„Ästhetische Wokeness produziert langweilige Kunst“

Geht das rechte Maß verloren, kann aus jeder Tugend ein Laster werden: Konrad Paul Liessmann plädiert dafür, dass die Kunst uns Dinge erlaubt, die wir im wirklichen Leben nicht ertragen würden. © Corn

Konrad Paul Liessmann, prominenter Philosoph und streitbarer Essayist, spricht im NU-Interview über den politisch korrekten „Tatort“, Denkmalstürze und freiwillige Selbstinfantilisierung. Und warum er als Verfechter des generischen Maskulinums keinen Genderstern verwendet.

Von Andrea Schurian

 NU: Was bedeutet Cancel Culture für unser kulturelles Selbstverständnis?

Konrad Paul Liessmann: Der Begriff Cancel Culture ist Ausdruck einer unfreiwilligen Ironie: Die „Kultur“ des Streichens, Löschens und Ausladens bezieht sich ja nicht auf die Barbarei, sondern auf Aspekte und Erscheinungsformen der Kultur selbst. Es geht offensichtlich darum, unliebsame Elemente der Kultur zu liquidieren. Bestimmte Formen von künstlerischen Äußerungen zu verbannen bzw. den Blicken oder Rezeptionsmöglichkeiten zu entziehen, hat eine lange Geschichte. Im Zuge der Aufklärung und der damit verbundenen Revolten galt es als Fortschritt, diese Zensurpraktiken zu überwinden. Die Freiheit von Wissenschaft und Kunst ist mittlerweile in der Verfassung verankert. Umso erstaunlicher ist es, dass es neue Zensurbestrebungen gibt, die nicht von der Herrschaftsbürokratie oder den Behörden ausgehen, sondern aus dem Innersten der Kultur, der Kunst und des Wissenschaftsbetriebes kommen. Es ist paradox, dass diejenigen, deren Geschäftsgrundlage die Freiheit ist, nun Gefallen daran zu haben scheinen, sich dieser Freiheit selbst zu berauben – und zwar nur um des Vorteils willen, glauben zu können, politisch-moralisch auf der richtigen Seite zu stehen. Das heißt: Man opfert die Risikopotenziale, die jede Freiheit beinhaltet, dem vermeintlich guten Gewissen.

Cancel Culture ist eng mit dem Begriff der kulturellen Aneignung verknüpft, wo es um Essentialisierung und Re-Ethnisierung geht.

Manche Soziologen sprechen auch von Retribalisierung unserer modernen Gesellschaft: Wir fallen wieder zurück in Stammesordnungen. Alle Stämme haben ihre eigenen Rituale, keiner darf die Mythen und Moden der anderen übernehmen; das Einzige, was die Gesellschaft zusammenhält, ist die Frage, welche dieser Bezugsgruppen wo repräsentativ vertreten sein müssen.

Für Oscars dürfen nur mehr Filme nominiert werden, deren Crews vor und hinter der Kamera divers sind. Das heißt, es muss ein bestimmter Prozentsatz an sexuellen, religiösen oder ethnischen Minderheiten vertreten sein.

Identitätspolitik sollte meines Erachtens in der Kunst gar keine Rolle spielen. Filme, deren Besetzung sich nicht den schauspielerischen Fähigkeiten, sondern sich rasch wandelnden Quotierungen verdankt, werden wahrscheinlich nicht in die Filmgeschichte eingehen. Vielleicht sogar aus den lautersten Motiven wird damit die Idee des Schauspielens konterkariert. Denn da geht es ja gerade nicht darum, dass jeder nur denjenigen spielen kann, der er selbst ist. Kunst bedeutet immer die wechselseitige Aneignung von Formen und Motiven, die Inspiration durch alle möglichen Quellen. So finde ich es zumindest seltsam, wenn sich Schauspieler nicht mehr rollengerecht schminken dürfen. Schließlich gehört Schminke zur ursprünglichsten Requisite des Schauspielberufs. Denkt man das weiter, dürfte niemand, der Richard III. spielt, eine Krone aufsetzen oder hinken, weil er ja weder behindert noch adelig ist. Umgelegt auf die Literatur würde es bedeuten, dass es nur mehr autobiografische Romane geben kann. Ein Mann darf nicht mehr über das Seelenleben einer Frau schreiben, ein Europäer sich nicht in einen Afrikaner hineinfühlen, Goethe hätte sich nicht von orientalischer Lyrik inspirieren lassen dürfen, Thomas Mann nicht von der Geschichte des biblischen Joseph. Ein Großteil der Literatur müsste liquidiert werden. Gemäß der antiken Weisheit, dass es immer auf das rechte Maß ankommt, gibt es im Sprachgebrauch und im Umgang miteinander sehr wohl sinnvolle Formen der Zurückhaltung und Vorsicht. Früher sprach man von Höflichkeit und Taktgefühl. Aber aus jeder Tugend kann, geht das rechte Maß verloren, ein furchtbares Laster werden.

