Peter Illavsky auf der Suche nach vertriebenen Komponisten

Peter Illavsky ein Vielreisender in Sachen Klassischer Musik. Auf einen seiner Stationen im fernen Guatemala fand er Werke des aus Österreich vertriebenen Komponisten Franz Ippisch. Und das änderte sein Leben grundlegend. Seither verschreibt er sich, speziell diesen Komponisten, aber auch andere vertriebene Komponisten während der Nazizeit um Ihnen eine angemessene Beachtung wieder zu geben.Peter Illavsky, stammt selber aus einer musikalischen Familie. Sein Vater, Operntenor erkannte schon mit fünf Jahren das Talent des Sohnes und so kam er zu den Wiener Sängerknaben. Bald entschied er sich für das Violoncello. Trotzdem erlernte er auch das Schlagwerk, Oboe nahm auch Unterricht in Komposition. Mit 19 Jahren, im Jahr 1985 wurde er jüngstes Mitglied des „Vereinigten Bühnen Orchesters im Theater an der Wien“. Bald begann schon seine internationale Karriere. Nach Berufungen in Orchestern in Südafrika, Lernaufenthalte in Los Angeles ging er 1995 nach Spanien und gründete unter anderem das Musikfestival „Concerto Concerti“ (Marbella und Mijas). Schirmherr wurde Placido Domingo, wo bis heute eine sehr herzliche Freundschaft besteht. Dann nach Dresden und Im Jahr 2018 wurde er auch vom Gouvernor von Belize, Sir Colville Young, Sr. eingeladen, das Orchester Belize Virtuosi und die Stiftung „Belize Academy fort he performing Arts“ aufzubauen.Hier in Beliza ereignete sich etwas, das Peter Illavsky stark prägen sollte und ihm bis heute beschäftigt. Die Begegnung mit Werken und dem Leben des aus Österreich vertriebenen Komponisten Franz Ippisch. 

Bei einem Auftritt in Guatemala, einem Nachbarland von Belize, wurde ihm eine einzelne Originalseite einer Partitur gezeigt. Einer Komposition von Franz Ippisch aus Wien. Er kannte den Namen nicht, war aber sehr angetan von dieser Partitur und begann nachzuforschen. Erst einmal die Lebensgeschichte von Franz Ippisch und dann auch seine Werke.Franz IppischFranz Ippisch wurde 1883 in Wien geboren, studierte Violoncello und danach Komposition. 1918 wurde ein Violinkonzert an der Volksoper mit großem Erfolg uraufgeführt und da beschloß Franz Ippisch sich ganz dem Komponieren zu widmen. Er schrieb Lieder (mehr als 130 Stück sind bekannt), Kammermusikwerke, Oratorien und symphonische Werke. Er gründete die Komponistenvereinigung „Die fünf“ deren Grundsatz ist, jene Musik zu fördern, welche die alten Meister als natürliche Grundlage ihrer Weiterentwicklung betrachtet und dabei eine gesunde Weiterentwicklung, keine sprunghafte Entwicklung, will. Mit der entschlossenen Unterstützung von Richard Strauss konnte Franz Ippisch im Jahr 1921 die Komponistenvereinigung „Kunstkommission der Vereinigung Wiener Musiker“ auch „Wiener Kunstkommission“ genannt ins Leben rufen. Es erschienen in der Zwischenkriegszeit zahlreiche Werke dieser Komponistenvereinigung, viele davon vom Musikverlag Doblinger herausgegeben. In dieser Zeit waren die Kompositionen von Franz Ippisch gern gespielte Werke in Österreich. So zählen die Werke von Franz Ippisch als auch der Wiener Kunstkommission zu den meistgespielten  der RAWAG. Dann kam aber der Einmarsch der Nazis in Österreich. Franz Ippisch wurde vorgeladen und man bedrängte ihm sich von seiner jüdischen Frau zu trennen, dann kann er in Österreich weiterbleiben und sein Werk hier fortsetzen. Er weigerte sich aber und so mußte die Familie flüchten.

Im Februar 1939 kam die Familie Ippisch nach Guatemala und dort konnte er sein Wirken fortsetzen. Er wurde  bald Generaldirektor der Polizei- und Militärorchester und Dirigent des Orchesters des Konservatoriums in Guatemala-Stadt. Er wurde zu einem der führenden Persönlichkeiten im Musikleben in Guatemalas und Zentralamerikas. Durch sein Werken und Lehren am Konservatorium im Dirigieren und Tonsatz beeinflusste er die klassische Musik in dieser Region sehr. Am Schluss seiner Laufbahn war er auch Leiter des nationalen Sinfonieorchesters von Guatemala. 1954 zog er sich krankheitsbedingt zurück und starb 1958 in Guatemala-Stadt. Für Peter Illavsky ist das Werk und das Leben von Franz Ippisch eine Quelle der Inspiration. Er meint oft in unseren Gesprächen umso mehr ich mich mit Franz Ippisch auseinandersetze umso mehr werde ich Franz Ippisch. Ich verstehe seine Kompositionen, seine musikalischen Lehren.  Darum ist es für mich um so wichtiger, das ein Komponist wie Franz Ippisch nicht vergessen wird.Peter Illavsky hat auch den Kulturverein Vienna Royal Philharmonic gegründet und will damit ein Andenken setzen an die Opfer des Nationalsozialismus, an die vertriebenen und verschollenen Komponisten und Künstler. 

