Von 2015 bis 2025 war Götz Schrage Bezirksrat der SPÖ Neubau. Nach dem 7. Oktober 2023 wurde er von einigen Mitgliedern der SPÖ-Neubau gebeten, sich nicht mehr so offen für Israel zu Wort zu melden. Das wollte er sich nicht gefallen lassen.
Kommentar von Götz Schrage
Wenn man es gerne einsam hat, kann man den Atlantik in einer Jolle überqueren, sich als Leuchtturmwärter in Patagonien verdingen, oder als Postzusteller in Alaska anheuern. Aber als Zionist in der SPÖ ist man noch viel einsamer und ganz sicher viel mehr allein. Gemocht wird man auch nicht und die Karriere kann man sowieso vergessen. Die Jugendorganisationen können einen nicht leiden, weil man niemand leiden kann, der das rechtsextreme Israel unterstützt und die Altlinken haben Israel immer noch nicht verziehen, dass es seinerzeit den Vietnamkrieg begonnen hat. Sie meinen das war nicht Israel mit dem Vietnamkrieg? Sie meinen das waren die USA? Sie müssen noch sehr viel lernen!
Fakten sind nicht so wichtig. Über Geschichte braucht man kein Wissen, wenn Gefühle viel mehr Bedeutung haben. Fangen wir mit Netanyahu an. Was weiß man als junger Linker über ihn? Relativ wenig. Nicht mal beim Vornamen ist man sicher! Entweder heißt er „Haftbefehl Netanyahu” oder „Rechtsextrem Netanyahu”? Oder ist Haftbefehl der Mittelname? Rechtsextrem ist er, weil viele das so empfinden. Mehr braucht es nicht. Würden viele Doris Bures als Stalinistin empfinden, wäre sie eben Stalinistin. Was auf Facebook steht und viele Daumen nach oben bekommt stimmt, sonst wären doch da keine Daumen nach oben.
Man hat nichts gegen Juden, wenn sie tot sind. Ganz im Gegenteil, man ist fast ein wenig verliebt. Man ist auch in die Todfeinde Israels verliebt, wobei das mit der Todfeindschaft ist ein ziemlich unilaterales Gefühl. Die Bürger Israels wollen wohl mehr leben und ihren Frieden haben. Wobei die jungen Linken kennen wenige Juden.Manche waren nach dem 7.Oktober wirklich schockiert. In Israel leben, beziehungsweise in dem traurigen Fall lebten, Menschen mit ganz normalen Berufen. Manche waren arbeitslos, oder hatten eben ganz normale Jobs und jetzt sind sie tot. Für viele Linken waren die Ermordeten vom 7. Oktober die ersten Juden, die weder einen Oscar noch einen Nobelpreis hatten. Quasi ganz normale Menschen. Wahrscheinlich sogar aus Fleisch und Blut. Schade halt, dass sie die Hamas so provoziert hatten. Hätte man den Palästinensern nur einmal eine Chance gegeben auf ein eigenes Land, wäre das alles nicht passiert.
Der mittelalte Linke hingegen würde seine einzige Tochter sofort mit einem israelischen Juden verheiraten. Am besten mit einem, der gedient hat, dann könnte er ihm bei jedem Familienessen erklären, wie sich Israel am besten verteidigen sollte. Im November, beim Putzen der Gedenksteine, könnte er sich vom Schwiegersohn die Kippa ausleihen für ein Instagram-Foto. Da würden die Herzen nur so zufliegen. Und jedes seiner Nahost-Postings würde er dann statt mit: „Viele meiner besten Freunde sind Juden”, endlich mit: „Obwohl mein Schwiegersohn Jude ist, muss ich Israel schon vorwerfen, dass ….”. Ein linker Jackpot quasi irgendwie.
Begonnen hat das mit Golda Meir. Eine ganz schlechte Wahl als Ministerpräsidentin für die Generation BRAVO-Poster! Hatte Daliah Lavi keine Zeit oder Esther Ofarim? Die beiden hätten es in die Jugendzimmer der Hippies geschafft. So aber hing dann Leila Khaled neben David Cassidy und Deep Purple. Selber schuld.
Gegen Leila konnte Golda nicht gewinnen. So tolle Haare hatte sie und ein Maschinengewehr. Widerstand und Anarchie. Und seit Vietnam wusste man, die mit den gebügelten Hemden sind die Bösen und die mit den Sandalen die Guten. Was sind schon ein paar entführte Flugzeuge, wenn es für den bewaffneten Widerstand ist? Außerdem so böse war der Onkel von der SS dann doch nicht, wenn man mal weiß, wie die Juden wirklich sind. Das beruhigt, weil man das ohnedies nie glauben wollte oder konnte vom Holocaust. Und so weiter.
Und soll man die SPÖ jetzt meiden als Zionist? Ganz sicher nicht. Man muss sie fluten, weil das tun die Feinde Israels ja auch. Eine gesunde Demokratie braucht Bürgerliche, Konservative (von mir aus auch Rechtskonservative), Liberale und eben Sozialdemokraten. Momentan leben wir in einer Zeit, wo ich als Roter Angst habe, dass einer von uns was sagt zu Gaza und Israel. Diese Angst muss nicht sein. Wir müssten nur mehr sein. Ich bin raus. Ich habe es lange Zeit versucht. Ich segle eher in einer Jolle über den Atlantik oder werde Postflieger in Alaska. Den Linken den Antizionismus auszutreiben, tue ich mir nicht mehr an. Man muss seine Grenzen kennen. Freundschaft!