Im Kaffeehaus an den Stammtischplätzen
Ist gut zuweilen choch-zu-mezzen*.
Man red´t in Partners Bauch ein Loch,
Sei unentwegt und mezze choch.
Doch besser noch als choch-zu-mezzen
Ist es zuweilen daj zu gezzen**.
Was immer auch das Thema sei,
Mezz nicht nur choch,
Nein gezz auch daj!
Gerhard Bronner
Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Menasse: Nach dem Sichrovsky-Interview muss man sagen, dass sich Schüssel und Khol nicht eben in einer guten Position befinden.
Javor: Selbst der Naivste kann nach diesen heutigen Aussagen nicht mehr behaupten, der Lieblings-Koalitionspartner der beiden Herren, die FPÖ, befände sich tatsächlich noch im Verfassungsbogen. Klar Denkende haben das ja immer schon gewusst. Jetzt sagt selbst Sichrovsky, das liberale Spektrum habe sich zurückgezogen oder die Partei verlassen. Ich habe ja auch früher nie eines erkennen können.
Menasse: Selbst wenn die ÖVP-Granden sich das in Fortsetzung ihrer Vogel-Strauß-Taktik weiter einreden wollen – sie würden bei einer neuerlichen Auflage der Koalition scheitern. Sichrovsky sagt ja ganz deutlich, dass Reichhold dem Don Quixote gleicht. Er kämpft gegen die Knittelfelder Windmühlen, die ständig Rückenwind aus Klagenfurt bekommen.
Javor: Dass der Herr Schweitzer sein Sancho Pansa ist, konnte man ja in der Pressestunde im ORF ganz deutlich sehen. Der hat gewirkt, als ob er eingeraucht wäre. Er hat ständig gelächelt und die Fragen nicht einmal ignoriert. Bei ihm hat man allerdings nicht den Eind ruck, das wäre beabsichtigt, sondern der Mann kann gar nicht anders. Der ist eine echte Persiflage auf die NLP-Methode.
Menasse: Zurück zum Interview: Es ist schon ungeheuerlich, welche Figuren uns jetzt als Spitzenpolitiker drohen, wenn der Machtrausch des Herrn Schüssel ihn weiter treibt . Bleckmann, Stadler und Konsorten haben laut Insider Sichrovsky tatsächlich das Sagen und da darf sich die Demokratie schon ordentlich fürchten.
Javor: Nicht nur die Demokratie. Wir wissen ja aus der Geschichte, dass in einer solchen Situation immer die Juden zu Prügelknaben gemacht werden. Und wenn die Stadlers und Konsorten weiter die Geschichte umdeuten, w e rden am Schluss wir Juden daran schuld sein, dass 1945 die Russen in Österreich einmarschiert sind.
Menasse: Mich beschäftigen sehr die Einschätzungen Sichrovskys zur Stabilität einer neuerlichen schwarz-blauen Regierung. Er sagt im Interview, dass nur wenn die ÖVP stark gewinnt, gleichzeitig Haider in Kärnten entmachtet wird und die FPÖ derart auf eine bedeutungslose Truppe zurückgestutzt wird , die Regierung funktionieren könnte. Keine sehr wahrscheinliche Perspektive. Und das heißt im Klartext, dass selbst bei einer Neuauflage dieser Koalition nach kurzer Zeit der Kollaps käme.
Javor : Ich werde nie verstehen, warum sich S i c h rovsky dieser Truppe angeschlossen hat. Seine Argumente vom angeblichen liberalen Flügel überzeugen mich gar nicht. Wenn er sich einer liberalen Partei hätte anschließen wollen, hätte er ja zur Heide Schmidt gehen können. Und auch die von ihm geschätzten Riess-Passer, Grasser oder Reichhold waren nie zu hören, wenn es darum ging, Haiders Ausfälle und Ausflüge zu kritisieren.
Menasse: Er argumentiert halt damit, dass es unerträgliche Aussagen auch in allen anderen P a rteien gegeben habe, von SP-Wagner in Kärnten bis zu den schwarzen Granden Mock und Waldheim. Er sieht also die FPÖ nur als eine von mehre ren Parteien, die den Antisemitismus pflegen oder benutzen.
Javor : Wie kann ein Jude eine Partei unterstützen, die Menschen ausgrenzt, wie Ausländer oder Minderheiten. Keine andere Part e i wäre es in den Sinn gekommen, ausnahmslos jeden dunkelhäutigen Menschen als Drogendealer zu diffamieren. Gerade wir Juden wissen, wie es ist, Asylant oder Flüchtling zu sein. Einmalig ist aber auch, dass eine Partei Juden dazu benutzt, den Antisemitismus mit halachischen Argumenten zu unterstützen. Ich möchte zu gerne wissen, wer die Inseratenkampagne des „Oberrabbiner“ Friedmann finanziert hat.
Menasse: Und warum glaubst du, hat sich S i c h rovsky einer solchen Partei angeschlossen?
Javor : Ich fürchte, es waren reine finanzielle Überlegungen. Eine andere Begründung kann ich nicht finden. Ich fürchte für ihn, dass er in „Knittelfeld“ genauso beliebt ist wie im Wiener Stadttempel.
Menasse: Aus unserem Interview entsteht für mich eher der Eindruck, dass er eine massive Kränkung durch die Gemeinde nicht ertragen kann. Man hat – so sieht er es – seinen Vater schlecht behandelt und dann auch ihn. Wie er auf den Präsidenten Muzicant hinhaut, scheint mir auch ein Teil der versuchten Aufarbeitung dieser Kränkungsgeschichte.
Javor: Wenn sich jeder der FPÖ anschließen w ü rde, der von den Verantwortlichen der Gemeinde schon gekränkt worden ist, wäre das ja förmlich eine Massenpartei.
*Chochmezzen: Alles so zu verkomplizieren, dass niemand – einschließlich einem selbst – sich mehr auskennt. **Dajgezzen: Sich auf hohem Niveau Sorgen machen.