Im Zusammenhang mit „Black Lives Matter“ und Wokeness wurden Denkmäler gestürzt. Wie kann man als kritischer Mensch mit denkmalgewordener Geschichte umgehen?

Das ist ein interessantes Problem, das politisch motivierte Denkmal ist ja eine spannungsreiche ästhetische Konfiguration. Bei dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen wurden immer Denkmäler gestürzt, erinnern wir uns an 1989, als flächendeckend Lenin- und Stalindenkmäler vom Sockel gestoßen wurden.

Wird mit dem Sturz des Denkmals Geschichte verdrängt?

Es ist keiner Stadt verboten, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, mit welchen Standbildern sie ihren öffentlichen Raum schmücken will. In demokratischen Gemeinschaften wird man das aber konsensuell lösen und nicht durch nächtliche Aktionen provozieren. Aber dann gibt es Denkmäler, die kein Ausdruck der aktuellen politischen Auseinandersetzung mehr sind, weil sie selbst zum Teil der Geschichte geworden sind. Die sollen offenbar gestürzt werden, weil man über den Geist, den dieses Denkmal symbolisiert, triumphieren möchte. Die Toten der Vergangenheit noch einmal zu töten ist doch ein ziemlich billiger Heroismus. Fraglich, ob man sich seiner überlegenen Moral auf diese Art und Weise versichern muss – abgesehen davon, dass es auch Denkmäler gibt, deren ästhetische Qualität einen Sturz geradezu verbieten. Andrea del Verrocchios Reiterstandbild des Bartolomeo Colleoni, der ein ziemlicher Widerling gewesen sein muss, war schon bei den Zeitgenossen unbeliebt; und trotzdem gehört es zu den Attraktionen der Serenissima.

Wie sollte man also mit dem umstrittenen Lueger-Denkmal in Wien umgehen?

Das Lueger-Denkmal wäre für mich ein Grenzfall. So unstrittig Luegers Antisemitismus ist, so unstrittig sind seine Leistungen als Kommunalpolitiker. Ohne ihn gäbe es das moderne Wien so nicht. Ich würde dafür plädieren, das Denkmal, das ja selbst schon historisch ist, zwar zu belassen, aber signifikant zu verändern. Die von Klemens Wihlidal schon vor längerer Zeit skizzierte Idee, es schräg zu stellen, finde ich grandios: als Sinnbild, auf welchem schwankendem Boden wir uns mit unserer Geschichte bewegen. Es in ein Museum zu verbannen, wie es ja auch diskutiert wird, fände ich suboptimal. Lueger gehört zur Geschichte Wiens in einer signifikant positiven wie negativen Art und Weise.

Friedrich Nietzsche bemerkt einmal, dass wir, wenn wir etwas bejahen, auch alles akzeptieren müssen, was ursächlich zu dessen Geschichte gehört. Ich kann mich also schwer an einer gewissen Infrastruktur erfreuen, die Wien auszeichnet – von der Wasserleitung bis zum öffentlichen Verkehr – und gleichzeitig sagen, mit Lueger will ich nichts zu tun haben. Denn diese Errungenschaften gehen, bei aller Ambivalenz, auch auf diesen Bürgermeister zurück.

Und Kolumbus, der ja auch vom Sockel gestoßen wurde?

