Rainer Nowak und Peter Menasse dajgezzen im Club Gutruf über berühmte Gäste des Promi-Treffs der 1970er Jahre und über die Bedeutung chinesischer Sternzeichen.
Nowak: Ich habe endlich wieder einmal eine Exklusivgeschichte recherchiert. Ich habe herausgefunden, dass du deine Studentenzeit hier im Club Gutruf zugebracht hast. Das erklärt natürlich einiges.
Menasse: Wenn die Presse immer solche Exklusivgeschichten bringt, dann gute Nacht. Das weiß in Wien jeder außer dir. Ich habe doch hier jahrelang menschliche Höhen und Abgründe studieren können. Udo Proksch begrüßte mich jovial mit „Servus Bua“, und Helmut Qualtinger machte am Festnetztelefon Practical Jokes oder besser Schabernack.
Nowak: Das war sicher ein Viertelanschluss, oder? Ich kann da leider nicht mithalten, zu der Zeit war ich noch nicht einmal in Planung und in meiner Uni-Zeit bevorzugte ich andere Klubs.
Menasse: Dich hat wirklich jemand geplant? Aber im Ernst: Qualtinger hat einmal hier beim ORF angerufen und Rudi Klausnitzer verlangt. Der war gerade einen Tag lang der Assistent von Gerd Bacher und hat sich überhaupt noch nicht ausgekannt. Quasi gab sich als ARD-Redakteur aus, der am Flughafen auf das vereinbarte Kamerateam wartet und gab sich empört über die „schlappen Ösis“. Die Reaktion von Klausnitzer war leider nicht zu sehen oder zu hören, aber es muss schrecklich für ihn gewesen sein.
Nowak: Interessant. Bei dieser Episode waren offenbar außer dir noch 700 Leute im Gutruf, so oft habe ich sie von angeblichen Zeitzeugen schon gehört. Aber ich kann auch angeben: Ich war vergangene Woche mit Alice Schwarzer auf ein Glas Wein im Gutruf, um ihr das böse alte Macho-Wien zu zeigen.
Menasse: Stimmt. Der legendäre Wirt Rudi Wein hat nur ausgewählte Frauen ins Lokal gelassen. Das Gutruf war damals nahezu so frauenfeindlich wie die oberösterreichische Regierung heute.
Nowak: Irgendwie muss der Josef Pühringer samt seiner Regionalliga doch in die Medien. Übrigens hatte die oberösterreichische SPÖ mit dem Abschuss von Sonja Ablinger den Anfang gemacht. Vielleicht sollten wir weibliche und männliche Bundesländer andenken, die streng nach Männern und Frauen getrennt sind und wie das jüdische Williamsburg funktionieren.
Menasse: Die oberösterreichische SPÖ hat ja eine kräftige Watschen bekommen. Jetzt sind einige dort bemüht, die Schuld just bei jener Ablinger zu suchen, die sie vorher niedergemacht haben. In dieser Partei wird es zunehmend wichtig, Kadavergehorsam zu üben. Sie nehmen das mit dem Kadaver dabei sehr wörtlich.
Nowak: Damit wir auch Asche auf unser Haupt streuen: Wir zwei sind auch Männer. Es fehlt die dajgezzende Frau. Aber das ist nicht unsere Schuld. Unsere NU-Kolleginnen machen sich eben nicht so gerne zum Affen.
Menasse: Affen sind doch ohnehin sehr sympathisch. Ich bin im chinesischen Sternzeichen allerdings ein Schwein, ein genügsames und freundliches Tier. Was im Umkehrschluss heißt, dass du kein Schwein sein kannst.
Nowak: Schwein steht für Cholesterin. Ich hingegen bin im Sternzeichen der Ratte geboren. Wendig, schnell und Überlebenskünstler.
Menasse: Apropos – reden wir über Werner Faymann. Er hält inzwischen unangefochten den Rekord in arg verlorenen Wahlen, ist aber Europameister im Überstehen von Personaldiskussionen. Wie macht das der Faymann?
Nowak: Vielleicht sollten Journalisten und besorgte politische Beobachter einfach die Strategie ändern und sich nicht in Personaldiskussionen ergehen, sondern eine paradoxe Intervention starten. „Wir brauchen Werner Faymann, wir wollen Werner Faymann, er ist ein guter Kanzler.“
Menasse: Mit einem Wort, du willst den Mann vernichten. So was wäre genauso tödlich, wie wenn man jemanden zum Nachfolger ausruft. Der hat dann auch keine Chance mehr. Aber zu etwas ganz anderem. Die Presse vergibt ständig Preise für besondere Österreicher – wann komme ich endlich dran? Ich zeige doch hohes soziales Engagement, indem ich mich oft mit dir zusammensetze.
Nowak: Ich denke, du bist aufgrund deines hohen Alters eher ein Kandidat für unsere beliebte Kategorie „Kulturerbe Österreichs“.
Menasse: Da kann ich ja noch von Glück reden, dass du mich nicht gleich bei den Todesanzeigen verortest. Obwohl es schon interessant wäre, den eigenen Nachruf noch zu Lebzeiten lesen zu können, um ihn zu korrigieren und zu verschönern.
Nowak: Du hast gerade ein neues Geschäftsmodell erfunden. Wir übernehmen gegen Bezahlung selbst verfasste Nachrufe und drucken sie im Todesfall ab.
Menasse: So habe ich mir einen Herausgeber einer Zeitung immer vorgestellt. Nur auf Geschäftsmodelle aus.
Nowak: Kein Neid, lieber NU-Kollege. Das wird schon noch.
* Dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich seiner selbst – sich mehr auskennt.
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