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Home Bücher

Abkehr von intellektueller Selbstzufriedenheit

Walter Grünzweig von Walter Grünzweig
3. Juni 2025
in Bücher, Kultur

NU-Herausgeberin Danielle Spera durfte das Buch von Karl-Markus Gauß in Salzburg vorstellen. ©DANIELLE SPERA

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In seinem neuen Buch „Schuldhafte Unwissenheit“ plädiert Karl-Markus Gauß für eine Hinwendung zu den Werten der Aufklärung und eine Abkehr von intellektueller Selbstzufriedenheit und Geschichtsverleugnung. Vieles in diesem Neuen scheint uns wohlbekannt: die Archäologie von Unbekanntem, die Erinnerung an Vergessenes, die Kritik an der Gegenwart, die aus Vergangenem erwächst.

von Walter Grünzweig

Wie so oft bei ihm wird sehr Unterschiedliches versammelt, das dann ganz Neues ergibt. Das trifft nicht nur auf die Gegenstände des Verhandelten zu, sondern auch auf die Beiträge selbst. Fünf der zwölf Texte sind Erstveröffentlichungen, sieben wurden bereits andernorts publiziert (etwa in den 1990er Jahren im Jüdischen Echo), aber sie wirken in diesem außergewöhnlichen Buch wie neu. Denn dieser Band ist anders. Auch wenn der Titel grundsätzlich und philosophisch klingt – und auch ist –, ist sein Ausgangspunkt ein konkretes Datum und ein konkreter Anlass, nämlich das Pogrom vom 7. Oktober 2023, das Karl-Markus Gauß ganz offensichtlich aus seiner üblichen Bahn geworfen hat. Was ihn besonders empört, sind die Konsequenzen dieses Ereignisses, der daraus resultierende „Zeitgeist und Judenhass“.

Kompensation ins Paradoxe

Der Band liefert keine Definition des Antisemitismus. Viele der hier untersuchten Personen(gruppen) und Beispiele erinnern aber sehr deutlich an ein Standardwerk des jüdisch-rumänisch-ungarisch-österreichisch-amerikanischen Politik-, Sozial- und Kulturwissenschaftlers Andrei S. Markovits, das den Antiamerikanismus mit dem Antisemitismus verbindet: „Amerika, dich hasst sich’s besser“ aus dem Jahr 2004. Markovits differenziert darin zwischen Amerika-Kritik auf politischer, sozialer, ja selbst kultureller Ebene und einem „Überschussantiamerikanismus“ mit einem Overdrive an Ressentiment, Hass, Negativität und Verhöhnung, der nichts mit rationaler Kritik zu tun hat, sondern diese sogar noch verhindert. Er zeigt sich insbesondere im Verbund mit dem Antisemitismus (siehe u. a. rhetorische Formeln wie „Ostküsten-Kapitalismus“, „jüdische Lobby“ oder „Plutokratie“).
Ganz besonders relevant für Gauß ist Markovits’ Analyse des „schuldreflexiven“ Antisemitismus, der zufolge insbesondere Menschen der 68er-Generation den Juden niemals vergeben können, was ihnen (den Juden) ihre Väter (die Väter der jungen Linken) angetan haben. Die Paradoxie dieses Satzes ist korrekt: Die damaligen Neuen Linken, beleidigt von den Taten der Vätergeneration, kompensieren diese Peinlichkeit durch das Tragen von Palästinensertüchern. Wiewohl der Großteil der Kritik von Gauß dem heutigen „Zeitgeist“ gewidmet ist, findet man in diesem Buch Beispiele aus der Zeit der 68er, etwa in zwei Beiträgen zu Jean Améry, in denen dieser höchst desillusioniert eine Warnung an „meine natürlichen Freunde, die jungen Frauen und Männer der Linken“ ausspricht: „Es reden diese jungen Leute mit allzu geschwindem Mund vom ‚Faschismus‘ und sie nehmen nicht zur Kenntnis, „was an aufklärerischem Erbe ihnen zu Gebote steht“.
Das betraf 1968+ nicht bloß die Kritik an den westeuropäischen Demokratien, sondern auch an Israel und der Politik im Nahen Osten. Dies nun ist der Fokus dieses Buches: die Kritik, oft auch Selbstkritik, vor allem an der (oft selbsternannten) Linken. Sie war in den Büchern von Karl-Markus Gauß immer vorhanden, oft nur angedeutet, wird aber nun umfassender und schärfer. Von gefährlicher Revolutionsromantik und der Sehnsucht nach einer ganzheitlichen Kultur über Exotismus, Orientalismus und der Faszination für retrospektive Utopien bis hin zu Wokeness und politischer Korrektheit reicht die Palette von Mythologemen und Ideologemen, die er dafür verantwortlich macht, dass das Massaker von 10/7 fast sofort (und jedenfalls noch vor den umfassenden israelischen Militäraktionen) zu mehr Antisemitismus statt zu Empathie und Solidarität geführt hat – und dies nun global.