Natürlich entdeckte Kolumbus nicht nur unfreiwillig Amerika, sondern öffnete damit auch den Weg für Kolonisation, Ausbeutung, Sklaverei und Völkermord. Auf der anderen Seite gäbe es ohne Kolumbus eines der Mutterländer der modernen Demokratie, nämlich die USA, nicht. Ich kann Geschichte nicht rückgängig machen, ich kann sie nur neu schreiben und bewerten. Insofern finde ich es produktiv, dass man Kolumbus nicht nur als Entdecker und kühnen Seefahrer feiert, sondern auch die negativen Konsequenzen mitbedenkt und erforscht. Aber all das sind für mich keine Gründe, Kolumbus-Denkmäler zu stürzen, zumal wenn diese von Immigrantengruppen aufgestellt wurden, die Amerika als Ort der Freiheit empfanden. Gerade die Präsenz solch eines Denkmals kann Anlass sein, diesen Teil der Weltgeschichte unter neuen Aspekten zu sehen. Wenn Kolumbus verschwindet – zuerst von den Plätzen, dann aus den Geschichtsbüchern –, ist nichts gewonnen.

Voriges Jahr hat das Wiener Unirektorat Richtlinien für gendergerechten Sprachgebrauch herausgeben: Um Diversität auszudrücken, sollte in wissenschaftlichen Arbeiten der Gender-Stern verwendet werden. Halten Sie sich daran?

Der tragikomische Kampf gegen das generische Maskulinum ist eine der absurdesten Zeiterscheinungen. Hätte man es zustande gebracht, den Menschen im Deutschunterricht zu erklären, was das generische Maskulinum grammatikalisch korrekt bedeutet und wie es funktioniert, hätte man sich alle Debatten um Binnen-I, Unterstrich oder Genderstern ersparen können. Denn mit dem generischen Maskulinum werden Menschen und Institutionen benannt, die bestimmte Funktionen und Tätigkeiten ausführen, völlig losgelöst vom biologischen Geschlecht oder der sexuellen Orientierung. Im generischen Maskulinum hätte man genau die grammatikalische Funktion, die es erlaubt, alle Menschen – egal welcher biologischen oder sozialen Geschlechtlichkeit – und übrigens auch Dinge unterzubringen. Ich selbst verwende schon aus stilistischen Gründen weder Asteriks noch Binnen-I, sondern das generische Maskulinum, in wissenschaftlichen Arbeiten finde ich den Genderstern störend und vollkommen unnötig.

Manche ZiB-Moderatoren sehen das völlig anders, sie sprechen den Genderstern oder Binnen-I mit dem sogenannten stimmlosen glottalen Plosiv.

Ich werde den Gedanken nicht los, dass es bei diesem doch eher peinlichen Gestammel weniger um die weiblichen oder queeren Adressaten als um moralische Selbstgefälligkeit geht und darum zu zeigen, dass man die politisch korrekte Fassade auch in der ZiB aufrecht hält. Diese Präsentation von moralischer Eitelkeit in öffentlichen Medien empfinde ich auch aus ästhetischen Gründen als sehr unangenehm, anbiedernd, geradezu ekelhaft. Dass wir offenbar jedes Sprachgefühl verlieren sollen, dass uns von oben beigebracht wird, die Differenz zwischen grammatikalischem und biologischem Geschlecht zu vergessen, bedeutet eine Vereinfachung der Sprache und damit des Denkens. Und denjenigen, die das mit vorantreiben, wird man vorwerfen dürfen, dass sie selbst beteiligt sind an jener Primitivisierung des Denkens, die sie ansonsten bei anderen immer kritisieren.

