Happy Birthday, Israel!

Das 75-jährige Jubiläum ist vor allem eine ökonomische Erfolgsgeschichte: Die Metropole Tel Aviv zählt mehrere hundert Start-up-Unternehmen. ©Shinaimm/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Die 75-jährige Geschichte des Landes ist auch die Geschichte großer wirtschaftlicher Erfolge. Die Wachstumsraten sind hoch, das Pro-Kopf-Einkommen ist in Israel höher als in Österreich oder Deutschland.

Von Martin Engelberg

Jeder Besuch Israels – und seien sie innerhalb weniger Monate – bringt neue, großartige Eindrücke: Da ein neues Hochhaus, dort ein ganzes Stadtviertel, welches wunderschön renoviert wurde, am Meer wieder neue Strandpromenaden. Israelis witzeln schon, das neue Wahrzeichen Israels wäre ein Baukran statt der Menora, die jetzt das Staatswappen ziert. Die 75-jährige Geschichte des Landes ist insgesamt eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die ja schon vielfach beschrieben und dokumentiert ist. Die Entwicklungen der letzten Jahre lassen einem das Herz nochmals höherschlagen.

Vielen ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass Israel zum ersten Mal reiche Länder wie Österreich beim Pro-Kopf-Einkommen überholt hat. Israel nimmt heute mit einem BIP (Bruttoinlandsprodukt) pro Einwohner von mehr als 55.000 US-Dollar (umgerechnet rund 51.000 Euro) weltweit bereits den 16. Platz ein. Österreich mit 52.000 USD (ca. 48.100 €) und Deutschland mit 48.000 USD (ca. 44.700 € liegen heute bereits hinter Israel. Wohl sind die Einkommensunterschiede in Israel im Vergleich zu Österreich und Deutschland hoch, sie ähneln jenen in den USA. Diese Ungleichheit ist vor allem der Situation der jüdisch-orthodoxen und arabischen Haushalte in Israel geschuldet, die gemeinsam mehr als 25 Prozent der Bevölkerung ausmachen. 60 Prozent dieser Haushalte leben an oder unter der Armutsgrenze, dies vor allem auch bedingt durch die Tatsache, dass etwas weniger als die Hälfte der orthodoxen jüdischen Männer einer regulären Arbeit nachgehen und ihr Leben dem Studium der religiösen Lehren widmen.

Die Wachstumsraten in Israel sind jedoch weiterhin hoch, und der neue Wirtschaftsminister Nir Barkat meinte in einem Gespräch, dass sich das Wirtschaftswachstum Israels in den nächsten 15 bis 20 Jahren nochmals verdoppeln sollte. Gleichzeitig ist die Staatsverschuldung Israels mit zirka 60 Prozent des BIP relativ moderat. Zum Vergleich: In Österreich liegt sie bei etwa 80 Prozent des BIP. Dementsprechend ist auch das Kreditrating Israels mit AA (Standard & Poor) sehr hoch. Es ist zwar niedriger als jenes Österreichs oder Deutschlands, dies ist aber der dauernden instabilen Sicherheitslage Israels geschuldet, die auch immer starke Auswirkungen auf die Wirtschaft hat.

All diese Zahlen und Fakten sind für Menschen umso erstaunlicher, die Israel noch als Staat mit Hyperinflation, ständigen Währungsreformen, ohne frei konvertibler Währung, einer explodierenden Staatsverschuldung und dem Pro-Kopf-Einkommen eines Entwicklungslandes in Erinnerung haben.

Vorbei sind die Zeiten, als nach trockenen Wintern das Oberrabbinat in Israel zum Gebet für Regen aufrief und immer mehr Wasser aus dem See Genezareth entnommen werden musste. Heute deckt Israel bereits achtzig Prozent des Trinkwasserbedarfs aus Meerwasser-Entsalzungsanlagen, bis 2025 sollen es dann hundert Prozent sein. Israel hat bereits begonnen, seine Nachbarländer mit Trinkwasser zu versorgen.

Ähnlich die Situation bei fossilen Energieträgern: War Israel lange Zeit vollständig von Importen abhängig, hat es in den vergangenen 30 Jahren gewaltig große Gasfelder vor der Küste entdeckt und erschlossen. Seit 2013 ist Israel unabhängig von Gasimporten geworden. Die Energieversorgungskrise in Europa im Zuge des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine hat die Aufmerksamkeit der EU-Kommission auch auf Israel als möglichen Lieferanten von Erdgas gelenkt. Sobald die entsprechenden Lieferkapazitäten – über Ägypten, die Türkei und Griechenland – hergestellt sind, könnte Israel bis zu zwanzig Prozent des gesamten Erdgasbedarfs Europas decken.

Israel kann sich heute einen gut ausgestatteten Wohlfahrtsstaat leisten und gibt dabei sage und schreibe fünf Prozent des BIP für seine Verteidigung aus. Nur zur Erinnerung: Die USA drängen seit Jahren (bisher weitgehend erfolglos) die europäischen Länder dazu, zumindest zwei Prozent des BIP für ihr Militär auszugeben. Österreich liegt derzeit bei 0,6 Prozent, und der Bundeskanzler hat den sehr ambitionierten Plan, die Militärausgaben Österreichs auf ein Prozent des BIP anzuheben.

Wohl schon allgemein bekannt ist, dass Israel nach den USA weltweit die zweitgrößte Zahl an Startup-Unternehmen besitzt. Nach den USA und China hat Israel die drittmeisten Firmen an der US-Börse NASDAQ notiert. Alle namhaften internationalen Hightechunternehmen haben Niederlassungen und große Forschungseinheiten in Israel etabliert. So fährt man in Israel ständig an kleinen Silicon Valleys vorbei, wo einem bekannte Namen wie Intel, Microsoft, Apple, IBM, Google, Facebook usw. entgegenleuchten.

Israel ist Mitglied der OECD. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist eine Gemeinschaft der entwickelten Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen. Außerdem hat Israel unterzeichnete Freihandelsabkommen mit der EU, den USA, der EFTA und – mit Mercosur – auch mit den Ländern Südamerikas. Damit ist die israelische Wirtschaft in aller Welt unglaublich gut vernetzt. Nicht umsonst hat das renommierte britische Wirtschaftsmagazin Economist Israel im Jahr 2022 als vierterfolgreichste Wirtschaft aller entwickelten Länder gereiht.

Happy Birthday, Israel – auf viele weitere erfolgreiche Jahre!

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