Warum Politiker so böse zueinander sind und warum die Ichmanngasse zu klein geplant ist.
Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Javor: Warum mögen Politiker partout keine Politiker?
Menasse: Was meinst du damit?
Javor: Na ja, niemals würde jemand aus einer anderen Berufsgruppe seine Kollegen oder Konkurrenten so massiv attackieren und unflätig beleidigen, wie das bei Politikern üblich ist.
Menasse: Da hast du recht. Sogar die Kompagnons der rot-schwarzen Firma beflegeln sich. Das ist natürlich beabsichtigt. Schließlich haben unsere Politiker doch immer einen Masterplan. Die Regierungsparteien wollen der Opposition einfach kein Plätzchen lassen. Sogar das Regierungsbeschimpfen übernehmen sie selber.
Javor: Genau. Darum war der Westenthaler schon derart frustriert, dass er die Flinte ins Korn werfen wollte. Statt dass er als Meister des Rausschmisses und der Beflegelung den Sozialminister attackiert, macht das der Vizekanzler höchstpersönlich. Wo bleibt da die orange Herausforderung?
Menasse: Wieso, kann der Molterer auch schon schimpfen? Was hat er gesagt?
Javor: In Anspielung auf die Haarschneide- Aktion von Erwin Buchinger, hat er gemeint, dass man Sozialpolitik nicht beim Friseur machen kann.
Menasse: Mir wäre es egal, wo die ÖVP Sozialpolitik macht. Hauptsache, sie tät schon einmal. Dem Westenthaler würde es im Übrigen nicht einmal mehr nützen, wenn er sich eine Glatze schneiden ließe.
Javor: Immerhin würde er dann besser zu seinen Leibwächtern passen.
Menasse: Das Problem mit Westenthalers Rücktritt war ja dann nur, dass er nicht einmal das Korn findet, in das er die Flinte werfen will.
Javor: Früher hätte ihm der Haider dabei geholfen, aber diese Beziehung ist auch nicht mehr, was sie einmal war.
Menasse: Der Mehrheit der Menschen geht jedenfalls diese interne Regierungsbeflegelung schon über alle Verhältnisse auf die Nerven.
Javor: Deswegen wollen die Regierungsparteien sich ja scheiden lassen und statt des Verhältniswahlrechts das Mehrheitswahlrecht einführen.
Menasse: Finde ich auch gut. Vom schlamperten Verhältnis mit heimlichen blauen und grünen Geliebten hin zur Selbstliebe ohne Partner.
Javor: Auch nicht wirklich befriedigend. Aber wenigstens gibt es dann mehr Opposition.
Menasse: Und was hältst du davon, dass jetzt schon die 16-jährigen wählen dürfen?
Javor: Wie alt genau die Leute sind, die nicht zur Wahl gehen, ist doch ganz egal. In Österreich regieren sowieso die Pensionisten. Das sind die Letzten, die sich noch für Politik interessieren.
Menasse: Die erinnern sich eben noch an große Persönlichkeiten in der Politik. Also nur, wenn sie schon ganz alt sind. So wie du zum Beispiel.
Javor: Sehr charmant. Die Pensionisten entscheiden jedenfalls die Wahlen. Erstens sind sie mehr und zweitens gehen sie auch hin.
Menasse: So gesehen ist es eigentlich erstaunlich, dass die Regierung von Zukunftsprojekten spricht. Die brauchen doch nur die Pensionen erhöhen, um wieder gewählt zu werden.
Javor: Ein wenig Geld in die Alzheimer- Forschung müssen sie schon stecken. Damit wir Alten das Wahllokal finden.
Menasse: Apropos Wahllokal. Gehst du zur Kultuswahl?
Javor: Ja, ich bin einer von den 3.000 Wählern, die tatsächlich hingehen und die 24 Kultusräte wählen.
Menasse: Das würde ja auf Österreich mit seinen 6 Millionen Wählern hochgerechnet ein Parlament mit 48.000 Abgeordneten ergeben.
Javor: Nu, schlecht? Ein tolles Konzept um die Arbeitslosenquote zu senken.
Menasse: Aber wohin mit ihnen? Das Parlament ist zu klein. Und so viel gehen nicht einmal in die Ichmanngasse.
Javor: Für den Präsidenten wäre das auch furchtbar lästig. Stell dir vor, er müsste so vielen Leuten sagen, wie sie sich in den Kultussitzungen zu verhalten haben.
Menasse: Aber geh, er macht doch auch jetzt schon, was er will. Ist doch egal, ob er 24 oder 48.000 Leute ignoriert.
Javor: Aber schön wäre es schon, wenn die Gemeinde 48.000 Mitglieder hätte.
Menasse: Herr Ober, bringen Sie Kaffee, damit der Javor aus seinen Träumen aufwacht.