Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Menasse: Bitte sage mir, was genau ein Verfassungsbogen ist. Der ÖVP-Khol hat sich blitzschnell nach der Wien-Wahl korrigiert und gemeint, Strache und Kumpane passten in den Verfassungsbogen. Also wie soll ich mir jetzt diesen Bogen vorstellen? Der muss so was von dehnbar sein.
Javor: Wie sagt doch das Sprichwort: Der Khol biegt so lange die Verfassung, bis sie bricht. Äh, nein. Richtig heißt es “bis man bricht”.
Menasse: Wenn die ÖVP mit denen auch wieder eine Koalition macht, überspannt sie allerdings den Bogen. Findest du nicht?
Javor: Beim Sederabend fragt der Jüngste bekanntlich: “Ma nischtanah halajla haseh?” Das meint so viel wie: “Wie unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen Nächten?”
Menasse: Da hast du Recht, Haider und Strache sind nur zwei Spielarten vom selben. Die einzige wirkliche Chance ist, dass die Wähler die ÖVP beim nächsten Mal in hohem Bogen hinauswerfen und sie sich dann in schlechter Verfassung wiederfindet.
Javor: Dein Optimismus ehrt dich, aber so werden die Entscheidungen nach den Wahlen im Jahr 2006 nicht laufen. Ob Schüssel Erster, Zweiter oder Dritter wird, er koaliert sich zum Kanzler. Wie oft muss man dir das noch unter Beweis stellen? Und Gusenbauer packt es wieder nicht.
Menasse: Also du kannst von Gusenbauer nicht allen Ernstes verlangen, dass er mit Strache Spargel essen geht. Auch ein Politiker hat sich so was nicht verdient. Stell dir vor, Strache bringt dann noch den Stadler mit. Der ist doch ohnehin beim Spargelessen mit dem Messer schon so oft ausgerutscht und hat sich ins Gesicht geschnitten.
Javor: Die Abgeordnete Rosenkranz sieht Stadler aber ganz anders als du. Sie meinte unlängst, dass Stadler der beliebteste Volksanwalt sei und nur von der linken Schickeria abgelehnt würde.
Menasse: Apropos Rosenkranz – ein klingender Nachname und sie verschönert ihn noch enorm, indem sie ihre zehn Kinder mit Vornamen versieht, die nicht einmal dem Richard Wagner eingefallen sind. Meine Lieblinge sind Sonnhild und Hildrun.
Javor: Arne, Hedda, Alwine und Volker sind auch nicht ohne. Warum ist so was meinem persönlichen Freund in der Kultusgemeinde, dem Rosenkranz, nicht eingefallen?
Menasse: Der kleine Horst hat noch die Chance, sich als Spitznamen “Wessel” zuzulegen. Wie das schön klingt: Horst “Wessel” Rosenkranz, Sänger.
Javor: Mechthild, Wolf und Ute ergänzen die zehn kleinen … was eigentlich? Negerlein darf man ja wohl nicht sagen, sonst beschwert sich Frau Rosenkranz beim Volksanwalt über uns.
Menasse: Also du meinst, dass demnächst Familienministerin Rosenkranz, Justizminister Stadler, Außenminister Mölzer und Vizekanzler Strache den Verfassungsbogen bilden werden?
Javor: Herr Ober, bitte einen starken Türkischen.
* dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich einem selbst – sich mehr auskennt.