Ein Schnurrbart da, ein Sticker dort, ein Kommentar quer über ein Wahlplakat und das nächste vielleicht gleich heruntergerissen. Du siehst auf dem Schul-WC eine bemalte Türe mit einem beleidigenden Kommentar und am Heimweg eine eingeschlagene Fensterscheibe. Da haben Menschen ihre Meinung gesagt. Was daran nicht in Ordnung ist und warum, erfährst du in der neuen Ausgabe von „Politik kinderleicht“.
Von Lisa Fenz-Stadtherr, Natasha Macheiner und Fabian Gaida
Es gibt so viele Meinungen wie es Menschen auf der Welt gibt. Jeder Mensch ist anders und hat seine eigenen Gedanken. Indem man mit anderen Menschen spricht, etwas zu einem Thema liest oder sich weitere Informationen dazu sucht, kann man sich seine eigene Meinung zu allen möglichen Themen bilden. Du darfst deine Meinung laut und frei sagen, genauso wie alle anderen auch. Sich eine eigene Meinung zu bilden, sich dafür einzusetzen und die eigene Meinung zu verteidigen ist wichtig! Und genauso wichtig ist es, andere Meinungen anzuhören und zuzulassen.
So kannst du dir deine eigene Meinung bilden
Um sich seine eigene Meinung bilden zu können ist es besonders wichtig, gut informiert zu sein. Sprich mit deinen Eltern, Freundinnen und Freunden, Lehrerinnen und Lehrern und besorge dir unterschiedliche Informationen über das Thema, das dich interessiert und zu dem du dir eine Meinung bilden willst. Solche Informationen bekommst du zum Beispiel aus Zeitungen, dem Radio, dem Fernsehen oder auch aus dem Internet. Aber Achtung – nicht alles, was du im Internet liest, ist auch wahr. Das gilt auch für die Aussagen deiner Freundinnen und Freunde oder anderer Personen. Je kritischer du dich mit den verschiedenen Meinungen auseinandersetzt und je mehr Informationen du zu einem Thema sammeln kannst, desto leichter ist es, den eigenen Standpunkt zu finden.
Meinungsfreiheit, was ist das?
Meinungsfreiheit bedeutet, dass du ein Recht auf deine eigene Meinung hast und du hast auch ein Recht darauf, sie frei zu sagen – das dürfen aber alle anderen auch. Dass es unterschiedliche Meinungen gibt, beeinflusst unser Zusammenleben. Je besser wir ausdrücken können, was wir meinen, und je mehr wir voneinander und übereinander wissen, desto besser können wir unser Zusammenleben gestalten. Dabei sollte es aber nicht darauf ankommen, wer seine Meinung am lautesten oder am häufigsten äußert. Es ist wichtig, auch die leisen Stimmen zu hören und ihnen die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Jede Meinung ist wichtig und richtig und muss gehört und ernst genommen werden.
Meinungsfreiheit bedeutet aber mehr als nur das Recht auf eine eigene Meinung. Sie bedeutet auch, nach den eigenen Ansichten leben und handeln zu dürfen. Jeder darf, kann und soll so sein, wie es am besten zu ihr oder ihm passt. Aber natürlich nur, solange dabei niemand anderem geschadet wird.
Deine Freundinnen und Freunde haben eine andere Meinung als du, und jetzt?
Deine eigene Meinung zu sagen und zu verteidigen, dazu gehört Mut und oft ist es gar nicht so einfach, den eigenen Standpunkt zu vertreten. Vor allem dann, wenn deine Freunde anderer Meinung sind. Diskussionen können auch etwas lauter und hitziger werden. Es kann auch sein, dass du wütend wirst und das ist auch in Ordnung so. Kommentare auf der WC-Tür in der Schule, das beschmierte Wahlplakat, etwas kaputtmachen oder Beleidigungen im Internet, nur weil man anderer Meinung ist, sind aber nicht in Ordnung. Das Zauberwort ist Toleranz. Toleranz stammt von dem lateinischen Wort „tolerare“ und bedeutet „ertragen, aushalten“. Manchmal ist das gar nicht so leicht, aber es ist sehr wichtig andere Meinungen zu hören und ernst zu nehmen – auch deshalb, weil du ja auch möchtest, dass deine Meinung gehört und respektiert wird. Und weißt du was? Andere Meinungen, fremde Standpunkte und Lebensweisen kennenzulernen kann sehr interessant und spannend sein. Kritisch zu sein ist gefragt. Tolerant zu sein heißt nicht, alles einfach hinzunehmen. Hinterfragen und sich seine eigene Meinung bilden ist gefragt. Und das ist auch cool 😉