Wettbewerb des Leids

Der lange letzte Teil des Buches, die „Ungeordneten Aufzeichnungen 2023/2024“, die mir recht geordnet erscheinen, beginnt mit dem Satz: „Kaum hatte die Hamas ihr Massaker verübt, gingen Millionen auf die Straße, um Israel des Völkermords zu bezichtigen.“ Dabei äußert sich Gauß nirgends gegen rationale Kritik am israelischen Vorgehen, weder politisch noch militärisch, sondern bringt – im Sinne von Markovits’ overdrive – durchwegs Beispiele, in denen die Protestierenden „ihre Theorien nicht aus der Anschauung der Welt gewinnen, sondern an die Welt das Maß ihrer eigenen Obsessionen legen“. Gauß beobachtet einerseits den Versuch – auch seitens vieler Intellektueller und Akademiker –, die Situation von Opfern und Tätern umzukehren. Es ist ein Wettbewerb um das größere Leiden, eine Art comparative victimology. Eine weitere, scheinbar entgegengesetzte Erklärung ist andererseits die „Unwissenheit“ des Titels, manchmal auch als „Dummheit“ apostrophiert, die sich etwa darin manifestiert, dass laut einer Untersuchung sehr viele derjenigen, die bei Demonstrationen den Slogan „From the River to the Sea“ skandieren, nicht wissen, worauf er sich geografisch genau bezieht. Die damit verbundene Schuldhaftigkeit liegt vor allem in der Nachlässigkeit und der fehlenden intellektuellen Neugier, genug Interesse für eine Sache aufzubringen, bevor man sich dafür einsetzt. Sie führen wohl zu einer Verkennung der Realität von Intoleranz, Homophobie und Frauenfeindlichkeit bei den islamistischen Sympathieträgern. Möglichkeiten, sich aus verschiedenen, teilweise ganz ungewöhnlichen Quellen zu informieren, bieten eine ganze Reihe von Kapiteln in Gauß’ Buch. Dies betrifft insbesondere den Begriff Zionismus, der oftmals als „weißer“ Kolonialismus kritisiert wird. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war er aber ganz anders zu verorten. Der österreichisch-amerikanisch-ostdeutsche Arzt und Biochemiker Samuel Mitja Rapoport sagte mir einmal rückblickend auf die 1920er Jahre in Wien: „Wir waren damals entweder Kommunisten oder Zionisten. Und manchmal beides.“ Die linken und antikolonialen (gegen die Briten gerichteten) Grundlagen des Zionismus, die Existenz von Juden in Palästina lange vor der Gründung Israels und die Herkunft vieler israelischer Juden aus arabischen Ländern sowie die Betonung eines friedlichen ethnischen Zusammenlebens in der frühen Zeit der Bewegung werden in einer Reihe von Buchkapiteln angesprochen – genauso wie Irrtümer, Fehlurteile und die Überheblichkeit vieler Zionisten, die letztendlich zum (vorläufigen?) Scheitern der erhofften Koexistenz führten.

Herzl und der Zionismus

Am faszinierendsten für mich ist der Beitrag „Herzl der Österreicher. Vom Zionismus als österreichischem Projekt“. Herzls Judenstaat wurde laut Gauß nicht aus einer nationalistischen Grundhaltung geschrieben, sondern aus der Desillusionierung über den wachsenden Antisemitismus in Wien, der, so Herzl, „mir mein Judentum gewaltig herausgepresst“ hat. Israel ist aus dieser Sicht ein spätes Ergebnis des Zerfalls der Habsburgermonarchie, und die Schwierigkeiten mit seinen arabischen Mitbewohnern sind in Analogie zu den Konflikten in den Nachfolgestaaten der Monarchie zu sehen, der Errichtung von Nationalstaaten geschuldet, die keine sind (bzw. werden können). Das Buch versammelt eine Vielzahl von Personen und Werken, die uns, wie immer bei Gauß, zum Bücherkauf (teilweise wohl in Antiquariaten) und zum Lesen einladen: Auf dieser Leseliste befinden sich etwa der litauisch-israelische, zumeist russisch schreibende Schriftsteller Grigori Kanowitsch, die polnisch-jüdische Journalistin und Autorin Hanna Krall oder der nichtjüdische slowenischtriestinische Autor Boris Pahor, im Alter von 107 Jahren „der älteste Schriftsteller, der noch aktiv seinen literarischen Dienst versah“ und dessen Roman „Nekropolis“ von Gauß dringend auch denen anempfohlen wird, die glauben, sie hätten bereits alles Wichtige zum Holocaust gelesen.
Neben der (Neu-)Lektüre, der „identifikatorischen“ zumal, von Texten, die Gauß bei Améry hervorhebt, aber die er auch selbst pflegt, finden wir in diesem Buch auch immer wieder die Betonung von konkreten Orten, von der Wüste Palästinas über die polnische Provinz und das Baltikum bis hin zum Konzentrationslager Ebensee: „In der digitalen Ära droht die Einsicht, dass es eine Ortshaftigkeit der Erkenntnis gibt, verloren zu gehen.“ Dieser Hinweis an die mediale Entwicklung, so betont Gauß in einer Rede zum Jahrestag der Befreiung von Ebensee, sei kein „kulturpessimistischer Reflex“, sondern liege in der „Würde und Kraft des realen Ortes“. Auch dieser Respekt für die physische Wirklichkeit scheint mir als Antidot zur „Unwissenheit“ des Titels angelegt zu sein.


Dieser Text erschien am 11.2.2025 in der Furche. www.furche.at. Wir danken für die Möglichkeit des Nachdrucks

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Reflexion der neuen Heimat

Walter Grünzweig

Walter Grünzweig

Walter Grünzweig ist ein österreichisch-deutscher Literatur und Kulturwissenschaftler und Ars-legendi-Preisträger.

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