Ein weiteres Beispiel wäre der schamlose Missbrauch des substantivierten Partizip Präsens, also die vielzitierten „Studierenden“. Wir verlernen, was diese Wortbildung leistet: Sie bezeichnet das Subjekt einer Tätigkeit, die im Moment vollzogen wird. Studierende sind Menschen, die gerade studieren, also jetzt lernen, in der Bibliothek sitzen oder sich in ihr Fach vertiefen. Wenn sie auf die Straße gehen und demonstrieren, sind sie keine Studierenden mehr, sondern demonstrierende Studenten. Studenten sind nämlich Personen, die an einer Universität eingeschrieben sind, egal, ob sie gerade lesen oder demonstrieren. Solche Nuancen zu verwischen und damit die Sprache um eines vermeintlich höheren moralischen Zieles willen drastisch zu vereinfachen und zu primitivisieren, tut mir im Herzen weh.

Utopie der Menschlichkeit: Gert Voss als Othello in der Inszenierung von George Tabori (1990), Fotoprobe im Akademietheater. © Votava / Imagno / picturedesk.com

Kulturelle Aneignung, Wokeness bedeuten auch die Einteilung in richtig/falsch, gut/böse. Will nicht jeder auf der richtigen Seite stehen?

Bleiben wir im Bereich der Kunst: Solange ich ästhetische Fragen nur als ästhetische Fragen behandle, geht es nicht darum, ob jemand als Mensch moralisch gut oder böse ist, sondern nur darum, ob er ein guter oder schlechter Künstler, ob das Werk gelungen oder weniger gelungen ist. Wenn ich mich nicht mehr frage, ob es jemandem gelingt, Othello überzeugend zu spielen, sondern nur noch überprüfe, ob er womöglich Blackfacing betrieben hat – und wenn ja, fällt das Stück durch –, dann ist nur noch die moralische Positionierung entscheidend. Aber in der Kunst geht es nicht um moralische, sondern um ästhetische Fragen. Und man sage nicht, das lässt sich nicht trennen. Doch, das lässt sich trennen!

Was bedeutet das?

Es entsteht ein Druck, ästhetische Möglichkeiten den politisch korrekten Vorschriften zu opfern. Ich habe noch Gert Voss als geschwärzten Othello, der allmählich seine Farbe verliert, in der legendären Inszenierung George Taboris auf der Bühne des Burgtheaters gesehen – eindringlicher waren der Rassismus, dem Shakespeares Mohr ausgesetzt ist, und die Utopie der Menschlichkeit selten zu sehen. Wer heute solches auch nur andenken wollte, wüsste, dass er damit in ein Eck gestellt würde, in dem er gewiss nicht sein möchte; also verbietet er sich diesen Gedanken. Ich verstehe nicht, dass eine Gesellschaft, die so viel Wert auf weiten Horizont, Grenzüberschreitung, Grenzauflösung legt, sich selbst die allerengsten Grenzen auferlegt: nämlich im Denken, in der Phantasie, in der Kreativität. Wahrscheinlich ist dies auch eine Form von Bequemlichkeit, gerade in strittigen Fragen zu wissen: Man ist auf der sicheren Seite. Man sagt das Richtige. Man tut niemandem weh. Das verschafft ein gutes Gefühl.

Eine Ausstellung von Philip Guston wurde aus Angst, dass sein Ku-Klux-Klan-Zyklus missverstanden werden könnte, verschoben …

… was absurd ist. Es ist eine Entmündigung des Publikums, die ihresgleichen sucht. Diese Form einer freiwilligen Selbstinfantilisierung, derer sich Intellektuelle und Journalisten derzeit befleißigen, finde ich erschütternd.

Was verstehen Sie unter Selbstinfantilisierung?

Dass erwachsene Menschen sich einreden lassen, sie könnten kein Urteil fällen und man möge ihnen also diese Bilder nicht zeigen. Das Argument der Museumsdirektoren, man müsse sich mit dem Werk erst auseinandersetzen, könnte ja auch so gedeutet werden, dass man es gerade jetzt zeigt! Die öffentliche Auseinandersetzung liegt ja im Wesen der Kunst! Warum dürfen an Kunst Interessierte nicht ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen? Jetzt gibt es einen elitären Klüngel in und um die Museen, der festlegt, was politisch korrekt ist. Und erst, wenn dieser erlauchte Kreis zum Schluss gekommen ist, dass man dem dummen Publikum etwas vorsetzen darf, ohne es auf falsche Gedanken zu bringen, wird die Ausstellung gemacht. Das heißt: Wir werden nicht als Erwachsene behandelt, sondern wie Kinder, für die andere denken und entscheiden müssen.

