Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor
Menasse: Herr Ober, bringen Sie mir einen Einspänner.
Javor: Grüß dich. Nu, was sagst du zur Krise zwischen den Regierungsparteien?
Menasse: Mir kommt das vor wie ein veritabler Ehekrach. Die Gattin keppelt dauernd und droht, dem Mann seine Alleingänge heimzuzahlen. Und er ignoriert sie einfach – ein echter Schweigegatte.
Javor: Die wirkliche Krise wird es erst geben, wenn sich die beiden scheiden lassen.
Menasse: Warum, was kann noch ärger werden?
Javor: Die ärgsten Streitereien bei jeder Scheidung entstehen wegen der unmündigen Kinder. Was glaubst du, was das für ein Rosenkrieg wird, wenn entschieden werden muss, wer das Sorgerecht für Klein Karl-Heinz bekommen soll? Er war doch ursprünglich ein blaues Baby und hat erst später begonnen, schwarz zu arbeiten.
Menasse: Da kannst du Recht haben. Karl-Heinz studiert noch und das kostet genug in Zeiten der Studiengebühren.
Javor: Ich glaube, die beiden werden sich das Sorgerecht teilen. Während der Woche arbeitet KHG als Werkstudent bei der ÖVP und am Wochenende darf er in Kärnten die Freizeit genießen: auf der Wörthersee-Bühne spielen, am Ulrichsberg wandern und Gummi geben beim GTI-Treffen.
Menasse: Der Gatte, die ÖVP, sucht scheinbar jetzt bereits nach einem neuen Lebensabschnittspartner, obwohl die Ehe noch gar nicht beendet ist. Dabei hat die Gattin in den letzten Jahren ohnehin so brav abgenommen.
Javor: Gleich nach der Trennung ist ja dann das Volk als Schadchen dran. Wobei es für den Heiratsvermittler nur eine sehr begrenzte Auswahl gibt: noch einmal die bisherige Gattin, die sich in der Haushaltsführung nicht eben ausgezeichnet hat, dann die alte rote Fregatte, mit der sich der schwarze Mann nie wirklich gut verstanden hat, und schließlich die grüne Jungfrau, die neuerdings Torschlusspanik zu verspüren scheint und bereit ist, sich jedem an die Brust zu werfen.
Menasse: Und dabei kann der Schadchen immer nur Vorschläge machen. Der Schweigegatte sucht sich am Schluss ohnehin aus, wen er will. Ich halte es für möglich, dass er sich zum dritten Mal mit derselben Gattin vermählt.
Javor: Du glaubst, er wird die ausgelutschte Orange nehmen?
Menasse: Das ist die billigste Zuwaage Österreichs – BZÖ.
Javor: Das Bierzelt Österreichs!
Menasse: Nur das Personal sollte er wieder austauschen lassen.
Javor: Das wäre in diesem Kaffeehaus hier auch notwendig. Ich habe schon wieder statt einer Melange einen Einspänner bekommen.
Menasse: Herr Ober, bitte zahlen!
* dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen
chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich einem selbst – sich mehr auskennt.