Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Menasse: Nie war das Dajgezzen schwieriger als heute, an einem sonnigen Montag Anfang Juni 2008.
Javor: Wieso? Dajgezzen mit dir geht doch immer an die Grenze deiner intellektuellen Möglichkeiten und meiner Langmut.
Menasse: Nein, ich meine ausnahmsweise nicht dein uncharmantes Wesen, sondern dass derzeit alles im Fluss ist. Wir reden hier Anfang Juni, unser Heft erscheint Ende des Monats. Zu dieser Zeit wird man den Europameister bereits kennen, während wir beide heute nur über den Ausgang der EURO spekulieren können, und in der Politik scheint nach der Tirol-Wahl auch kein Stein auf dem anderen zu bleiben.
Javor: So oder so, es bahnt sich jedenfalls eine österreichische Tragödie an. Sowohl das Fußballteam als auch die Herren Gusenbauer und Molterer werden aus ihren jeweiligen Turnieren ausscheiden.
Menasse: Die einen kennen sich nicht aus und haben darüber hinaus den falschen Trainer und die anderen kennen sich auch nicht aus und sind vollkommen beratungsresistent. Und alle laufen sie andauernd, kommen aber doch nie zu einem vernünftigen Ziel.
Javor: Zum Glück gibt’s beim Fußball die Outlinie, da wissen sogar unsere Fußballer, wo der Platz endet.
Menasse: Bleiben wir beim Fußball. Wir haben jetzt die einmalige Chance uns zu blamieren. Wir tippen den Europameister, ohne noch alle Mannschaften überhaupt spielen gesehen zu haben, während ihn unsere Leser schon kennen, wenn das Heft gedruckt ist. Du zuerst.
Javor: Ich weiß nur, wer es nicht wird.
Menasse: Feigling.
Javor: Also sollte Israel dabei sein …
Menasse: Erwin!
Javor: Ich habe doch nur Angst, dass ich alles negativ beeinflusse. Wen immer ich bei politischen Wahlen ankreuze, der verliert dann sofort. Bei den Aktien geht es mir ähnlich.
Menasse: Mach doch einfach das Gegenteil.
Javor: Soll ich das BZÖ wählen und Meinl-Aktien kaufen? Das ist mir denn doch zu verwegen.
Menasse: Erwin, wer wird Europameister?
Javor: Ich würde es den Portugiesen gönnen, aber die Deutschen werden es werden.
Menasse: Ich kontere mutig: Portugal wirft die Deutschen raus und verliert im Finale gegen Spanien. Ein iberischer Traum in Wien.
Javor: Na, du lehnst dich weit aus dem Fenster.
Menasse: Entweder es stimmt und die Leute applaudieren, oder es stimmt nicht, dann haben sie wenigstens eine Freude damit, mich auszulachen.
Javor: Dafür weiß ich genau, wie die nächsten Wahlen ausgehen werden.
Menasse: Die sind doch erst im Jahr 2010.
Javor: Mach dich nicht lächerlich. Wenn das nächste NU erscheint, ist schon ein neuer Wahltermin bekannt. Die Regierung wankt doch nur mehr.
Menasse: Also du meinst, wir wählen bald. Und wie geht jetzt diese nächste Wahl aus?
Javor: Ratatataaa, es wird eine große Koalition geben. Und auch die Strippenzieher Häupl und Schüssel im Hintergrund bleiben gleich.
Menasse: Und was passiert mit Gusenbauer?
Javor: So ein toller Mann hat viele Optionen. Er kann Bürgermeister von Ybbs werden, oder wenn er was machen will, was er wirklich beherrscht, wird er Ober-Sommelier im Sacher. Und Mamas Liebling bleibt er ohnehin.
Menasse: Nur der Schlaff verliert halt seinen Kartenpartner.
Javor: Und was wird der Molterer künftig tun?
Menasse: Der hat eine maßgeschneiderte Karriere vor sich: Er wird Ausbildner für Ministranten. Und das sind ja bekanntlich die Nachwuchskräfte der österreichischen Politik.
Javor: Wenn wir schon so furios beim Wahrsagen sind, was könnten wir noch prognostizieren?
Menasse: Die Österreichischen Bundesbahnen finden einen Scheich, der sich bei ihnen beteiligt.
Javor: Und Hillary Clinton wird doch noch US-Präsidentin.
Menasse: Erwin, ich habe Angst, die Leser werden uns böse sein, weil wir lauter falsche Prognosen aufstellen.
Javor: Warum denn auf einmal. Erstens machen das die Meinungsforscher sogar gegen Bezahlung und zweitens sind sie das von dir gewöhnt.
Menasse: Also eines weiß ich sicher: Ein freundlicher Mensch wirst du nicht mehr.