Durch die Rekonstruktion und Aufführung der Musik vertriebener Komponisten will der Kulturverein  nicht nur deren künstlerischen Schöpfungen wieder in das Tageslicht bringen, sondern auch ein Symbol der Versöhnung und des kulturellen Verständnisses schaffen. Lehren aus der Vergangenheit ziehen und sich bewusst mit diskriminierenden und antisemitischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinandersetzen. In dem Kulturverein und dem dazugehörigen Orchester haben sich mehr als 60 Mitglieder  dieser Thematik auch verschrieben.Die 1. Wiener Gedenkkonzerte zum HolocaustDarum hat Peter Illavsky und der Kulturverein Vienna Royal Philharmonic – die 1. Wiener Gedenkkonzerte zum Holocaust ins Leben gerufen. Hier werden in allen Wiener Bezirken in den Monaten April bis Juni an besonderen Orten Konzerte stattfinden die an Komponisten, Künstler und Menschen erinnern sollen, die während des Schrecken des Holocausts ermordet oder vertrieben wurden. Aber auch an jene erinnern, die unter diesen schwierigen Umständen Juden geholfen haben.


Die 1. Wiener Gedenkkonzerte zum Holocaust

Hier die Termine und Orte der Veranstaltungen:

Samstag 13. April 2024 um 17.00 Uhr – Anton Schmid Gedenkkonzert
Bezirksmuseum Brigittenau, Dresdnerstrasse 79, 1200 Wien

Sonntag 28. April 2024 um 14.00 Uhr – Gedenkkonzert am Judenplatz zum Holocaust. Judenplatz beim Mahnmal für die österreichischen Opfer der Schoah, 1010 Wien

Samstag 4. Mai 2024 um 11.00 Uhr – Egon Friedell Gedenkkonzert
Gentzgasse 7, 1180 Wien

Samstag 4. Mai 2024 um 14.00 Uhr – Aspangbahnhof Gedenkkonzert zum Holocaust.
Mahnmal Aspangbahnhof im Leon-Zelman-Park, Aspangstr. 2, 1030 Wien

Samstag 4. Mai 2024 um 17.00 Uhr – Elisa Springer Gedenkkonzert
Elisa – Springer – Park, Piaristengasse, 1080 Wien

Sonntag 5. Mai 2024 um 11.00 Uhr – Edmund Eysler Gedenkkonzert
Thelemangasse 8, 1170 Wien

Sonntag 5. Mai 2024 um 14.00 Uhr – Gedenkkonzert zur Shoah am Alsergrund
Ostarrichi Park: Shoah Namensmauer, Otto-Wagner-Platz, 1090 Wien

Sonntag 5. Mai 2024 um 17.00 Uhr – Fam. Sussmann Gedenkkonzert zum Holocaust.
Reumannplatz beim Denkmal für die Opfer des Faschismus, 1100 Wien

Samstag 11. Mai 2024 um 12.00 Uhr – Emil Maurer Gedenkkonzert
Josef-Strauß-Park, Bernardgasse 34, 1070 Wien

Samstag 11. Mai 2024 um 15.00 Uhr – Döblinger Gedenkkonzert zum Holocaust
Holocaust – Gedenktafel im Karl Marx Hof, Boschstr.9, 1190 Wien

Samstag 11. Mai 2024 um 18.00 Uhr – Rosa Wix Gedenkkonzert zum Holocaust
Schütte-Lihotzky-Park, Mittersteig 28, 1050 Wien

Sonntag 12. Mai 2024 um 15.00 Uhr – Penzinger Gedenkkonzert
Baumgartner Casino-Park, Linzer Strasse 297 (beim Park Eingang gegenüber Linzer Strasse 296, 1140 Wien

Sonntag 12. Mai 2024 um 18.00 Uhr – Karl Motesiczky Gedenkkonzert
Brahmsplatz, 1040 Wien

Donnerstag 16. Mai 2024 um 18.00 Uhr – Rosa Jochmann Gedenkkonzert
Festsaal der Bezirksvorstehung Simmering, Enkplatz 2, 1110 Wien

Samstag 18. Mai 2024 um 13.00 Uhr – Hager – Spitzer Gedenkkonzert zum Holocaust.
Theresienbadpark beim Meidlinger Künstler – Gedenkstein, 1120 Wien

Sonntag 19. Mai 2024 um 13.00 Uhr – Franz Plotnarek Gedenkkonzert
Richard – Wagner – Park, 1160 Wien

Sonntag 19. Mai 2024 um 17.00 Uhr – Floridsdorfer Gedenkkonzert zum Holocaust
Alma-Rosé-Park, Grellgasse, 1210 Wien

Freitag 24. Mai 2024 um 19.00 Uhr – Hedy Urach Gedenkkonzert
Denkmal für die vom NS-Regime geköpften Hietzinger Straßenbahner in der Hetzendorfer Straße 188, 1130 Wien

Freitag 7. Juni 2024 um 18.00 Uhr – Hedy Blum Gedenkkonzert zum Holocaust
Johanneskirche (Dr.-Andreas-Zailer-Gasse 10, 1230 Wien)

Samstag 8. Juni 2024 um 15.00 Uhr – Adolf Unger Gedenkkonzert
Rabbiner-Friedmann-Platz, Heinestr. 30, 1020 Wien

Samstag 8. Juni 2024 um 18.00 Uhr – Reinhold Duschka Gedenkkonzert
Amphitheater im Schmalzhoftempelpark, 1060 Wien

Diese 1. Wiener Gedenkkonzerte zum Holocaust werden von den Bezirksvertretungen gefördert und der Eintritt ist überall frei.

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