Ein Phänomen, das aber nicht nur in der Kunst und im Museum zu beobachten ist.

Sogar der Tatort ist zu einer volkspädagogischen Erziehungsanstalt geworden, wo immer ganz klar ist, welche Art von Menschen zu Verbrechen fähig sind und welche ganz sicher nie. Das ist unerträglich und aus krimitechnischen Gründen erschütternd langweilig. Ich frage mich schon, warum sich das Erwachsene nicht nur gefallen lassen, sondern diese Form der Teilentmündigung mitunter sogar einfordern. Ich verstehe ja, dass jeder im Leben gefeit sein will vor Überraschungen. Aber deshalb, sagt Nietzsche, haben wir die Kunst ja erfunden: Weil wir uns dort Dinge erlauben können, die wir im wirklichen Leben nicht ertragen würden. Und jetzt nimmt man uns das auch: Die Kunst muss die erwartbare Fortsetzung des überraschungslosen Lebens sein. Ich würde da gar nicht moralisch oder politisch argumentieren. Das Schlimmste, was man über Kunst sagen kann, ist, dass sie langweilig ist. Diese ästhetische Wokeness produziert langweilige Kunst. Und damit hat die Geschichte das Urteil über diese Kunst auch schon gefällt.

Wie ist unter diesen Aspekten die aktuelle Politik, genauer gesagt: das Politikverständnis, zu beurteilen?

Interessant ist, dass wir einen Begriff von Politik haben, der möglichst politikbefreit sein soll. Das interimistische Beamtenkabinett war so beliebt, weil viele offenbar glauben, in einer Demokratie habe eine Regierung nichts anderes zu tun als zu verwalten. Sobald eine Regierung regiert, wird darüber debattiert, ob sie nicht einen autoritären Kurs einschlägt. Das ist einigermaßen absurd, wir haben bei jeder Wahl die Möglichkeit der Korrektur. Einer der Nebeneffekte der Coronakrise ist, dass sie gezeigt hat, dass Regierungen tatsächlich regieren müssen, also Entscheidungen treffen müssen – auch im Wissen, dass sie falsch sein können. Bei vielen Eingaben und Beschwerden beim Verfassungsgerichtshof geht es wohl nicht nur um die Besorgnis um die Grundrechte, sondern auch darum, jede Lücke im Gesetz und jeden Interpretationsspielraum für die eigenen Zwecke auszunützen. Da ist der Blick für das rechte Maß womöglich verloren gegangen. Mich beschleicht ein gewisses Unbehagen, wenn keine sinnvollen Maßnahmen mehr getroffen werden können, weil der Gesundheitsminister Angst haben muss, dass alles, was er verordnet, von Juristen wieder ausgehebelt wird. Natürlich muss die Politik dem Recht folgen. Aber wenn das Recht Politik verunmöglicht, dann ist auch etwas schief in dieser für unsere Verfassung so wichtigen Balance zwischen den geteilten Gewalten.


Alle Lust will Ewigkeit. Mitternächtliche Versuchungen

Für sein neues Buch Alle Lust will Ewigkeit, das Mitte April bei Zsolnay erscheint, überprüft Konrad Paul Liessmann zwölf Fragen aus Friedrichs Nietzsches Zarathustra auf ihre immerwährende Gültigkeit. Nietzsche – und mit ihm Liessmann – begibt sich innerhalb von zwölf mitternächtlichen Glockenschlägen an die Rand- und Todeszonen menschlicher Abgründe, dort also, wo Schmerz und Lust angesiedelt sind, wo der Tod auf das Leben lauert. Liessmann zeigt auf ebenso überraschende wie provozierende Weise auf, dass dieser geheimnisvolle Nietzsche-Text immer noch eine zentrale Bedeutung für unser politisches und kulturelles Selbstverständnis hat.

Konrad Paul Liessmann
Alle Lust will Ewigkeit
Mitternächtliche Versuchungen
Zsolnay, Wien 2021
256 S., EUR 26,–

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