen ersetzt werden. In „Newton“ treffen sich ab sofort katholische Würdenträger zum Gebet.
Menasse: Das wird die Quote hinauf schnellen lassen und den Darwinismus endgültig besiegen.
Javor: Was würde in Polen mit Kdolsky passieren, die öffentlich davon spricht, Sex zu haben.
Menasse: Was du nicht sagst. Das stelle ich mir jetzt lieber nicht vor. Jedenfalls würde sie gemeinsam mit dem Bauchnabel von Eva Glawischnig auf den Index kommen.
Javor: Wenn man das weiterdenkt und das Fernsehprogramm auf die sieben Todsünden abklopft, werden noch mehr Leute ins Stadttheater gehen, weil es bleibt im Kastl nicht viel übrig.
Menasse: Ende mit den hoffärtigen Politikern, keine habsüchtigen Wirtschaftsbosse mehr, neiderfüllte Nebendarsteller raus und Ende mit den zornigen Rapidanhängern. Das Fernsehen wird locker und duftig.
Javor: Können wir nicht wenigstens die Unkeuschheit belassen? Bitte.
Menasse: O.k., aber alle Kochsendungen mit ihrer Völlerei müssen durch Übertragungen von Massenheilfasten aus Gars am Kamp ersetzt werden.
Javor: Und Elmar Oberhauser?
Menasse: Du wirst immer so persönlich.
Javor: Wenn es dann noch um die Trägheit geht, fallen einem sofort die Fußballer ein. Und da sehe ich einen echten Vorteil des katholischen Eifers: Wir müssten uns endlich keine Länderspiele der österreichischen Nationalmannschaft mehr anschauen. Schließlich sind die Hosen der Männer genauso kurz wie ihre Eckbälle und ihr Spielwitz mindestens so lähmend wie die Ideen der polnisch-katholischen Fundamentalisten.
Menasse: Gut, dann trinken wir noch zwei Kapuziner.